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„Manche Webseiten rufe ich in der Bahn nicht auf“: Wie eine junge Berlinerin aus Angst ihr Jüdischsein versteckt
Helene Braun krempelt ihren Alltag um, weil sie sich vor antisemitischen Attacken fürchtet. Nun fragt sie sich: Was bleibt noch von mir?
Von Nora Ederer
Am 1. November 2023 sitzt Helene Braun in der Berliner U-Bahn und summt vor sich hin. Es sind Verse aus der Tora, der hebräischen Bibel, die sie in ein paar Tagen bei einem jüdischen Gottesdienst vortragen wird. Auf dem Handybildschirm der 26-jährigen Studentin sind hebräische Buchstaben zu erkennen.
Plötzlich verstummt sie und packt ihr Handy weg. „Mir schoss ein Gedanke in den Kopf“, erzählt sie eine Woche später am Telefon. „Kann ich das hier überhaupt machen?“ Mit „das“ meint sie das Ausleben ihrer jüdischen Identität, mit „hier“ den öffentlichen Raum in Deutschland.
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