Koranverbrennungen in Stockholm: Schweden warnt vor erhöhter Terrorgefahr
Durch wiederholte islamfeindliche Aktionen steigt die Anschlagsgefahr in Schweden, warnt der nationale Geheimdienst. Auch Russland bedrohe das Land zunehmend.
Es ist erst eine Woche her, dass Demonstrant:innen die Botschaft in Bagdad anzündeten. Nun warnt der schwedische Nachrichtendienst Säpo vor einer erhöhten Terrorgefahr im Land selbst – ausgelöst durch wiederholte Koranschändungen.
Im öffentlich-rechtlichen Radio sagte Susanna Trehörning, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Terrorismusbekämpfung bei der Säpo, am Mittwoch: „Wir befinden uns in einer sehr ernsten Situation, und es gibt eine erhöhte Bedrohungsgefahr.“
Damit sei es wahrscheinlicher, dass es zu Anschlägen komme: Der Nachrichtendienst glaubt, dass Schweden von einem möglichen Terrorziel zu einem Hauptziel geworden sei.
„Krieg gegen die islamische Welt“
Am Wochenende hat Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Khamenei auf Twitter von einem „Krieg gegen die islamische Welt“ gesprochen und forderte Stockholms Regierung auf, die „Verbrecher, die den Heiligen Koran verbrannt haben, an die Justizsysteme der muslimischen Länder“ zu übergeben.
Der Staat steht nicht hinter dem, was einzelne Akteure tun.
Carl-Oskar Bohlin, schwedischer Minister für Zivilverteidigung
Minister:innen der rechtskonservativen Regierung haben die Aktionen in den vergangenen Wochen zwar mehrfach verurteilt, verwiesen aber auf das Grundgesetz.
„Der Staat steht nicht hinter dem, was einzelne Akteure tun“, sagte Schwedens Minister für Zivilverteidigung, Carl-Oskar Bohlin, auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. „Sie haben aber ein verfassungsmäßiges Recht, dies zu tun.“
Ähnlich wie Trehörning warnte Bohlin vor den Folgen solcher Aktionen. „Wir sehen unter anderem, wie von Russland unterstützte Akteure aktiv daran arbeiten, falsche Behauptungen zu bekräftigen, dass Schweden als Staat hinter der Schädigung heiliger Schriften stecke.“
Die verschlechterte Sicherheitslage im Lande hängt dem Nachrichtendienst Säpo zufolge aber nur teilweise mit russischen Desinformationskampagnen zusammen.
„Wir erleben eine Entwicklung, bei der sich das Bild Schwedens von einem toleranten Land zu einem muslimfeindlichen Land gewandelt hat“, sagte Susanna Trehörning. Das liege vor allem an den Koranverbrennungen.
Einer Einschätzung des Nationalen Zentrums für Terrorismusbewertung zufolge geht die größte Bedrohung für mögliche Terroranschläge in Schweden gleichermaßen von der extremen Rechten wie auch gewalttätigen Islamisten aus.
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