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Zitterpartie am Gepäckband. Koffer können überall verloren gehen. Mit motivierten Mitarbeitern steigen die Chancen, sie rasch wiederzufinden.

© picture alliance / dpa

Dreimal 1000 Koffer am BER untersucht: Wie eine Ärztin am Berliner Flughafen ihr verlorenes Gepäck wiederfand

Wenn der Koffer am Hauptstadtflughafen nicht auf dem Gepäckband liegt, muss der Urlaub eben in die Verlängerung gehen. Eine Glosse.

Gegen eine Pandemie und den daraus resultierenden Personalmangel lässt sich nicht viel machen. Was die Menschen, die derzeit am BER vergeblich nach ihrem Gepäck suchen, in die Verzweiflung treibt, ist Inkompetenz oder Lustlosigkeit in Sachen Organisation – ein Offenbarungseid, der zutage fördert, dass es mit der einst so berühmten Tüchtigkeit nicht mehr weit her ist.

Da ist die Ärztin, die mit ihrer Familie um 22.50 Uhr aus Athen zurückkehrt. Umgestiegen sind sie in München. Die Koffer befinden sich nicht im Flieger. Inmitten erboster Menschen, denen es ähnlich ergeht, wird sie Zeugin, wie die Mitarbeiter der für die Gepäckabfertigung zuständigen Aeroground kurz vor Mitternacht den Schalter dichtmachen. Feierabend! Immerhin gibt es die Zusicherung der Lufthansa, dass die Koffer mit der Frühmaschine gebracht werden.

Am Mittwoch steht die Frau drei Stunden am Flughafen an. Wird zunächst aufgefordert, in einer Halle über 1000 verloren gegangene Koffer zu inspizieren, ob ihre Gepäckstücke dabei sind, dann nach erneutem Schlangestehen informiert, dass ihre unmöglich dabei sein können.

Immerhin wird sie zum Gepäckband 1 geschickt, auf dem eine ebenfalls vermisste Reisetasche heranrollt. Die beiden Koffer bleiben verschwunden. Telefonnummern, die man ihr gibt, funktionieren nicht, die Mail, die sie dann schreiben soll, bleibt ohne Antwort.

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Drei Tage mühevoller Suche

Am Folgetag wiederholt sich das Spiel. Wieder Schlange stehen. Wieder 1000 Koffer inspizieren. Dann die Nachricht, ja, die Koffer seien am BER, befänden sich aber jenseits der Flugsicherheitsgrenze. Da könne und dürfe niemand hin. Es wisse auch niemand, wann sie von dort geholt werden könnten.

Am dritten Tag wird die Ärztin Zeugin, wie frustrierte Mitarbeiter Koffer brutal durch die Gegend schmeißen, ihnen noch Fußtritte verabreichen. Wie rau der Ton geworden ist am Flughafen, lässt sich schon in Gesprächen mit Leidensgenossen erahnen. Wieder soll sie die 1000 Koffer inspizieren, diesmal vorsichtshalber auch noch die aus Übersee.

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Und dann hat sie auf einmal Glück, gerät an einen willigen und offenbar auch kompetenten Mitarbeiter, der in der Lage ist, die Koffer gezielt suchen zu lassen. Nach 40 Minuten sind sie gefunden, nach weiteren zehn Minuten rollen sie über das Gepäckband.

Dass die in Griechenland neu erstandene Pfanne, die sich in einem der Koffer befand, total zerbeult ist, bringt die Familie inzwischen zum Lachen. Sie wird zum Symbol für die Zustände, in denen schieres Glück Verlässlichkeit ersetzt.

Mit einer durchdachteren Organisation und ein bisschen Erfolgsverliebtheit könnte man womöglich auch mit wenig geschulten Mitarbeitern Zustände schaffen, in denen eine Ärztin nicht dreimal hintereinander ihre Sprechstunde verkürzen muss, nur weil sie an Koffer heranmuss, die sie arglos aufgegeben hat.

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