Doku mit Joko Winterscheidt: Die Widersprüche des Klimareisenden

Pinar Atalay hat es getan, Jan Hofer ebenso wie Linda Zervakis, zuletzt Dirk Steffens und Jörg Pilawa: Wollen prominente Fernsehgesichter ihr Blickfeld erweitern, wechseln sie gerade reihenweise auf fremde Plattformen. Viele versprechen sich davon Image- und Impulsschübe für sich und das Publikum oder gelegentlich gar die Rettung der Welt. Wie Joko Winterscheidt.

Auf ProSieben für reichweitenstarkes Entertainment zuständig, darf der haltungsstarke Kindskopf nun beim Amazon-Kanal Prime Video „machen, was ich will“, wie er es zum Auftakt einer Sendung beschreibt, deren Titel bewusst irritieren soll. „The World’s Most Dangerous Show“ (sechsmal 45 Minuten, ab 7. Juni bei Prime Video) ist nämlich mitnichten eine Variation berufsjugendlicher Realschulstreiche mit seiner besseren Hälfte Klaas Heufer-Umlauf, sondern buchstäblich brandgefährlich.

„Warum haben wir so eine kalte Science-Fiction-Vorstellung von morgen?

Joko Winterscheidt über seine Technologiegläubigkeit

Sechsmal 45 Minuten reist Joko um den Globus und nimmt die Verheerungen der Klimakrise in Augenschein, vor allem aber Lösungsansätze. Deshalb trifft er neben Mahnerinnen wie Luisa Neubauer auch Macher wie Bill Gates. Bei aller Verzweiflung ist der sendungsbewusste Moderator schließlich Berufsoptimist. Und weil er dazu auf selbstironische Art lustig sein kann, hebt Joko selten den Zeigefinger, sondern stellt sich samt Auftraggeber in Frage.

Ob der ressourcenverschlingende Konsumtreiber Amazon nur Greenwashing betreibe, fragt der Klimareisende selbst, antwortet mit ja, fügt aber hinzu: Besser als gar nichts gegen den Untergang zu tun. So beobachten wir eine Show, die sich permanent in Widersprüche von Fortschrittsgläubigkeit bis Massentierhaltung verstrickt, nur um sie ein Stück weit aufzulösen – und das sehr unterhaltsam.