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Bereits am Vorabend des Christopher Street Days gingen Menschen auf die Straße.

© David Gannon/AFP

Queeres Leben in der Kirche: Die Reformverweigerung verhöhnt die Betroffenen

Öffentlich forderten queere Menschen mit #OutinChurch eine Reform der katholischen Kirche und ein Ende der Diskriminierung. Die verweigert sich bis heute.

Ein Kommentar von Laura Dahmer

125 Menschen outen sich öffentlich, gehen arbeitsrechtliche Risiken ein, machen sich angreifbar. Und es passiert: fast nichts. Mehr als ein halbes Jahr ist es her, dass Mitarbeitende der katholischen Kirche sich mit der Initiative #OutinChurch dazu bekannten, queer zu sein.

In einer großen ARD-Doku zeigten sie Gesicht und forderten: Nehmt uns so an, wie wir sind. Für die Kirche war das eine Chance, sich endlich zu erneuern. Diese Woche aber hat sie sich dagegen entschieden. Sie lehnte einen Vorschlag der innerkirchlichen Reformbewegung „Synodaler Weg“ ab.

Die Reformverweigerung verhöhnt Betroffene

Kernforderung von #OutinChurch war, nicht mehr Gefahr zu laufen, wegen geschlechtlicher Identität oder sexueller Orientierung gekündigt zu werden. Diese Möglichkeit besteht dank der „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“, der sich alle Mitarbeitenden der katholischen Kirche verpflichten.

Am Donnerstag legte der Synodale Weg den deutschen Bischöfen den Vorschlag für eine neue Sexuallehre vor, die die Diskriminierung queerer Menschen endlich beenden sollte. Viele Bischöfe stimmten dagegen, der Vorschlag scheiterte.

Diese Entscheidung verhöhnt alle, die sich mit #OutinChurch angreifbar gemacht haben, und zeigt: Die Kirche ist noch immer nicht bereit für Veränderung – trotz Rekordaustrittszahlen.

Papst Franziskus ermahnte Deutschland im Juli per Brief, mit dem Synodalen Weg keinen Sonderweg zu gehen. Aber genau das hätte die katholische Kirche in Deutschland tun sollen. Um zu zeigen, dass sie das Leid versteht, das sie queeren Menschen in ihren Reihen zufügt.

Immerhin, einige denken um. Das beweisen die 31 Bischöfe, die am Donnerstag für die neue Sexualmoral stimmten. Bischof Helmut Dieser aus Aachen sagte diese Woche: „Homosexualität ist gottgewollt.“ Aber das ist zu wenig.

Glaube, heißt es so schön in der Bibel, könne Berge versetzen. Für ihre queeren Mitglieder versetzt die Kirche bisher gar nichts.

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