zum Hauptinhalt
Kennt die Opfer. Anwältin Christina Clemm berichtet von Grausamkeiten, gegen die zu wenig getan wird.

© Getty Images for hell & karrer Communications/Franziska Krug, Getty Images

Netzwerk trifft sich in Berlin: Frauen berichten über männlichen Hass in vielen Facetten

Bei eleganter Club-Atmosphäre ging es beim Frauen100-Treffen um ein ernstes Thema: Zunehmende Gewalt und die Gefahren, denen Frauen durch den Rechtsruck ausgesetzt sind.

Dass ein Mann seine Frau schlägt, kommt in den besten Kreisen vor. Aber wohin kann sie sich dann flüchten? Christina Clemm ist als Anwältin auf solche Fälle spezialisiert und weiß, dass es angesichts gestiegener Fallzahlen viel zu wenig Plätze in Frauenhäusern gibt. Sie steht auf der Empore im „Crackers“ in der Friedrichstraße.

Unter der Decke glitzern Discokugeln in Pink, zwei DJs tragen zu ihren schwarzen Anzügen glänzende Schleifen, auf den Sofas sprechen Frauen in Cocktailkleidern miteinander. Im Kontrast zur eleganten Club-Atmosphäre stehen die brisanten Einlassungen.

Das Netzwerk Frauen100 hat zum Thema Frauenhass und dem damit verbundenen Anstieg von männlicher Gewalt gegen Frauen geladen. Die „sichtbaren Frauen“, darunter Schauspielerin Ursula Karven und Boxerin Regina Halmich, werden wiederholt gebeten, ihren Einfluss zu nutzen, um solchen Entwicklungen entgegenzutreten.

Sexistische Anfeindungen von rechts

Wie gefährlich der zunehmende Rechtsruck insbesondere auch für Frauen ist, weiß die Gründerin des Umfrageinstituts Civey, Janina Mütze. Sie berichtet im Podiumsgespräch mit den Journalistinnen Sophia Maier und Ann-Kathrin Müller von sexistischen Anfeindungen und Misogynie in der AfD.

Christina Clemm hat das Buch „Gegen Frauenhass“ geschrieben. Sie berichtet von grausamen Fällen, wie den von der schwangeren Frau, der ihr Mann in den Bauch tritt, um nach ihrer Flucht ihren Aufenthaltsstatus gegen sie zu verwenden. „Frauenhass ist alltäglich“, sagt sie. Es geschehe viel zu wenig, um ihn zu bekämpfen. Sie fordert die anwesenden Frauen eindringlich auf, mit offenen Augen unterwegs zu sein, hinzusehen.

Würde man für jede im letzten Jahr in Deutschland vom Ex-Partner ermordete Frau eine Schweigeminute einlegen, müsste zwei Stunden lang geschwiegen werden. Auch in Berlin hat sich die Zahl der von Partnergewalt Betroffenen erhöht, seit 2019 um 15 Prozent.

Gewalt gegen Frauen hat viele Facetten, und der Horizont des Netzwerks reicht traditionell über das eigene Land hinaus. Beim bewegenden Schlussakt des offiziellen Teils berichten die Israelinnen Roni Roman und Meirav Leshem Gonen über die unerträgliche Situation israelischer Geiseln.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false