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Hollywood-Schauspieler Tom Cruise ärgert sich darüber, dass Kinofilme wie „Mission Impossible: Fallout“ auf modernen Fernsehern häufig wie Soaps aussehen. Er ruft zur Abschaltung von Bildverbesserungsfunktionen auf.

© Collection Christophel/Mauritius Images

TV-Verschlimmbesserungen: Kampf gegen den Soap-Effekt

Wenn Kinofilme von modernen Fernsehgeräten verhunzt werden. Auch der Ton kann Probleme machen. So lassen sich die Ärgernisse abschalten.

Wenn einen Tom Cruise anspricht, denkt man sich ja erst mal: Was will der von mir? Meinen Scientology-Beitritt? Soll ich in seinen neuen Kinofilm gehen? Ja, auch. Vor ein paar Tagen hat der Hollywood-Schauspieler auf Twitter ein Kurzvideo veröffentlicht, das ihn in Uniform zeigt, zwischen den Dreharbeiten zu seinem Film „Top Gun: Maverick“. Cruise geht es dabei weniger um den Inhalt dieser Blockbuster-Fortsetzung, sondern um dass, was von diesen Kinohits später übrig bleibt. Bei der Ausstrahlung auf modernen Fernsehgeräten sehen die mit aufwendiger Technik produzierten Streifen nämlich oft so aus wie Daily Soaps.

Cruise nennt den Schuldigen: die Bildverbesserung moderner Fernseher mit so klingenden Namen wie Motion Flow, Auto Motion Plus oder Intelligent Frame Creation. All diese Bild-Modi sollen unscharfe Stellen reduzieren, führen aber zum sogenannten Soap-Effekt. Indem die ursprünglich vorgesehene Bildrate (bei einem Film wie „Top Gun“ sind das in der Regel 24 Bilder pro Sekunde) durch einen Algorithmus hochgerechnet wird, wollen die TV-Hersteller dem Zuschauer ein möglichst flüssiges Bild liefern. Das ist bei der Übertragung von Fußballspielen durchaus sinnvoll. Filme aber sehen dadurch flach und künstlich aus, so wie in einer Soap-Kulisse.

Von Auto Motion Plus bis Intelligent Frame Creation

Der TV-Zuschauer kommt nur dann in den vollen Kinogenuss, wenn er die Bilder-Einstellung an seinem Fernseher ändert. Auch andere Hollywood-Größen wie Regisseur Christopher Nolan ("Interstellar") haben sich mit diesem Ärgernis an die Hersteller gewandt. Die scheinen sich langsam zu bewegen. Es gehöre zur Philosophie von Samsung, stets auf die Nutzerwünsche zu achten. „Daher verfolgen wir das Thema ,Film-Look bei aktuellen TVs‘ sehr aufmerksam und sind Anregungen zu Bildeinstellungen gegenüber generell sehr offen eingestellt“, sagt ein Samsung-Sprecher dem Tagesspiegel. Für TV-Inhalte wie Filme oder Serien, bei denen einigen Zuschauern diese Optik ungewohnt erscheint, ließe sich Auto Motion Plus problemlos deaktivieren.

Tom Cruise ist das zu wenig. Er fordert die Zuschauer auf, ihr TV-Modell zu googlen, um die Einstellung für die Bewegungsglättung an ihrem Gerät so zu ändern, dass „Top Gun“ auch wirklich nach „Top Gun“ aussieht. Und vielleicht auch nach „Top Gun“ klingt.

Die Bauweise moderner Flachbildfernseher, die in den letzten Jahren immer dünner wurden, wirkt sich nämlich auch auf den Ton aus, der mitunter stark nach einer Mischung zwischen Blechdose und Plastik klingt. Die Formel „je dünner der Fernseher, desto schlechter der Ton“ stimmt dabei allerdings nicht immer, wie Ronald Dammschneider von der Stiftung Warentest weiß. „Bei Fernsehern der gehobeneren Preiskategorie passt häufig auch der Ton, darauf werde durch die Konstruktion des Soundchassis geachtet“, sagte der Audio-Experte der Stiftung mit Verweis auf entsprechende Tests. Echtes Kinofeeling kommt aber selbst mit diesen Spitzenfernsehern nicht auf, schränkt er ein. Hierfür müsse zu anderen Mitteln gegriffen werden. Eine einfache und preisgünstige Variante ist die Ton-Wiedergabe über eine ohnehin vorhandene Stereoanlage. Die besten Ergebnisse bieten allerdings erst spezielle Heimkino-Anlagen mit mindestens 5.1-Dolby-Surround-Sound.

Guter Ton mit Clear Voice und Nachtmodus

Diesen Aufwand wollen viele Zuschauer jedoch nicht treiben. Eine Alternative kann eine Soundbar sein –, ein flaches Lautsprechersystem, das unter oder vor den Fernseher gestellt wird. Der Vorteil: Fernseher und Soundbar sind über ein kurzes HDMI-Kabel verbunden, ansonsten wird keine störende Kabelverbindung benötigt. Die Lautstärke wird bei dieser Lösung zudem bequem über die TV-Fernbedienung geregelt, was ein weiterer Vorteil ist. Der Preis muss bei der Wahl der Soundbar nicht das ausschlaggebende Kriterium sein. Es sollte zwar nicht das billigste System sein, im letzten Test der Stiftung Warentest („test“ 10/2018) schnitt jedoch die preiswerte Yamaha-Soundbar YAS-207 für rund 330 Euro bei den Systemen mit externer Bassbox am besten ab. Bei den Geräten ohne Extra-Bassbox lag mit der Nubert nuPro AS-250 hingegen das teuerste getestete Modell (585 Euro) ganz vorn. Bauartbedingt ist der räumliche Stereoeffekt aber bei Soundbars immer geringer als bei einer Stereoanlage oder einem Heimkinosystem.

Ein anderes Ärgernis betrifft die Vorliebe vieler Regisseure zu geflüsterten oder genuschelten Dialogen, die quer durch alle Genres zu gehen scheint und Authentizität suggerieren soll. Die Hersteller von Soundbars haben sich darauf inzwischen eingestellt. Abhilfe schafft die sogenannte Clear-Voice-Funktion, bei der die Frequenzgänge, die für die Verständlichkeit der menschlichen Stimme besonders wichtig sind, in mehreren Stufen verstärkt werden. So fällt es besonders Menschen in höherem Alter leichter, die Gespräche in den TV-Sendungen zu verfolgen.

Auch gegen eine andere Unsitte gibt es inzwischen eine technische Lösung. Während auf der einen Seite die Dialoge immer leiser werden, wird die Lautstärke bei Action-Szenen immer weiter heraufgesetzt. Wer seine Nachbarn schonen möchte, muss speziell bei Kino-Filmen ständig die Lautstärke am Fernseher verringern oder erhöhen. Oder er hat eine Soundbar mit Nachtmodus, mit dem auf Knopfdruck die Lautstärkespitzen neutralisiert werden. „Allerdings macht dies das Erlebnis bei Spielfilmen zugleich ein Stück weit kaputt“, sagt Warentester Ronald Dammschneider. Auch das keine gute Nachricht für Tom Cruise.

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