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Kongolesische Polizisten stehen Wache im Ost-Kongo (Symbolbild).

© REUTERS/Arlette Bashizi

Bitte um internationale Untersuchung: Regierung spricht von fast 300 Toten nach „Massaker“ im Ost-Kongo

Zunächst war die Regierung der Demokratischen Republik Kongo von 50 Opfern ausgegangen. Sie macht die Rebellengruppe M23 für die Tat verantwortlich.

Bei einem Massaker im Osten der Demokratischen Republik Kongo Ende November sind deutlich mehr Menschen getötet worden als zunächst angenommen. Die Behörden des Landes beziffern nun die Zahl der zivilen Opfer bei dem Angriff in der Stadt Kishishe am 29. November auf 272, wie der französische Sender RFI am späten Montagabend meldete. Bisher war von 50 Opfern berichtet worden. Industrieminister Julien Paluku nannte die neue Zahl und machte die Miliz M23 für die Bluttat verantwortlich.

Die Rebellengruppe M23, die von Ruanda unterstützt wird, verbreitet in der Region Rutshuru in der Provinz Nord-Kivu an der Grenze zu Ruanda Angst und Schrecken. Paluku, früherer Gouverneur von Nord-Kivu, erklärte, in Rutshuru ereigne sich ein Drama, ein Kriegsverbrechen. Mindestens 17 Kinder seien in einer Kirche und in einem Krankenhaus getötet worden. Es sei aber nicht möglich, alle Daten zu erfassen, weil die M23 derzeit das Gebiet kontrolliere.

Ende November hatten sich die kongolesische und ruandische Regierung auf eine Feuerpause der M23 geeinigt. Die Rebellen waren nicht an den Verhandlungen beteiligt, erklärten zunächst entsprechend, sich nicht daran halten zu wollen, versprachen es später doch. Bis zum Massaker von Kishishe dauerte die Waffenruhe fünf Tage.

Regierungssprecher Patrick Muyaya erklärte, der Generalstaatsanwalt werde Ermittlungen zum Massaker aufnehmen, zugleich rief er den Internationalen Strafgerichtshof zu einer Untersuchung auf.

M23-Milizen wurden von Ruanda ausgestattet

Derzeit verhandelt die kongolesische Regierung in der kenianischen Hauptstadt Nairobi mit mehr als 50 Rebellengruppen, die in der Demokratischen Republik Kongo aktiv sind. Die M23 sind nicht daran beteiligt, da die Regierung aufgrund ihrer Unterstützung durch Ruanda erst mit den Rebellen verhandeln will, wenn sie ihre Positionen aufgegeben und ihre Waffen niedergelegt haben. Im Osten des Kongo herrscht seit Jahrzehnten ein blutiger Konflikt um Macht und die Kontrolle der reichen Rohstoffvorkommen.

Ihren Ursprung hat die Miliz M23 in der Zeit des Genozids in Ruanda. Damals wurde sie von den Truppen des heutigen ruandischen Präsidenten Paul Kagame ausgestattet, um Hutu-Milizen zu verfolgen, die sich nach ihren Mordzügen im Ostkongo abgesetzt hatten. Seit diesem Frühjahr hat M23 wieder mehrere Orte eingenommen. Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo erklärte zudem, die Rebellen hätten Zivilisten in der Region zwangsrekrutiert. (epd/dpa)

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