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Berlin: Geständnis: Mutter hat ihr Baby erstickt

Nachbarn im Ortsteil Buch sind erschüttert. Die Familie war dem Jugendamt bislang nicht bekannt.

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Die Anwohner sind erschüttert. Dort, in der Nähe der orangefarbenen Mülltonnen vor dem Hochhauskomplex in der Walter-Friedrich-Straße in Buch, wo am Mittwoch das tote Baby gefunden worden war, haben sie Kerzen, Blumen und Plüschtiere abgelegt. „Warum?“ steht auf einem Plakat.

Die 24-jährige Mutter des toten Säuglings hat mittlerweile gestanden, ihn erstickt zu haben – aus Angst, wegen des Kindes von ihrem Freund verlassen zu werden. Gegen sie wurde am Donnerstag Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Die Obduktion hatte ergeben, dass der Junge am Dienstagabend lebend geboren wurde. Madeleine J. hat ihn dann in Handtücher gewickelt und in einen Müllsack gesteckt. Danach warf sie das Bündel in die Mülltonne. „Ob der Junge dabei erstickt ist oder bereits vorher schon getötet worden war, ist noch unklar“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner.

Madeleine J. war, wie berichtet, am Mittwoch festgenommen worden. Eine Geburtshelferin hat bei einem Routinebesuch gesehen, dass die Frau bereits entbunden hatte. Da sie auf die Frage, wo der Säugling ist, erst widersprüchlich antwortete und danach schwieg, rief die Medizinerin die Polizei. Eine Beamtin entdeckte dann die Babyleiche am Nachmittag in einer Mülltonne vor dem Haus. Der Lebensgefährte der 24-Jährigen steht nicht unter Verdacht. Er soll ausgesagt haben, er habe von der Geburt und den weiteren Geschehnissen nichts mitbekommen, weil er geschlafen habe. Das Paar lebt mit zwei weiteren gemeinsamen Kindern im Alter von knapp einem und drei Jahren in der Wohnung.

„Wir sind total schockiert und können uns das nicht erklären“, sagt eine junge Nachbarin. „Mein Junge hat immer mit dem dreijährigen Sohn der Frau gespielt, sie schien beide Kinder sehr zu lieben.“ Eine andere Anwohnerin berichtet, dass Madeleine J. ihre Schwangerschaft in der Nachbarschaft nicht geheim gehalten hatte, bereitwillig erzählte, dass es ein Junge werde. Dem Jugendamt war die Familie bislang nicht bekannt „Wir haben sichergestellt, dass die beiden Kinder jetzt innerhalb der Familie gut untergebracht und versorgt sind“, sagte die Pankower Jugendstadträtin, Christine Keil (Die Linke). „Auch zu dem Vater der Kinder nehmen wir Kontakt auf und bieten unsere Unterstützung an.“ Zudem arbeite das Jugendamt mit der Polizei zusammen.

Erst vor zehn Tagen hatte eine 40-Jährige ihr Neugeborenes aus dem fünften Stock ihrer Charlottenburger Wohnung geworfen. Der zehn Stunden zuvor geborene Junge war an den Folgen des Sturzes gestorben. Die Frau sitzt in U-Haft. Tanja Buntrock/Sandra Dassler

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