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Clubnacht

© David Heerde

Geballte Dröhnung: Zweite Europäische Clubnacht

34 angesagte Locations der Stadt finden sich heute zum zweiten Mal zur Europäischen Clubnacht zusammen. An so einem Abend heißt es für Clubs und Publikum: Gemeinsam feiern statt miteinander konkurrieren. Besucher erhalten für einen Eintrittspreis Zutritt zu allen teilnehmenden Läden.

Alle, die heute Abend in der Schlange stehen, können einmal kurz an Frank-Walter Steinmeier denken. Denn der ist ein bisschen schuld daran, wenn sich Leute vor den Clubs drängeln, um lettischen, spanischen oder dänischen DJs beim Mixen zuzuhören. Zum zweiten Mal hat die Berliner Clubcommission die „Europäische Clubnacht“ ausgerufen, und Schirmherr ist der Außenminister persönlich. Denn Clubs sind wichtig, sind Kultur, und wenn sie europäisch werden, schaffen sie es sogar bis ins Ministerium.

34 Läden nehmen teil, darunter etablierte wie das „Tresor“, aber auch eine Neueröffnung (siehe Kasten). Wäre jeder Club ein Punkt auf einem Berlin- Stadtplan, würde man ein paar dicke Knäuel sehen. Partyhochburgen könnte man dazu sagen. In der Wirtschaft nennt man solche Ansammlungen „Cluster“. Das Besondere: In einem Cluster nehmen sich Unternehmen nicht gegenseitig ihre Kunden weg, sondern profitieren voneinander. Und genau so ist das auch bei den Clubs, sagt Olaf Kretschmar, Inhaber des „Oxymoron“, Geschäftsführer der Clubcommission und einer, der die Szene schon lange beobachtet. Denn liegen in einer Straße mehrere angesagte Läden dicht beieinander, wird der Ort eine sichere Bank zum Ausgehen. Läuft zum Beispiel in einem komische Musik oder braucht man Abwechslung, wechselt man schnell in den anderen. Das gilt natürlich auch für den Fall, dass einen der Türsteher mal nicht reinlässt.

Wenn irgendwo ein Club Erfolg hat, sagt Kretschmar, wissen die anderen Partymacher sofort: Da läuft es. Geclustert werde etwa im südlichen Prenzlauer Berg, seit ein paar Jahren am Schlesischen Tor und bald auch in Neukölln. Vielleicht. Voraussagen könne man nichts, schon gar nicht in Berlin, zum Glück nicht. Denn das ist das Schöne an Berlin: dass es nicht einen Stil pflegt, sondern viele wuchern lässt.

Zum Beispiel auf dem Prenzlberg. Da gibt es die „Kulturbrauerei“, fast schon eine Ferienclubanlage, wo man vom Kino in die Bar in den Club und zur Singleparty stolpert. Ein bisschen cooler, westernmäßiger wird es am Pfefferberg mit dem „White Trash“ auf der einen Seite und dem „Bassy“ auf der anderen. Und unten auf der Torstraße feiert man wie die Russen im „Kaffee Burger“ oder „CCCP“, oder man tanzt Polka im „Grünen Salon“.

Ein anderer Knotenpunkt ist die Touristenzone rund um den Hackeschen Markt. Für Hostelgruppen gibt es Karaoke im „1A Lauschgift“, die lokalen Szenegänger treffen sich im „Rodeo“ im alten Postfuhramt und die eher urban Angehauchten stehen im 15. Stock vom „Weekend“ am Alexanderplatz. Schick, wenn auch enger, wird es in der „Bar Tausend“ am Bahnhof Friedrichstraße, nicht weit entfernt gibt’s das „Cookies“ alias „Crash“. Zum Vergleich: In der City-West herrscht bei Weitem nicht so ein Gewimmel, dafür sind dort die Läden größer. Hier gibt’s noch richtige Diskos, handfest wie das „Q-Dorf“ oder edel wie das „Puro“.

Umringt ist auch das Schlesische Tor. Das „103“ ist aus Mitte hier hingezogen, das „Watergate“ ist dort, das „Lido“ auch und das kleine „Heinz Minki“ am Kanal. Zweiter Kreuzberger Knoten ist das Kottbusser Tor, um das sich „Palomabar“, „Monarch“ und „Möbel Olfe“ scharen und etwas weiter in der Oranienstraße das unverwüstliche „So 36“ und das kuschelige „Roses“.

Ziemlich alleine steht noch das „Tape“ in der Heidestraße hinterm Hauptbahnhof. Dabei ist es so angesagt, und immer mit Schlangen davor – es kann eigentlich nicht mehr lange dauern, bis ringsum ein paar Clubs aufmachen.

Johanna Lühr

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