zum Hauptinhalt
Polizisten ermitteln an einem der Tatorte in Wien.

© dpa/Georg Hochmuth

Debatte um Femizide in Österreich: Fünf Frauen und Mädchen in Wien an einem einzigen Tag getötet

In einem Bordell wurden drei Frauenleichen gefunden, in einem weiteren Fall eine Mutter und ihre Tochter. Hilfsorganisationen werfen Wien vor, nicht genug gegen Gewalt gegen Frauen zu tun.

In Wien sind allein am Freitag fünf Frauen und Mädchen getötet worden, davon drei in einem Bordell. Wie die Polizei am Samstag mitteilte, wurden die drei Frauenleichen in dem Bordell im Viertel Brigittenau der österreichischen Hauptstadt mit tödlichen Stichwunden gefunden.

Ein Zeuge hatte zuvor die Polizei gerufen. Ein 27-jähriger Verdächtiger, der die mutmaßliche Tatwaffe bei sich trug, sei in der Nähe festgenommen worden, erklärte die Polizei weiter. Der Mann war am Freitagabend in der Nähe des Tatorts in einer Grünanlage festgenommen worden. Er habe sich aggressiv verhalten und sei deshalb mit einer Elektroschockpistole außer Gefecht gesetzt worden, sagte ein Polizeisprecher am Samstag der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Laut Polizei wies der Mann Schnittverletzungen auf, die er sich bei der Tatausführung selbst zugefügt haben dürfte. Der mutmaßliche Täter werde noch verhört, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA. Ein Motiv hätten die Behörden bislang nicht festgestellt.

Den Beamten bot sich beim Eintreffen ein schreckliches Bild. Die getöteten Frauen wiesen den Angaben zufolge heftige Schnitt- und Stichverletzungen auf, sodass den Einsatzkräften schon beim Betreten des Tatorts klar war, dass für die Opfer jede ärztliche Hilfe zu spät kam.

Das Tatgeschehen habe sich auf mehrere Räumlichkeiten erstreckt, die Leichen seien in unterschiedlichen Zimmern gefunden worden, sagte der Polizeisprecher weiter. Gegen die bisher nicht identifizierten Opfer sei mit ungemein heftiger Gewalt vorgegangen worden.

Der 27-Jährige war nach bisherigen Erkenntnissen der letzte Besucher in dem Studio. Zeugen der Tat gibt es laut aktuellem Ermittlungsstand keine. Ob der Mann dort Dienstleistungen in Anspruch genommen hat oder sogleich mit einem Messer auf die Frauen losging, war weiterhin unklar.

26 Femizide im vergangenen Jahr in Österreich

In einem weiteren Fall wurden eine Mutter und ihre 13-jährige Tochter ebenfalls am Freitag tot in einer Wohnung in Wien gefunden. Nach Angaben von APA wurden die beiden womöglich erwürgt oder erstickt. Demnach ist der Vater derzeit der Hauptverdächtige für die Tat.

Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) verzeichnete im vergangenen Jahr 26 Femizide. In Österreich und anderen europäischen Ländern sind Morde an Frauen und Mädchen, oft durch Partner oder Ex-Partner, Gegenstand einer breiten Debatte.

Die österreichische Regierung hat angekündigt, gegen diese Verbrechen vorzugehen und auch mehr finanzielle Unterstützung für Organisationen versprochen, die Gewaltopfern helfen. Die Hilfsorganisationen werfen Wien vor, nicht genug gegen die Gewalt gegen Frauen zu tun.

Einer Studie der Regierung zufolge wurden zwischen 2010 und 2020 insgesamt 319 Frauen in Österreich getötet, in den meisten Fällen von männlichen Partnern oder Ex-Partnern. (AFP/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false