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Tiger beim Remmo Clan

© screenshot Instagram

SEK-Einsatz in Berliner Clan-Villa: Was macht ein Tiger bei den Remmos?

Polizei und Bezirksamt rücken in der Neuköllner Villa des Remmo-Clans an – wegen eines Tigers. Das Veterinäramt ermittelt, nicht zum ersten Mal.


Wieder einmal Polizeieinsatz in der Villa des Remmo-Clans im Neuköllner Ortsteil Alt-Buckow. Doch diesmal nicht wegen der verschollenen Reste des Sachsen-Geschmeides aus dem Grünen Gewölbe in Dresden, nicht wegen eines gestohlenen Kühlschranks oder wegen Streit um das Anwesen. Am Dienstagabend gegen 19 Uhr rückte ein Spezialeinsatzkommando an, nachdem Clanspross Firas bei Instagram Videos gepostet hatte: Tigeralarm in der Clan-Villa.

Auf den Videos von Firas Remmo ist zu sehen, wie einige Männer aus einer Katzenbox einen kleinen Tiger in der Wohnung freilassen. „Neues Haustier“, schreibt Firas dazu. Clanboss Issa streichelt den Tiger.

Als das Tier auf dem Boden liegt, zieht er es am Halsband und sagt: „Aufstehen, aufstehen.“ Firas filmt sich kuschelnd mit dem Tiger auf der Couch, das Video versieht er mit der Musik aus dem Hollywood-Mafia-Epos „Der Pate“.

Ein Tiger für die Hochzeitsfeier

In der Villa soll eine Hochzeitsfeier abgehalten worden sein, vor dem Haus standen eine Hochzeitskutsche und Stretchlimousinen. Der Tiger soll für die Feier als Attraktion ins Haus geholt worden sein.

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Das Bezirksamt bekam am Nachmittag Wind davon und erwirkte beim Amtsgericht Tiergarten einen Durchsuchungsbeschluss für die Villa und einen Beschluss, um den Tiger sicherzustellen. Aus Sicht des Bezirksamt „bestand eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit, da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass das Tier vom Grundstück entkommt“. Zudem bestand der Verdacht des illegalen Tierhandels.

Das Bezirksamt holte die Polizei zu Hilfe, die Spezialkräfte rückten um 19 Uhr ein. Doch da war der Tiger schon nicht mehr im Haus. Mitglieder der deutsch-arabischen Großfamilie sollen erklärt haben, dass sie sich das Tier von einem Zirkus in Schönefeld ausgeliehen hätten.

Clan-Mann mit gestohlenem Porsche Taycan unterwegs

Das Ordnungsamt des Bezirks Neukölln hat Ermittlungen eingeleitet, prüft nun die Herkunft des Tieres und „leitet die notwendigen Verfahren gegen die verantwortlichen Personen ein“, wie das Bezirksamt erklärte.

Für die gewerbliche Haltung von Großkatzen wie Tigern gibt es spezielle Vorschriften etwa zur Größe von Gehegen. Das private Halten „gefährlicher Tiere wildlebender Arten“, wozu auch Großkatzen zählen, ist in Berlin verboten. Für sie kann auch keine Ausnahmegenehmigung erteilt werden.

Eine Wohnungsumgebung ist ganz sicher nicht der richtige Ort für artgefährdete Tiger.

Martin Hikel, Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln.

„Ich bin unseren Tierärzten und der Polizei dankbar für den hochprofessionellen und schnellen Einsatz im Sinne des Tierschutzes und der öffentlichen Sicherheit“, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) dem Tagesspiegel.

„Wir werden weiter prüfen, ob der Tiger artgerecht gehalten wird, natürlich weitere Maßnahmen prüfen und gegebenenfalls Konsequenzen folgen lassen. Tiere – besonders geschützte Tierarten – müssen artgerecht gehalten werden. Eine Wohnungsumgebung ist ganz sicher nicht der richtige Ort für artgefährdete Tiger.“

Als die Polizei aus der Villa wieder abgerückt war, wurde Silvesterfeuerwerk vor der Villa gezündet, die Clan-Mitglieder fuhren im Autokorso zu einem Festsaal in der Nobelstraße in Neukölln. Dort gab es dann erneut einen Polizeieinsatz. Beamte stoppten dabei einen Clan-Mann. Er saß am Steuer eines Porsche Taycan, Herstellerpreis ab 88.399 Euro. Der Wagen war zur Fahndung ausgeschrieben, weil er gestohlen war. Die Beamten stellten den Oberklasse-Wagen sicher.

Das delikate Fleisch der Kamerunschafe

Schon einmal hatten die Remmos wegen Tierschutzverstößen Ärger mit der Polizei: Im Mai 2019 hatten Familienmitglieder sich vier Kamerunschafe besorgt und auf dem Gelände eines Autohändlers in Alt-Buckow gehalten. Als die Beamten anrückten, waren die Tiere an Vorder- und Hinterläufen mit Kabelbindern fixiert, sie hatten nur Wasser bekommen, aber kein Futter – und standen nicht artgerecht auf Stroh, sondern auf Kies und Splitt.

Die Behörden vermuteten, dass die Schafe für das Fest zum Ende des Fastenmonats Ramadan gekauft wurden und geschlachtet werden sollten. Es handelt sich um eine sogenannte Fleischrasse.

Der Geschmack erinnert an Wildbret, wie Anbieter erklären. Das Fleisch enthalte ein günstiges Verhältnis an Omega-3-Fettsäuren und entzündungshemmender Linolsäure. Die besondere Note ist bei Kennern beliebt. „Das Fleisch der Kamerunschafe ist ein äußerst zartes und delikates Fleisch ohne den gefürchteten Hammelgeschmack“, schreibt ein Anbieter aus Thüringen.

Auch der Streit um die Clan-Villa schwelt noch: Bekanntlich muss das Amtsgericht Neukölln über eine Räumungsklage des Bezirks gegen die Remmos entscheiden. Die fiel per Gerichtsbeschluss an den Bezirk, nachdem die Staatsanwaltschaft 2018 das Anwesen und 76 weitere Immobilien konfisziert hatte. Die Remmos sollen mit der Beute aus Straftaten die Immobilien erworben haben. Nächster Verhandlungstermin ist am 23. Februar 2023.

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