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Peter Danckert ist im Alter von 82 Jahren verstorben. 

© Foto: dpa/picture alliance

Nachruf auf Peter Danckert: Mehr als eine Stimme unter vielen

Prominente Mandanten wie Steffi Graf machten ihn bekannt. Als SPD-Politiker wurde der gebürtige Berliner respektiert, teils gefürchtet. Nun ist er mit 82 gestorben. 

Ein Mann wie ein Bär. Einer, der liebenswürdig war, freundlich – und doch groß und gefährlich werden konnte. Vor allem denen, die er nicht mochte, oder denen er nicht traute. Oder später – in der Politik – nicht zutraute, das zu tun, was die Menschen wirklich brauchten. Peter Danckert, lange ein großer Strafverteidiger, von 1998 bis 2013 ein großer Bundestagsabgeordneter, ist im Alter von 82 Jahren an Krebs gestorben. Nicht nur seine Familie, auch seine SPD hat Anlass zur Trauer.

Danckert, gebürtiger Berliner, hat seinen brandenburgischen Wahlkreis – größer als das Saarland – jedes Mal direkt gewonnen. Es war zum Schluss der Wahlkreis Dahme-Spreewald/Teltow-Fläming III/Oberspreewald-Lausitz I – und als er aufhörte, verlor die SPD ihn.

Die Menschen achteten Danckert, respektierten ihn, manche werden ihn auch gefürchtet haben – ihn und seine Hartnäckigkeit. Ob als Vorsitzender des Sportausschusses oder als Mitglied im Haushaltsausschuss – der Krone des Parlaments –, weil er bei allem mitentschied. Oder im Unterausschuss für europäische Fragen. Mancher Minister und jeder Fraktionschef wird davon ein Zeugnis ablegen können. Wenn er sich als „einfacher Abgeordneter“ zu Wort meldete, dann kam Danckert zuweilen über sie wie das jüngste Gericht, mehr Strafe als Verteidiger. Aber so war er halt, nichts ging ihm über Klarheit – und übers Parlament.

Wir können uns eine neue Regierung wählen, die sich aber kein neues Volk.

Peter Danckert

Und gelernt war gelernt. „Wir können uns eine neue Regierung wählen, die sich aber kein neues Volk. Und wir vertreten es. Wir sind der Souverän.“ Ja, so souverän war er, sich eine und schon gar diese Meinung zu leisten. Danckert war stolz darauf, direkt gewählt zu sein, und leitete daraus den Anspruch ab, sich einen eigenen Kopf leisten zu können. Bei vielem.

Er verklagte dann auch mal die Bundesregierung beim Bundesverfassungsgericht: Das Verfahren zum Euro-Rettungsschirm, bei dem in eiligen Fällen das Parlament umgangen und die Beteiligung aller Abgeordneten verhindert worden wäre – das brachte er gemeinsam mit Swen Schulz (SPD) zu Fall. Die Einsetzung eines Sondergremiums wurde gestoppt.

Versuche, ihn als Staatssekretär einzubinden – etwa für Justiz – misslangen deshalb schon fast zwangsläufig. Auch das Amt des Justizsenators in Berlin konnte ihn nicht reizen. Im Gegenteil, darauf reagierte er eher gereizt. Dafür war er gerne Vorsitzender der (kleinen) SPD-Landesgruppe Brandenburg im Bundestag und Unterbezirksvorsitzender der Partei. Dessen Ehrenvorsitz war ihm nicht weniger wichtig als das Bundesverdienstkreuz am Bande, das er ebenfalls erhielt.

Als Rechtsanwalt vertrat Peter Danckert bekannte Mandanten wie Steffi und Peter Graf oder Alexander Schalck-Golodkowski.

© Foto: studio kohlmeier berlin

Das West-Berlinische hat ihn aber auch nie ganz verlassen. Nach dem Abitur hat er zwar nicht nur an der FU Jurisprudenz studiert, sondern auch in München und Köln, wo er dann auch promovierte. Doch Rechtsanwalt und Notar wurde er wieder in der geteilten Stadt. In den 1990er Jahren kam dann die große Zeit mit bekannten Mandanten, darunter Steffi und Peter Graf oder Alexander Schalck-Golodkowski. Sie machten ihn über Berlin hinaus bekannt.

Danckert war evangelisch, verheiratet, vier Kinder. Zuweilen saß er in Zehlendorfer Gemeinden, um sich Predigten anzuhören. Und zu beurteilen. Zwei seiner Söhne sind auch Rechtsanwälte mit eigener Kanzlei, ein Dritter leitet den Vivantes-Konzern, seine Tochter führt einen großen Pferdehof. Alle waren sie sein Stolz.

Danckert war übrigens immer auch ein Pferdemann, eine Zeit lang als Gespannfahrer und Präsident des Landesverbandes Pferdesport Berlin-Brandenburg.

So umtriebig er war, querköpfig konnte er schon auch sein. Dass die Parlamentarier sämtliche Nebentätigkeiten und die Höhe der daraus erzielten Einkünfte der Allgemeinheit offenzulegen haben sollten, ließ ihn – vielfach Aufsichtsrat – nicht ruhen. Gemeinsam mit acht weiteren Abgeordneten aus den Reihen der Union und der FDP klagte Danckert wieder vor dem Bundesverfassungsgericht – diesmal aber erfolglos.

Nur von Nichtwissenden unterschätzt war seine Zuneigung zu und Kenntnis von gutem Fußball, am liebsten von Hertha, und zur Oper. Dazu passt, dass Danckert, wie er einmal erzählt hat, in jungen Jahren in der Deutschen Oper im Chor gesungen hat. Gesungen, nicht gebrummt wie ein Bär.

Peter Danckert, eine Stimme unter vielen? Mehr als das. Sie war ein Leben lang herauszuhören. Und wird fehlen.

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