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Megan Rapinoe und Susan Bird hatten gleich zwei Medaillen in Tokio zu feiern.

© imago images/UPI Photo

Queere Highlights bei den Olympischen Spielen: Team Regenbogen landet in Tokio auf Platz sieben

Ein Sieger bei Olympia war das Team Regenbogen - sportlich, und weil sich queere Sportler*innen vehement für Akzeptanz einsetzten. Hier sind unsere Highlights.

So viel Regenbogen gab es bei den Olympischen Spielen noch nie: Mindesten 180 Athlet*innen, die offen queer sind, gingen in diesem Jahr an den Start. Das sind mehr als bei allen anderen Olympischen Spielen zusammengerechnet. Wäre Team Regenbogen als eigene Nation angetreten, dann hätte es im Medaillenspiegel Rang sieben belegt, noch vor den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und Italien.

Das ergab eine Zählung des US-amerikanischen Sportmagazins „Outsports“, das die Medaillen aller offen queeren Sportler*innen zusammengezählt hat. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen: Elf Goldmedaillen, 12 Silbermedaillen und neun Bronzemedaillen holten die queeren Athlet*innen in Tokio. Unsere queeren Highlights haben wir hier festgehalten:

Tom Daley spricht sich für Akzeptanz aus

Zunächst war da natürlich der Turmspringer Tom Daley, der bereits zu Beginn von Olympia mit seinem Partner Matty Lee Gold im Synchronspringen holte. Bei der Siegerehrung kamen dem 27-jährigen Briten die Tränen und er sprach sich in einem bewegenden Statement für die Rechte queerer Personen aus.

„Ich bin unglaublich stolz, sagen zu können, dass ich ein schwuler Mann und gleichzeitig Olympiasieger bin“, sagte er, „als ich jünger war, dachte ich nicht, dass ich jemals etwas erreichen würde aufgrund dessen, wer ich war. Jetzt ein Olympiasieger zu sein, zeigt, dass man alles erreichen kann.“

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In den darauffolgenden Tagen begeisterte er die Zuschauer*innen außerdem mit seinen Handarbeitskünsten. Während des Wettbewerbs der Frauen saß er etwa auf der Zuschauertribüne und strickte einen Hunde-Pulli – ein Bild, das in den sozialen Medien binnen kürzester Zeit tausendfach geteilt und kommentiert wurde und wohl noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Im Einzelspringen erreichte er außerdem die Bronzemedaille. Im Anschluss daran machte er in der Pressekonferenz erneut auf queere Themen aufmerksam: Bei Olympia seien immer noch Nationen dabei, in denen queeren Menschen die Todesstrafe drohe.

Weiter sagte er: „Die Geschichte hat gezeigt, dass alles, was die Gesellschaft ist, von der heterosexuellen, weißen, männlichen Perspektive diktiert wurde. Es gibt so viele unterschiedliche Perspektiven und Sichtweisen, ob das race, Religion, Geschlecht oder sexuelle Orientierung oder was auch immer ist. Wenn wir zusammenkommen und all diese unterschiedlichen Sichtweisen nutzen können, dann wäre die Welt ein besserer Ort.“

Sue Bird und Megan Rapinoe feiern zwei Medaillen

Für Sue Bird war das Spiel der US-amerikanischen Basketballerinnen gegen Japan wohl ein ganz besonderes. Zum einen, weil sie sich mit 90:75 durchsetzen und so ihre fünfte Goldmedaille sichern konnte und zum anderen, weil ihre Verlobte Megan Rapinoe von der Zuschauertribüne dabei sein durfte. Kaum war das Spiel vorbei, rannte Bird freudestrahlend zu ihr und küsste sie.

Später postete Rapinoe das Foto auf Instagram und schrieb dazu: „Ich bin so stolz auf dich. Als könnte ich dich noch mehr lieben. Glückwunsch, Baby!“ Die 36-jährige US-amerikanische Fußballnationalspieler war selbst bei den Olympischen Spiele dabei, deshalb durfte sie trotz der Coronavirus-Pandemie das Basketballspiel ihrer Verlobten anschauen. Die beiden lernten sich bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio kennen und verlobten sich im Oktober 2020.

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Rapinoe hatte in diesem Jahr mit dem Fußballteam die Bronzemedaille geholt, nachdem sie im Halbfinale gegen Kanada verloren hatten. Vor dem Basketball-Finale erzählte sie gegenüber NBC Sports, wie inspirierend Bird für sie sei: „Sie macht die Dinge einfach richtig. Sie spielt mit einem Gefühl der Freude und sie macht alle um sich herum besser – auf dem Feld und daneben. Sie ist einfach eine unglaubliche Person.“

Laurel Hubbard will trans Personen Mut machen

Als erste Athletin, die offen trans ist, ging Laurel Hubbard in diesem Jahr an den Start. Die 43-jährigen Gewichtheberin aus Neuseeland hatte lange dafür gekämpft, überhaupt bei Olympia antreten zu dürfen und musste nachweisen, dass ihr Testosteronwert über einen bestimmten Zeitraum niedrig genug war, um bei den Frauen zugelassen zu werden.

Bereits im Voraus war ihr viel Transfeindlichkeit entgegengeschlagen, so hatte zum Beispiel die Gruppe „Save Women’s Sport Australia“ gegen ihre Teilnahme protestiert und behauptet, dass trans Frauen zukünftig den Frauensport dominieren würden. Der öffentliche Hass war wohl auch ein Grund, weshalb Hubbard sich über viele Jahre aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und praktisch keine Interviews mehr gegeben hatte.

Als erste Athletin, die offen trans ist, ging Laurel Hubbard in diesem Jahr an den Start.

© REUTERS

Nun ging sie in Tokio aber an den Start und bekam vor allem von der queeren Community in den sozialen Medien viel Unterstützung und Zuspruch. In ihrem ersten Wettkampf schied sie bereits nach drei ungültigen Versuchen aus und verpasste eine Medaille deshalb eindeutig. Wie queer.de berichtete, sagte sie im Anschluss an den Wettkampf: „Das Alter hat mich eingeholt. Wahrscheinlich hat es mich schon vor einiger Zeit eingeholt.“ Hubbard war die älteste Teilnehmerin in ihrem Wettkampf. Deshalb sei es wahrscheinlich an der Zeit darüber nachzudenken, sich auf andere Dinge in ihrem Leben zu kümmern.

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„Ich bin einfach so dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte, hierher zu kommen und ich selbst zu sein", sagte sie, „Was mich im Sport antreibt, ist der Sport selbst." Sie selbst sehe sich nicht als Vorbild für die gesamte Trans-Community, aber hoffe, dass ihre Gegenwart bei Olympia vielen Mut gegeben habe.

Quinn hofft auf Veränderungen

Bei den Olympischen Spielen hat Quinn Geschichte geschrieben: als erste Person, die offen trans nicht binär ist, und die Goldmedaille geholt hat. In einem echten Fußballkrimi konnte das kanadische Frauenteam sich letztendlich im Elfmeterschießen gegen Schweden durchsetzen und sich zum ersten Mal in der Geschichte ganz oben auf dem Treppchen landen. Mittelfeldspieler*in Quinn gehörte zur kanadischen Startelf und wurde erst nach der Pause ausgewechselt.

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Im vergangenen Jahr hatte Quinn sich als trans nicht binär geoutet. Vor den Olympischen Spielen schrieb Quinn in einem Post: „Erste Person bei Olympia, die offen trans ist. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll. Ich fühle mich stolz, ‚Quinn‘ in der Aufstellung und auf meiner Akkreditierung zu lesen. Ich fühle mich traurig zu wissen, dass so viele Olympionik*innen nicht in der Lage dazu waren, ihre Wahrheit zu leben wegen der Welt. Ich fühle mich optimistisch für Veränderungen. Veränderungen in Regeln, Strukturen und Denkweisen.“

Nesthy Petecio widmet Medaille der queeren Community

Unvergessen bleibt wohl auch die philippinische Boxerin Nesthy Petecio, die ihre Silbermedaille der queeren Community widmete. In der Klasse Federgewicht konnte Petecio sich knapp gegen die Japanerin Sena Irie durchsetzen.

Wie NBC News berichtete, widmete sie ihre Medaille den Philippinen, den Trainer*innen und der gesamten LGBTIQ*-Community: „Dieser Sieg ist für die LGBTQ-Community. Auf geht’s, kämpft!“ Außerdem soll sie gesagt haben, dass sie stolz sei, ebenfalls Teil der Community zu sein. Petecio ist die erste Frau von den Philippinen, die eine olympische Medaille im Boxen gewinnt und außerdem die erste philippinische Person, die seit fast 25 Jahren überhaupt eine Medaille in dieser Disziplin geholt hat.

Lucilla Boari stellt Freundin vor

Für die italienische Bogenschützin Lucilla Boari war der 30. Juli ein ganz besonderer Tag - oder wie sie später auf Instagram sagte: der beste Tag ihres Lebens. Als erste Frau in der Geschichte Italiens gewann sie in der Disziplin Bogenschützen eine olympische Medaille. Mit 7:1 konnte sie sich gegen die US-Amerikanerin Mackenzie Brown durchsetzen und Bronze holen. Anschließend nahm sie an einer virtuellen Pressekonferenz teil, die live auf Facebook übertragen wurde.

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Mitten in der Konferenz erhielt sie plötzlich eine Videobotschaft von der niederländischen Bogenschützin Sanne de Laat, die selbst nicht an Olympia teilnahm. Sie sagte: „Glückwunsch! Es ist super, super super toll und ich bin so stolz auf dich. Ich kann es nicht abwarten, dass du hier bist und ich dir eine dicke Umarmung geben kann. Ich liebe dich so sehr. Super gemacht!“ Daraufhin lächelte Boari breit und erklärte, dass das soeben ihre Freundin gewesen sei.

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