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MXPSM / Preussische Spirituosenmanufaktur Wedding Fotos: Edgar Herbst

© Edgar Herbst

Historische Likörfabrik im Wedding: Altes Handwerk erhält neues Leben

Die Preussische Spirituosenmanufaktur schreibt seit mehr als 150 Jahren Berliner Likörgeschichte. Nun kommt im Wedding ein neues Kapitel hinzu.

Von Robin Schmidt

Wie flüssig darf ein Dessert sein? Geht es nach Tom Michelberger, erleben wir Nachspeisen künftig häufiger liquide. Manche Liköre könnten als Mahlzeiten-Ersatz in Restaurants oder Bars den Abend vollmundig abrunden. Da wäre zum Beispiel ein samtiger Rosen-Likör oder eine blumige Lavendel-Spirituose, die den Gaumen hinuntergleiten. Für Fans mit süßerer Genussausprägung stünde ein Kakao-Likör bereit, der eine würzig-süße Madagaskar-Vanille zutage fördert.

Michelberger schätzt eindeutige Sachen. „Bei Spirituosen steht oft die Wirkung vom Alkohol im Vordergrund. Aber gerade, wenn die Liköre gut gemacht sind, merkt man, dass die Wirkung aus den Zutaten kommt“, sagt Michelberger, Betreiber des gleichnamigen Hotels in Berlin-Friedrichshain. 

Nicht das einzige Geschäftsfeld, in dem er tätig ist. Die hauseigene Farm im Spreewald versorgt das Hotel-Restaurant mit Gemüse und Kräutern. Zusätzlich bringt sie die Hauptzutat für die Lavendel-Spirituose hervor.

Mit seiner Frau Nadine und Gerald Schroff sowie Professor Ulf Stahl von der Preussischen Spirituosenmanufaktur schloss sich Michelberger 2011 zusammen, um neue Getränke zu entwickeln, unter anderem die Liköre „Wald“ und „Berg“. Bereits neun Jahre zuvor hatten Schroff und Stahl die im Berliner Wedding historische Likörfabrik neu belebt. Schon vor mehr als 150 Jahren wurden hier Spirituosen hergestellt.

Immer wieder stand die Fabrik in ihrer Geschichte vor dem Aus. Letztmals vor gut drei Jahren, als Ulf Stahl verstarb und wenig später die Pandemie einsetzte. Die Michelbergers verliebten sich in all den Jahren allerdings so sehr in den von altem Handwerk und neuer Kunst getriebenen Ort, dass sie ihn nicht aufgeben wollten. Sie stellten einen neuen Destillateur ein, designten gemeinsam mit Schroff neue Produkte. Seit gut einem Jahr trägt das Unternehmen nun auch einen neuen Namen und erhält damit eine neue Perspektive: MXPSM (Michelberger x Preussische Spirituosenmanufaktur).

„Dieser Ort verkörpert Berlin-Geschichte – nicht nur rückblickend, sondern perspektivisch auch als Ausblick“, sagt Michelberger. Immer samstags kann man sich bei einer Führung selbst davon überzeugen. Donnerstags findet von 16 bis 20 Uhr zudem ein Hofverkauf statt. Oder aber man entdeckt manche der 33. Spirituosen einfach in Berlin, beispielsweise in der Bar Becketts Kopf, bei Dr. Kochan oder im KaDeWe.

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