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Kreplach im Restaurant Berta.

© Jörg Lehmann

Restaurantkritik Berta: Kreplach mit Parmesan und persischer Wolfsbarsch

Wohlfühlatmosphäre, tolles Ambiente, hochmotiviertes Personal: In der Stresemannstraße wird erstklassige nahöstliche Küche mit Gute-Laune-Faktor aufgetischt.

Lautes Juchzen empfängt mich beim Betreten des Restaurants Berta. Ist da etwa schon eine Party in vollem Gang? Ein Blick zur offenen Küche zeigt, dass sich das Team gerade auf einen dynamischen Abend einstimmt.

Schon auf dem Weg zum Tisch wird klar: Das ist ein Wohlfühl-Restaurant. Vom Dämmerlicht bis zu den flackernden Kerzen, von den silbernen Rohren unter der Decke bis zu den schwarz-weißen Bildern an den Wänden wurde hier ein Ambiente geschaffen, in dem sich auch internationale Prominenz wie zu Hause fühlt.

 So ruhig geht’s am Abend selten zu: Blick in die Küche des „Berta“.

© Foto: Tammy Bar Shay

Und die Kellner treten mit einer so erwartungsfrohen Präsenz an den Tisch, dass man praktisch nicht anders kann, als zu versichern, wie großartig man das alles findet. Voraussetzung ist allerdings, dass man im Englischunterricht aufgepasst hat.

Grassierende gute Laune – auch gut fürs Geschäft

Den Aperitif vom Schloß Vaux schenkt der aus Israel stammende Kellner am Tisch ein (8 Euro). Dabei hätte es des kühl prickelnden Getränks gar nicht bedurft, um von der grassierenden guten Laune angesteckt zu werden. Die ist ziemlich sicher auch gut fürs Geschäft, am Ende bestellten wir bei der ebenfalls supernetten Kollegin jedenfalls mehr als geplant – was sich nicht als Fehler erwies. 

Die frische, butterweiche Brioche („Kubaneh“, 9 Euro) sollte man sich sowieso nicht entgehen lassen. Dazu gab es Dips aus rotem Meerrettich, Chili-Knoblauch-Joghurt und Anchovi-Butter.  

Der Versuchung, den Teller für die Tapferen („A Plate For the Brave“, 5 Euro) mit verschiedenen scharfen Paprikaschoten zu probieren, konnten wir ebenfalls nicht widerstehen. Eine Entdeckung waren die kleinen, weißen Knoblauchzehen nicht unähnlichen, säuerlich-scharfen türkischen Gewächse, der feurige orangefarbene Dip hatte es aber auch in sich.

Sehr majestätisch angerichtet das „Tartar Faust“, einige Kügelchen vom kurz angebratenem feinen Rinderhack, bedeckt mit der nahöstlichen Mischung „Zaatar“, gewürzten Reis-Crackern und einer halben Tomate, mit der beim Servieren einmal kurz über die Kügelchen gestrichen wurde. Maximaler Effekt bei geringem Materialeinsatz, dazu Auberginen-Dip-Tupfer (15 Euro).

Ein Kreplach-Hit zum Hauptgang

Deutlich sättigender war Aubergine Tartar („Criza“, 12 Euro), dicke, fleischige Würfel, sanft gewürzt, unter einem hübschen, längs geschnittenen Chip und mit Himbeeren apart dekoriert.

Vor Begeisterung bestellt man mehr als geplant: Kubaneh mit rotem Meerrettich-Dip, Chili-Knoblauch-Joghurt und Anchovi-Butter.

© Elisabeth Binder/Tagesspiegel

„Kreplach“ war der Hit zum Hauptgang: Mit flüssigem Parmesan gefüllte, von der Form her zusammengerollten Schnecken ähnliche Teigtaschen mit Beigaben von Milchschaum und einer erstaunlich harmonischen Mischung aus karamellisierten Zwiebeln, Bier und Miesmuscheln (27 Euro).

Der saftige Wolfsbarsch mit einem persischen Eintopf aus Algen und Kräutern („Ghormeh Sabzi“, 26 Euro) hatte eine brillant aromatisierte Haut. Dazu gab es Reischips und eine feine Sesampaste.

Zum Dessert schmeckte wunderbar gewürztes Kompott aus Apfel- und Birnen-Würfeln, dazu Grießkuchen mit Koriandersamen-Creme („Safta Lea Kompott“, 11 Euro).

Die Sommelière erläuterte geduldig Weine, darunter die leider hochpreisigen israelischen, und schenkte dann aufmerksam nach vom günstigen mallorquinischen Rosé, der zum Essen sehr gut passte (38 Euro). Zwei genussvolle Stunden umfasste das uns zugestandene Zeitfenster, das wir bis zur letzten Minute ausgekostet haben.

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