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Im Dezember hatten Zeugen in diesem Einfamilienhaus in Senzig die Toten gefunden und die Polizei alarmiert.

© Patrick Pleul/dpa

Opferberatungsstellen wollen lückenlose Aufklärung: Polizei schließt Ermittlungen zu toter Familie aus Königs Wusterhausen ab

Er hatte Angst vor einer "jüdischen Weltverschwörung": Devid R. erschoss im Dezember erst seine drei Kinder und seine Frau, dann sich selbst.

Nach dem gewaltsamen Tod einer fünfköpfigen Familie aus Königs Wusterhausen in Brandenburg sind die polizeilichen Ermittlungen zu dem Fall abgeschlossen. Es war noch offen, ob die tödlichen Schüsse tatsächlich aus der in dem Haus gefundenen Kurzwaffe abgefeuert wurden. „Nach den jüngsten Ergebnissen ist die aufgefundene Waffe die Tatwaffe“, sagte Oberstaatsanwalt Gernot Bantleon am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Nach den Ermittlungen sei die Ehefrau des Vaters nicht in die Tat involviert gewesen. Die Staatsanwaltschaft will die Akten nun noch einmal prüfen und das Verfahren dann gegebenenfalls einstellen. Das werde in den kommenden Wochen entschieden, so Bantleon.

Anfang Dezember waren in einem Einfamilienhaus im Ortsteil Senzig fünf Leichen entdeckt worden: drei Kinder im Alter von vier, acht und zehn Jahren, ein 40-jähriger Mann und seine gleichaltrige Frau. Der Vater Devid R. soll erst die Kinder und seine Frau und anschließend sich selbst mit einer Schusswaffe getötet haben. In einem Abschiedsbrief soll R. seine Sorge vor einer Verhaftung mitgeteilt haben, weil er das Impfzertifikat seiner Frau habe fälschen lassen.

Antisemitismus war nach Angaben der Brandenburger Polizei einer der Gründe für die Tat. Wie einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf regelmäßige, quartalsweise Anfragen von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) und ihrer Fraktion Mitte Februar zu entnehmen war, ergebe sich die Einordnung der Tat als antisemitisch aus der Ansicht des Tatverdächtigen, "dass es eine jüdische Weltverschwörung" gebe. Recherchen des Tagesspiegels hatten zudem ergeben, dass sich der Mann beim Messengerdienst Telegram der Querdenkergruppe "Freiheitsboten Königs Wusterhausen" angeschlossen hatte.

[Lesen Sie weiter bei Tagesspiegel Plus: Tödliche Schüsse in Königs Wusterhausen - Familienvater Devid R. bewegte sich in der Querdenker-Szene]

In Sicherheitskreisen hieß es, die Information für die Öffentlichkeit hätte besser sein können. Die Einstufung der Tat als antisemitisch hatte sich aus antijüdischen Verschwörungstheorien im Abschiedsbrief von Devid R. und in den Chats auf einem seiner drei Handys ergeben. Der Vater habe sich allerdings auch staatsfeindlich gegen das Gesundheitswesen geäußert. Außerdem seien rassistische Bemerkungen gefunden worden.

In der Antwort des Ministeriums hieß es, der Tatverdächtige war "davon überzeugt, dass der Staat mit der Impfkampagne einen bösen Plan verfolge und die Weltbevölkerung um die Hälfte reduzieren und eine neue Weltordnung unter jüdischer Führung gründen wolle".

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„Es war ein Motivbündel“, sagte Bantleon. In seinem Abschiedsbrief hatte der 40-jährige Vater neben der Angst vor einer Verhaftung geschrieben, er habe Angst davor, dass seine Kinder zwangsgeimpft und ihm weggenommen werden.

Opferberatungsstellen in Brandenburg fordern, dass der Fall lückenlos aufgeklärt wird, vor allem mit Blick darauf, inwiefern coronaleugnende sowie rechte Netzwerke an der Radikalisierung des Täters beteiligt waren. (Tsp/dpa/fan)

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