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Beim ijgd-Cleanup ging es diesmal auch auf den Landwehrkanal.

© ijgd-Cleanup

Streichen, schrauben, fischen: Das waren die Berliner Freiwilligentage 2023

Zehn Tage haben viele ehrenamtliche Helfer bei mehr als 200 Mitmachaktionen Berlin lebenswerter und sauberer gemacht. Die schönsten Eindrücke.

Noch bis zum 17. September wird das Engagement in Berlin, das oft ungesehen bleibt, sichtbar: Menschen befreien im Sinne des „World Cleanup Days“ die Nachbarschaft vom Müll, legen Hochbeete an und helfen denjenigen, die es brauchen. Die „Gemeinsame Sache – Berliner Freiwilligentage“ wird bereits zum zehnten Mal vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin und dem Tagesspiegel organisiert (Projektwebseite: gemeinsamesache.berlin).

Nistkastenbau in der Osloer Straße

Ganz genau senkrecht hält Franziska Mai die Akku-Bohrmaschine, während Jörg die Holzteile aufeinander presst. Dann geht der Bohrer durchs Holz – und eine weitere Schraube kann festgeschraubt werden. Messen, bohren, schrauben, so geht das schon den ganzen Vormittag. Drei Vogelhäuschen sind schon fertig. Die beiden Freiwilligen Franziska und Jörg bauen hier im Hof der Osloer Straße 12 noch ein weiteres Vogelhäuschen zusammen.

Nistkastenbau in Berlin-Mitte.

© Gerd Nowakowski

Die drei anderen Häuschen sind schon mit biologischem Leinöl-Firniss gestrichen, um sie wetterfest zu machen, und müssen jetzt trocknen, erzählt Maike Janssen, die bei der Stadtteilkoordination Osloer Straße arbeitet. Wer einen eigenen Garten hat, darf das Häuschen natürlich auch selbst mitnehmen. Ansonsten werden die fertigen Häuschen verteilt: an Pflegeheime, Kitas, das urban-gardening-Projekt ElisaBeet oder – wie im vergangenen Jahr – an den Abenteuerspielplatz im Humboldthain.

Clean-up im Kiez und auf dem Kanal

Bei bestem Wetter haben viele junge Freiwillige der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) LV Berlin e.V. im Kreuzberger Reichenberger Kiez ein Clean-up veranstaltet. In diesem Jahr mit einer Besonderheit, berichtet Sprecherin Juliane Stania: Einige Teilnehmer:innen wagten sich auf Stand-Up Paddles auf den Landwehrkanal und sammelten Müll aus dem Wasser. Außderdem seien etwa 6000 Zigarettenkippen gesammelt worden.

Die freiwilligen Helfer beim ijgd-Clean-up zwischen Ratibor- und Ohlauer Straße.

© Juliane Stania

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Einige wagten sich auf SUPs auf den Landwehrkanal, um Müll aus dem Wasser zu sammeln.

© Juliane Stania

Stadtteilzentrum am Mehringplatz streichen

Zwölf Helfer:innen haben der Fassade des Stadteilzentrums F1 am Kreuzberger Mehringplatz einen neuen Anstrich verpasst. Obwohl diesmal weniger Freiwillige dabei waren, freut sich die Projektkoordinatorin Clara Emmeluth-Schmöe über jede:n, der vorbeikommt.

Gemeinsam den Pinsel schwingen: Die Streich-Mannschaft vor dem Stadtteilzentrum am Mehringplatz.

© Masha Slawinski

Das Stadtteilzentrum F1 ist ein Projekt der Stiftung Unionhilfswerk Berlin. Es bietet Raum für die Menschen im Kiez: für Freizeitaktivitäten, Beratung, nachbarschaftlichen Austausch und Initiativen. Gefördert wird es vom bezirklichen Sozialamt. Nach noch nicht einmal einer Stunde erstrahlte die Vorderseite des Stadtteilzentrums in frischem Weiß.

Herzkissen für Brustkrebspatientinnen

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung von Frauen in Deutschland – 2019 erkrankten etwa 70.000 daran. Die Aktion „Herzkissen“ in Tempelhof-Schöneberg vom Sozialverband Deutschland (SOVD) will darauf aufmerksam machen. Unter dem Motto „Kleines Herz, große Wirkung“ haben 15 Freiwillige am Mittwochnachmittag Kissen in Herzform genäht und ausgestopft. 

15 Frauen haben an der Aktion teilgenommen.

© Leonie Fischer

„Das Herz ist ein Zeichen der Wärme und Empathie“, sagt Birgit Domröse, Geschäftsführerin des SOVD Berlin-Brandenburg. Das seien wichtige Bestandteile des Ehrenamts. Zudem könne man die flauschigen Kissen unter die Achsel oder hinter den Autogurt klemmen, um die schmerzende Brust vor Druck zu schützen. Die 94 Kissen werden an Betroffene im Krankenhaus Waldfriede in Spandau gespendet. „Frauen, die brustkrebsbetroffen sind, dürfen nicht allein gelassen werden“, sagt Heike Roß-Ritterbusch vom SOVD. Die Aktion sei außerdem als Appell zu verstehen: „Es ist wichtig, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen!“

Bei Hürdenspringer und Mentor:in werden

Seit Ende 2022 engagiert sich Gunter Sterz als Mentor bei „Hürdenspringer“ der Stiftung Unionhilfswerk. Er begleitet einen 17-jährigen jungen Mann, der aus Ägypten nach Deutschland gekommen ist. Konkret treffe er sich einmal pro Woche mit seinem Mentee, um ihn zu unterstützen. Eine Herausforderung: Für den Mittleren Schulabschluss habe es nicht ganz gereicht. Das sei dann für beide enttäuschend gewesen. Doch dann half Sterz seinem Mentee beim Schreiben von Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz. „Er hat tatsächlich die Zusage für die Ausbildung als Bauzeichner bekommen. Das war ein tolles Erlebnis“, sagt Sterz.

Angefangen hat die „Hürdenspringer“-Geschichte mit Schulmentoring in Neukölln, wo das Projekt noch bis heute aktiv ist. 

© Hürdenspringer/Stiftung Unionhilfswerk Berlin

Bevor das Mentoring anfing, machte Sterz bei einer Schulung der „Hürdenspringer“ mit: Vor dem eigentlichen Engagement wird immer eine Qualifizierung angeboten, um sie auf ihr Ehrenamt vorzubereiten. Das Mentoringprojekt ist seit 2009 mit verschiedenen Begleitprogrammen – etwa für geflüchtete Menschen und Berufsorientierung für Schule und Ausbildung – in Tempelhof-Schöneberg und Neukölln aktiv. Auch bei den Freiwilligentagen bot Hürdenspringer mit Route44 (Kulturbewegt e.V.) eine Stadtführung an.

Die Fischerinsel soll verschönert werden

Hochbeete bauen, Unkraut jäten, Zäune ölen und einen Boule-Platz bauen: 40 Ehrenamtliche packen gemeinsam auf der Fischerinsel mit an. Ihr gemeinsames Ziel: das Stadtteilzentrum Kreativhaus und dessen Außengelände verschönern. Ehrenamtliche Helfer:innen aus der Umgebung und Mitarbeiter:innen der Senatsverwaltung helfen gemeinsam mit. In der Mittagshitze schleifen sie Holz, befreien einen Sandplatz von Unkraut und Steinen, sieben Erde und bereiten Essen für alle Helfer:innen vor.

Gemeinsam schleifen die Helfer das Holz für die Hochbeete im Stadtteilzentrum Kreativhaus auf der Fischerinsel.

© Miriam Rüdesheim

„Alle sind richtig motiviert: In weniger als einer halben Stunde haben etwa zehn Leute eine ganze Fläche vom hüfthohen Unkraut befreit“, sagt Nina Vormelchert vom Fortbildungsinstitut für pädagogische Praxis. Das Kreativhaus ist ein Ort, an dem sich Nachbar:innen austauschen, Handwerk und Kompetenzen einbringen, sich aber auch neu aneignen können.

Kiezlabor mit Berliner Originalen

Beim Kiezlabor drehte sich einen Tag alles darum, wie sich Menschen für den Kiez engagieren können. Das Stadtlabor ist ein energieautarkes Tiny House vom City Lab, das bis zum 17. September Halt im Kreuzberger Graefekiez macht. Das Programm reicht von der interaktiven Ausstellung „Platz in der Stadt“ über Gießpläne bis zu Kaffee-Kuchen. Auch Berliner Originale waren dabei: Kalle Witkowski vom PrimeTimeTheater und Schauspielerin Britta Steffenhagen, die im Kiez wohnt.

Die Schauspieler Britta Steffenhagen und Kalle Witkowski bei der Freiwilligentage-Aktion „Werde zur Kiezlegende“ im Graefekiez.

© Corinna von Bodisco/Tagesspiegel

„Ich finde es gut, wenn sich Menschen für die Gesellschaft einsetzen“, sagt Witkowski. Dass er bei den Freiwilligentagen mitmachte, sei für ihn selbstverständlich. Auch im Vorfeld hatte er schon mit einem Video für die Freiwilligentage geworben. „Wie schon Erich Kästner sagte: Tue Gutes und rede darüber“, zitierte die „Kiezlegende“.

Das Kiezlabor steht noch bis zum 17. September im Kreuzberger Graefekiez.

© Corinna von Bodisco

Lebensmittel packen bei der Berliner Tafel

Pia Betton in ihrer grünen Schürze kann es kaum erwarten, endlich anzufangen, die Tüten zu packen. Zuvor hat Schichtleiter Miguel den Freiwilligen von der Software-Firma Nutanix in die Abläufe in der riesigen Halle auf dem Berliner Großmarkt eingewiesen. Pia Betton, Verena Schiessl und Romolo Rosinha haben von ihrer Firma für den Arbeitseinsatz freibekommen.

Lebensmittel packen für diejenigen, die es brauchen: Vanessa Schiessl, Pia Betton und Romolo Rosinha.

© Gerd Nowakowski

Überall stehen Kisten mit gespendeten Lebensmitteln – Möhren, Kartoffeln, Gurken, Weintrauben oder Bananen, aber auch Biobrot –, die von den fleißigen Helfern in Tüten gefüllt werden: „Damit alle tafeln können“, so ein Motto der Berliner Tafel. Neben den Nutanix-Mitarbeitenden sind auch viele andere Freiwillige in der Halle aktiv. Auch der Schichtleiter Miguel ist ehrenamtlich tätig – an durchschnittlich drei Tagen der Woche, erzählt er.

Hygienebeutel packen

An insgesamt 19 Standorten in Deutschland bieten die Malteser mit der „Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung“ in eigenen Praxen Unterstützung im Rahmen einer Erstuntersuchung und Notfallversorgung bei plötzlicher Erkrankung, Verletzung oder Schwangerschaft. Zur Unterstützung der Arbeit der Malteser packten Mitarbeitende des Pharma-Unternehmens Pfizer Hygienetaschen, die in den Malteser-Praxen sowie in den Wärmebussen benötigt werden.

Übergabe der Hygienetaschen an das Berliner Praxisteam für nicht versicherte Menschen im vergangenen Jahr.

© Gerd Nowakowski

Im vergangenen Jahr, als sich Pfizer ebenfalls mit über 200 Mitarbeitenden an den Freiwilligentagen beteiligte, wurden dann mehrere hundert Beutel übergeben. Das Unternehmen war diesmal mit sieben Aktionen bei der „Gemeinsamen Sache“ aktiv.

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