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Olympiastadion, Coubertinplatz, Westend.

© imago images/Joko

Berlins mögliche Olympiabewerbung für 2036 : Eine vermeintlich große Idee reicht nicht

Unser Kommentator sieht durchaus die Chancen einer Olympiabewerbung Berlins. Das mögliche Austragungsjahr 2036 betrachtet er jedoch mit großer Skepsis.

Ein Kommentar von Daniel Böldt

| Update:

Es ist ziemlich genau 30 Jahre her, da ist in Berlin eine große Idee gescheitert. Olympia 2000 in Berlin hieß das Versprechen, mit dem die Jahrzehnte geteilte Stadt endgültig wieder zusammenwachsen sollte und mit dem die Granden aus CDU und SPD nebenbei Berlins wieder entdecktem Anspruch als Weltmetropole Geltung verschaffen wollten.

Das Ergebnis ist bekannt: Neun lausige Stimmen (von 88) erhielt Berlin auf der IOC-Versammlung im Jahr 1993. Eine gut organisierte „NOlympia“-Kampagne reichte aus, um die Luft aus der vermeintlich großen Idee zu lassen.

Der Boden für eine Bewerbung ist fruchtbar

Vieles ist heute – da Berlin sich anschickt, einen neuen Anlauf um eine Olympiabewerbung zu nehmen – anders. Die Einheitsschmerzen, mit der die Stadt Anfang der 90er-Jahre kämpfte, sind weitgehend verschwunden. Auch dürften Sport-Großveranstaltungen der jüngeren Vergangenheit durchaus die Einsicht geweckt haben, dass es demokratische Bewerber braucht, um sich am Ende nicht über Fußball-WMs in Katar oder Winterspiele in Peking aufregen zu müssen.

Der Boden für eine Bewerbung Berlins ist also fruchtbar. Und doch scheint der Senat einen alten Fehler zu wiederholen. Abermals setzen CDU und SPD vor allem auf eine große Idee: Olympia 2036. Hundert Jahre nach den Nazi-Spielen soll Berlin zeigen, wie „bunt, vielfältig, divers, offen“ (Wegner) die Stadt ist.

Nun kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein, inwiefern 2036 ein besonders geeignetes oder ein besonders unglückliches Jahr ist, Olympische Spiele in Berlin auszutragen. Die Vehemenz aber, mit der Regierungschef Wegner dieses Jahr forciert („zweiter Sieg über Nazi-Deutschland“) lässt für die Bewerbungsphase nichts Gutes erahnen.

Denn wichtiger als eine große Idee zu haben, wäre es den Berlinerinnen und Berlinern zu erklären, wie sie konkret von Olympischen Spielen in ihrer Stadt profitieren sollen und vor allem, wie sie in die Entscheidung eingebunden werden können. Genau hier ist der Senat allerdings bisher blank und weist wohlfeil auf den Deutschen Olympischen Sportbund als Veranstalter.

Kritikerinnen und Kritiker einer Olympiabewerbung reiben sich unterdessen schon die Hände angesichts der denkbaren Kampagnen gegen Olympische Spiele ‘36 in Berlin. Es ist zu befürchten, dass der Berliner Senat es ihnen allzu leicht machen wird.

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