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Alle Räder stehen still: Über dieses Gleis erreichte am Dienstagmorgen kein Zug die Rosneft-Raffinerie in Schwedt.

© Patrick Pleul/dpa

Update

„Kein Geld für Putins Krieg!“: Greenpeace blockiert Rosneft-Raffinerie in Schwedt

An Gleis festgekettet: Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben am Dienstag in Brandenburg eine der größten deutschen Erdölraffinerien blockiert.

Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben am Dienstagmorgen die PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt blockiert. Sie ketteten sich unter anderem an Ölfässern fest, die sie vor dem Werkstor aufstellten. Zudem hängten sie ein Banner mit der Parole "Peace not Oil" auf.

Weitere Aktivisten ketteten sich an einem Bahngleis fest, das zur Raffinerie führt. Nach Tagesspiegel-Informationen wurde dieser Vorgang von Sicherheitsbehörden als besonders brisant eingestuft, weil dadurch die Produktion unmittelbar betroffen ist. Welche konkreten Auswirkungen die Aktion hatte, war zunächst jedoch unklar.

Nach Polizeiangaben hielten sich etwa zehn Aktivisten an den Gleisen auf, rund 20 hätten sich am Haupteingang zur Raffinerie eingefunden - einige davon hingen mit Seilen am Dach des Eingangsgebäudes. Man habe Kräfte zusammengezogen und versuche, den Betriebsablauf sicherzustellen. Ein Polizeisprecher erklärte, es sei eine technische Einsatzeinheit angefordert worden - diese sei etwa dafür geschult, festgekettete Aktivisten zu lösen. In den Mittagsstunden erfolgte dann die Räumung beider Blockaden.

Greenpeace fordert anlässlich des Ukraine-Kriegs einen Importstopp für Öl aus Russland. "Deutschland finanziert mit seiner fossilen Abhängigkeit Putins Krieg mit", teilte die Organisation auf Twitter mit. Unter der Überschrift "Kein Geld für Putins Krieg!" sammelt sie zudem Unterschriften für dieses Anliegen.

An der Erdölraffinerie PCK in Schwedt endet die Pipeline "Freundschaft" ("Druschba"), über die Deutschland nach Unternehmensangaben zu 25 Prozent mit Rohöl versorgt wird. Die Raffinerie in der Uckermark verarbeitet nach eigenen Angaben jährlich zwölf Millionen Tonnen Rohöl etwa zu Diesel, Benzin und Heizöl und gehört damit zu den größten Verarbeitungsstandorten in Deutschland. In Berlin und Brandenburg deckt sie demnach 90 Prozent des Bedarfs ab. Auch der Hauptstadtflughafen BER wird aus Schwedt mit Kraftstoff versorgt. Mehr als 1100 Menschen arbeiten in der Anlage.

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Der russische Energiekonzern Rosneft hatte im vergangenen Jahr einen Großteil der Raffinerie übernommen. Rosneft ist der größte russische Ölproduzent, Vorsitzender des Aufsichtsrats ist der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Neben PCK in Schwedt ist Rosneft Deutschland an zwei weiteren deutschen Raffinerien beteiligt - auch in Karlsruhe (MiRO) und Neustadt an der Donau (Bayernoil).

Rosneft Deutschland war auch Ziel eines Hackerangriffs

Erst am Wochenende war der Staatskonzern Ziel eines Hackerangriffs geworden. Die Gruppe Anonymous richtete nach eigenen Angaben bei dem Angriff auf die deutsche Rosneft-Niederlassung in Berlin großen Schaden an. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik bestätigte am Montag Berichte der „Welt“ und des „Spiegel“, wonach die Rosneft Deutschland GmbH am Wochenende einen IT-Sicherheitsvorfall meldete.

Das Unternehmen zeigte die Cyberattacke am Samstag außerdem beim Landeskriminalamt Berlin an. Noch am Wochenende leitete die Staatsanwaltschaft Berlin ein Verfahren ein und beauftragte das Bundeskriminalamt (BKA) mit den weiteren Ermittlungen, wie eine Sprecherin mitteilte.

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Bei dem Angriff erbeutete Anonymous nach eigenen Angaben insgesamt 20 Terabyte Daten, darunter auch Backups der Laptops von Führungskräften des Unternehmens. Außerdem sei es gelungen, aus der Ferne 59 iPhones und andere Geräte zu löschen. Man werde die heruntergeladenen Daten nun sichten, kündigte die Hackergruppe an. Eine Veröffentlichung aller Daten sei nicht geplant.

Der Deutschland-Ableger des Staatskonzerns war nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren für rund ein Viertel aller Rohölimporte nach Deutschland zuständig. Damit gehört das Unternehmen zu den Einrichtungen der sogenannten Kritischen Infrastruktur. Für solche Firmen bestehen Meldepflichten. Das BSI habe seine Unterstützung bei Analyse und Behebung angeboten, hieß es weiter. Man befinde sich im „stetigen Austausch“. Zudem gab das Amt eine Sicherheitswarnung an andere Bereiche der Mineralölwirtschaft heraus.

Anonymous bezeichnet sich als „Hacker-Kollektiv“. Experten sind sich aber nicht einig in der Beurteilung, wie straff organisiert die Gruppe tatsächlich ist. Nach Invasion Russlands in die Ukraine hatte Anonymous der Regierung in Moskau „offiziell den Cyberkrieg“ erklärt. Neben kleineren Angriffen gegen offizielle russische Websites reklamierte die Hackergruppe weitere Aktionen für sich: So will Anonymous Sicherheitssysteme russischer Banken lahmgelegt haben. Außerdem habe man zeitweise Live-TV-Kanäle von Russia 24, Channel One und Moscow 24 gehackt. (Tsp, dpa)

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