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Dieses mit einer Drohne gemachte Bild zeigt das ganze Ausmaß der Katastrophe in Indien.

© Reuters/Stringer

Update

„Verantwortliche sind identifiziert“: Indiens Regierung nennt Signalfehler als Ursache für Zugunglück mit fast 300 Toten

In Indien kollidieren mehrere Züge. Mindestens 288 Menschen sterben. Jetzt teilt der Bahnminister den Grund mit. Zuvor hatte Premier Modi harte Strafen angekündigt.

| Update:

Mindestens 288 Menschen waren in Indien beim schwersten Zugunglück seit mehr als zwei Jahrzehnten gestorben. Nun teilte die Regierung mit, dass das Unglück durch einen Fehler im elektronischen Signalsystem verursacht worden sei. Der indische Minister für den Bahnverkehr, Ashwini Vaishnaw, sagte am Sonntag der Nachrichtenagentur Ani zufolge: „Wir haben die Ursache des Unfalls und die verantwortlichen Personen identifiziert.“ Weitere Angaben zum Stand der Ermittlungen machte er nicht.

Offiziellen Angaben zufolge waren nach der Kollision von zwei Personenzügen und einem auf den Gleisen stehendem Güterzug in der Nähe von Balasore im Bundesstaat Odisha mindestens 850 weitere Personen verletzt worden. Der Bergungseinsatz nach dem Zugunglück am Freitag dauerte die ganze Nacht an. Nachdem die Rettungskräfte stundenlang nach Verletzten und Toten gesucht hatten, wurde der Einsatz am Samstag für beendet erklärt.

Der Leiter der Feuerwehr, Sudhanshu Sarangi, sagte am Samstag, es gebe viele Schwerverletzte und die Zahl der Toten könne noch steigen. „Viele Menschen, die ins Krankenhaus gebracht wurden, erliegen dort ihren Verletzungen.“

Die Verantwortlichen werden schwer bestraft.

Narendra Modi, indischer Premierminister

Premierminister Narendra Modi kündigte Konsequenzen an. „Die Verantwortlichen werden schwer bestraft“, sagte er laut örtlichen Medien wie der „Hindustan Times“ am Samstag bei einem Besuch der Unglücksstelle und von Verletzten in einem Krankenhaus.

Es seien demnach Instruktionen gegeben worden, bei der Untersuchung „jeden Blickwinkel“ zu beachten. Modi sagte auch, dass die Regierung alles für die Behandlung der Verletzten tun würde.

Rettungskräfte arbeiten an der Stelle, an der ein Personenzug im Bezirk Balasore im ostindischen Bundesstaat Orissa entgleist ist.

© AFP/DIBYANGSHU SARKAR

AFP-Reporter sahen vor Ort mehrere umgestürzte Waggons. Neben den Schienen lagen zahlreiche mit weißen Laken bedeckte Leichen. Der Chef der Bahngesellschaft Indian Railways, Amitabh Sharma, sagte zum Unfallhergang, es habe eine „aktive Beteiligung“ von zwei Personenzügen gegeben, außerdem sei ein am Rand abgestellter Güterzug beteiligt gewesen.

Ein Überlebender sagte einem örtlichen Fernsehsender, er habe geschlafen, als sich der Unfall ereignet habe. Nach der Kollision hätten einige Passagiere auf ihm gelegen, er habe aber schließlich aus dem Waggon klettern können.

Ein Sprecher der Regionalregierung von Odisha sagte, wegen der vielen Verletzten seien 75 Krankenwagen sowie zahlreiche Busse an den Unfallort geschickt worden. Alle Krankenhäuser rund um den Unfallort bis hin zur rund 200 Kilometer entfernten Regionalhauptstadt Bhubaneswar seien in Alarmbereitschaft versetzt worden.

Indiens Premierminister Narendra Modi schrieb auf Twitter, er sei „erschüttert“ über das Zugunglück. Seine Gedanken seien bei den Hinterbliebenen. Das Büro des Premiers kündigte eine Entschädigung für die Angehörigen der Toten von je 200.000 Rupien (2267 Euro) an. Verletzte sollen demnach je 50.000 Rupien (567 Euro) bekommen.

Bei Balasore ereignete sich das schwerste Zugunglück seit mehr als zwei Jahrzehnten in Indien.

© AFP

Bahnminister Vaishnaw eilte zum Unfallort, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Er versprach zusätzlich eine Entschädigung in Höhe von einer Million Rupien für die Angehörigen der Toten. Schwerverletzte sollen den Angaben zufolge je 200.000 Rupien und Leichtverletzte je 50.000 Rupien erhalten.

Scholz und Steinmeier bekunden Angehörigen in Indien ihr Beileid

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bekundete sein Beileid. „Meine Gedanken sind bei den Opfern, Verletzten und ihren Familien. Deutschland steht an der Seite Indiens in dieser schweren Zeit“, erklärte Scholz auf Twitter.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte seiner indischen Amtskollegin Draupadi Murmu. „Angesichts dieser Katastrophe möchte ich Ihnen, Frau Präsidentin, und den Bürgerinnen und Bürgern Indiens, auch im Namen meiner Landsleute, meine tief empfundene Anteilnahme aussprechen. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und den vermissten Menschen sowie bei ihren Familien“ erklärte er.

Aus dem Vatikan hieß es, Papst Franziskus bete „für die vielen Verletzten und die Anstrengungen der Rettungskräfte“. Das katholische Kirchenoberhaupt sei „tief betroffen“. Auch Nepals Regierungschef Pushpa Kamal Dahal und das US-Außenministerium sprachen ihr Mitgefühl aus. „Unsere Gedanken sind in diesem Moment beim indischen Volk“, sagte State-Department-Sprecher Vedant Patel.

Indien besitzt eines der weltweit längsten Schienennetze. Es gab in der Vergangenheit immer wieder schwere Eisenbahnunfälle. 1981 waren zwischen 800 und 1000 Menschen ums Leben gekommen, als in Bihar ein Zug auf einer Brücke entgleist und in einen Fluss gestürzt war.

Allerdings hatte sich die Sicherheit auf den Schienen dank massiver Investitionen und neuer Technologien in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. (AFP, dpa)

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