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Überreste des Feuers vor der ehemaligen Förderschule in Premnitz:. Unbekannte hatten einen Brand im Eingangsbereich des Gebäudes gelegt, das zu einer Sammelunterkunft für 90 Asylbewerber ausgebaut werden soll.

© dpa

20-Jähriger aus Premnitz: Rassistischer Anschlag auf Flüchtlingsheim aufgeklärt

Der Verdacht hat sich erhärtet: Ein 20-Jähriger aus Premnitz hat das Feuer an dem Flüchtlingsheim in Premnitz gelegt.

Potsdam/Premnitz - Ein 20-Jähriger hat laut Polizei gestanden, den Brand an eine künftigen Flüchtlingsunterkunft in Premnitz gelegt zu haben. Der Mann hatte offensichtlich rechtsextreme Motive, nach eigenen Aussagen wollte er nicht, dass die Flüchtlinge in der Nähe seines Wohnortes untergebracht werden.Seiner Vernehmung waren umfangreichen Ermittlungen vorausgegangen, zahlreiche Zeugen wurden befragt. Einige gaben an, zur Tatzeit das Auto des 20-Jährigen in der Nähe des Feuers gesehen zu haben.Bei seiner Vernehmung gab der Mann dann zu, gemeinsam mit einem 17-Jährigen das Feuer an der verschlossenen Eingangstür des leerstehenden Gebäudes gelegt zu haben. Auch der 17-Jährige wurde vernommen,   bestritt aber, beteiligt gewesen zu sein. Sie mussten nach der Vernehmung mangels Haftgründen wieder entlassen werden.  Bei der Polizei sind die beiden Männer allerdings bereits bekannt - wegen Körperverletzung und Diebstahl. Gegen den 20-Jährigen war bereits vor einigen Jahren ermittelt worden - er soll Naziparolen gebrüllt haben, das Verfahrenwurde von der Staatsanwaltschaft Potsdam aber wieder eingestellt. Der rechtsextremen Szene im Havelland seien beide bisher nicht zuzurechnen gewesen, hieß es bei der Polizei.

In der Nacht zum 18. September sollen die beiden Tatverdächtigen mit einer kleinen Menge Brandbeschleuniger zuerst gelbe Säcke auf der Steintreppe des Gebäudes angezündet und anschließend eine Restmülltonne auf die brennenden Abfälle geschoben haben. Das Feuer loderte schnell hoch und beschädigte die Eingangstür, ein zufällig vorbeifahrender Wachmann eines Sicherheitsunternehmens bemerkte den Brand und rief Feuerwehr und Polizei. Die Einsatzkräfte verhinderten, dass die Flammen weiter auf das Gebäude übergriffen. Peter Meyritz, Leiter der Polizeidirektion West: „Einerseits bin ich froh, dass es uns gelungen ist, die Brandstiftung aufzuklären, im Hinblick auf die fremdenfeindliche Motivlage bin ich allerdings besorgt. Um so wichtiger ist es mir, mit den intensiv und letztlich erfolgreich geführten Ermittlungen zu zeigen, dass Straftaten gegen geplante Asylbewerberheime nicht folgenlos bleiben.“

In Premnitz läuft seit Ende August eine hitzige Debatte um das geplante Flüchtlingsheim. Zu dieser Zeit war bekannt geworden, dass der Landkreis Havelland in einer leer stehenden Schule ein Asylbewerberheim einrichten will. 90 Flüchtlingen sollen dort untergebracht werden. Der Havelland-Kreis muss statt geplanten 152 nun 217 Flüchtlingen aufnehmen. Das Heim in Rathenow ist bereits voll belegt. Die ehemalige Schule in Premnitz wurde ausgewählt weil sie sich im Eigentum des Landkreises befindet. Sie kann daher kostengünstig und verhältnismäßig schnell zur hergerichtet werden. Bereits im zweiten Quartal 2014 sollen die ersten Flüchtlinge hier einziehen.

Die Stadt Premnitz sprach sich gegen die Pläne aus, sie hält das Wohngebiet ungeeignet für ein Flüchtlingsheim. Stattdessen wollte die Stadt die Flüchtlinge abgelegen in einer Kita-Ruine oder ein inen Wohnblock im Gewerbegebiet unterbringen. Es gab auch Bürgerproteste, erst im Internet, später sogar mit Bannern vor dem Heim. So wurde am 29.08.2013 ein ausländerfeindliches Transparent an das Gebäude angebracht, dessen Duktus und Symbolik auf rechtsextremistische Täter schließen lässt: „Asylheim nein danke!!! Nistet Euch woanders ein Heimreise statt Einreise.“ Vor zwei Wochen marschierte die rechtsextremistische NPD direkt vor dem geplanten Flüchtlingsheim auf, auch Aktivisten „freier Kameradschaften“ waren dabei. (alm/axf)

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