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ME/CFS ist eine sehr häufige Begleitung von Long Covid.

© Shutterstock / Hung Chung Chih/Hung Chung Chih

Studie zu schwerem Long Covid: Auch 20 Monate nach der Infektion noch sehr krank

Betroffene, die am Chronischen Fatigue-Syndrom ME/CFS erkranken, sind lange stark beeinträchtigt. Forschende der Charité wollen die Handkraft nutzen, um den Verlauf der Erkrankung zu prognostizieren

Long Covid trägt es schon im Namen: langandauernd. Doch wie lange dauert diese Erkrankung? Nicht nur Betroffene fragen sich, wie lange sie mit ihren Symptomen zu kämpfen haben werden. Für die ersten Monate nach der Infektion mit dem Coronavirus gibt es dazu mittlerweile Erkenntnisse aus einer Reihe von Studien, teilte die Charité in einer Pressemitteilung mit.

Danach dauert die Erholung im Schnitt desto länger, je schwerer die Infektion verlaufen ist. „Bei vielen gehen die Beschwerden innerhalb eines Jahres zurück – das gilt jedoch leider nicht für alle Erkrankten.“

Menschen mit einem Post Covid leiden oft auch anderthalb Jahre später noch an der typischen „bleiernen Erschöpfung“, bekannt als Fatigue Syndrom (ME/CFS). Das zeigt eine im Fachmagazin „eClinicalMedicine“ publizierte Studie der Charité und des Max Delbrück Centers, die am Dienstag vorgestellt wurde. Für die Studie wurden 106 Teilnehmende – überwiegend Frauen – zu drei Zeitpunkten im Abstand von mehreren Monaten medizinisch untersucht.

Post-Covid-Betroffene mit schwerer Fatigue sind auch mehr als eineinhalb Jahre nach ihrer Infektion noch immer krank.

 Judith Bellmann-Strobl, Studienautorin

„Leider zeigen unsere Daten, dass Post-Covid-Betroffene mit schwerer Fatigue auch mehr als eineinhalb Jahre nach ihrer Infektion noch immer krank sind“, sagt Studienautorin Judith Bellmann-Strobl von der Hochschulambulanz für Neuroimmunologie des Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung der Charité und des Max Delbrück Centers. Nur bei der Hälfte der Untersuchten – die nicht das Vollbild von ME/CFS zeigen – zeichne sich eine langsame Besserung zumindest einiger Symptome ab.

Nur bei der Hälfte der Untersuchten – die nicht das Vollbild von ME/CFS zeigen – zeichnete sich eine langsame Besserung zumindest einiger Symptome ab.

Die Studienautoren machten allerdings eine Beobachtung, mit der sich künftig der Krankheitsverlauf bei Post-Covid-Erkrankten abschätzen lassen könnte: Je mehr Kraft die Patientinnen und Patienten zu Beginn der Erkrankung in der Hand hatten, desto geringer ausgeprägt waren ihre Symptome bis zu 20 Monate später.

Bevor wir die Handkraft prognostisch nutzen können, müssen wir ihre Aussagekraft mit weiteren Studien bestätigen.

Carmen Scheibenbogen, Studienautorin

Die Handkraft sei demnach nicht nur ein Parameter für die Schwere der Erkrankung zu Beginn gewesen, sondern habe auch vorhersagen können, wie sich die ME/CFS-Erkrankung weiter entwickeln werde, sagt Carmen Scheibenbogen, Studienautorin und Leiterin des Charité Fatigue Centrums. „Bevor wir die Handkraft allerdings prognostisch nutzen können, müssen wir ihre Aussagekraft mit weiteren Studien bestätigen“, ergänzt die Forscherin.

In Europa leben laut Weltgesundheitsorganisation etwa 36 Millionen Menschen mit Long-Covid. Die meisten davon seien laut Scheibenbogen so stark eingeschränkt, dass sie kein normales Leben mehr führen könnten. Die Studie zeige nun, dass die meisten ME/CFS-Erkrankten „anhaltend schwer krank sind“.

Die Medizinerin fordert deshalb neben der intensiven Suche nach wirksamen Therapien Versorgungseinrichtungen, in denen die Betroffenen „auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse und klinischer Erfahrung multidisziplinär“ betreut werden.

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