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Genderdebatte in Brandenburg: Landtag prüft geschlechtergerechtere Sprache

Brandenburgs Verfassung soll schrittweise geschlechtergerechter werden. Bei einer Anhörung im Hauptausschuss des Landtags wurde darüber debattiert.  

Potsdam - Vier Landtagsfraktionen wollen eine geschlechtergerechtere Sprache in die Brandenburger Verfassung bringen. Im Gesetzentwurf von SPD, CDU, Grüne und der oppositionellen Linken soll exemplarisch der Artikel 3 geändert werden, in dem es um das Staatsvolk geht: Die Worte Bürger und Einwohner sollen durch Bürgerinnen und Bürger sowie Einwohnerinnen und Einwohner ersetzt werden. Grünen-Fraktionschefin Petra Budke sagte: „Brandenburg würde damit wegweisend sein.“ Danach solle der Landtag beauftragt werden, weitere Formulierungen zu ändern. Der Umfang ist bisher umstritten. 

In der Verfassung sollen nach dem Willen der vier Fraktionen auch die Bekämpfung des Antisemitismus und die Stärkung des jüdischen Lebens als Staatsziele aufgenommen werden. Außerdem geht es darum, die Freundschaft mit dem Nachbarland Polen zu vertiefen. 

In der Verfassung werden nur Minister genannt, keine Ministerinnen 

Der ehemalige Präsident des Verfassungsgerichts Brandenburg, Jes Möller, sagte am Mittwoch bei einer Anhörung des Hauptausschusses im Landtag zur geschlechtergerechten Sprache, wenn hervorgehoben werde, dass bestimmte Tätigkeiten von Frauen und von Männern gleichermaßen ausgeübt würden, sei das legitim und begrüßenswert. Er wies darauf hin, dass es Unstimmigkeiten gebe. So sei im Artikel zur Ernennung der Minister nur ein Ministerpräsident genannt, keine Ministerpräsidentin. 

Die Sprachwissenschaftlerin Ewa Trutkowski von der Goethe-Universität Frankfurt/Main sagte, die Nennung beider Geschlechter sei wider den natürlichen Sprachwandel und schließe nicht-binäre Menschen – also mit Geschlechtseintrag divers – aus. Der Sprachforscher Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin warb dafür, wenn es rechtlich möglich sein sollte, das Gendersternchen zu benutzen. Der Gebrauch des Maskulinums sei entstanden, weil „der Mann in der Gesellschaft der Normalfall war“. Inzwischen sei es Frauen nicht mehr zumutbar, sich mitgemeint zu fühlen.  

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Frauenministerin Lambrecht gegen Gendersternchen 

Bundesfrauenministerin Christine Lambrecht (SPD) hat Ministerien und Bundesbehörden unterdessen einen Verzicht auf das Gendersternchen empfohlen, wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtet. So sollen in amtlichen Schreiben weibliche Formen nicht über Binnen-I oder Doppelpunkt durchgesetzt werden. Lambrecht bezieht sich dabei auf den Deutschen Rechtschreibrat. (mit dpa)

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