Er war Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses: DDR-Friedens- und Umweltaktivist Carlo Jordan gestorben
Früh im Visier der Stasi: Carlo Jordan hat die Umweltbewegung der DDR maßgeblich geprägt. Für die Grünen saß er auch im Berliner Abgeordnetenhaus. Nun ist er mit 72 Jahren gestorben.
Carlo Jordan, der die Umweltbewegung der DDR maßgeblich geprägt hat, ist tot. Der Bürgerrechtler und Friedensaktivist, der 1994 und 1995 für Bündnis 90/Die Grünen (AL) auch im Abgeordnetenhaus gesessen hatte, ist am 13. Dezember im Alter von 72 Jahren in Berlin gestorben.
Carlo und sein Fahrrad – ein Bild, das uns im Prenzlauer Berg fehlen wird.
Frank Ebert, Berliner Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Jordan wuchs in Berlin-Friedrichshain auf. Nach seiner Schulzeit machte er zunächst eine Ausbildung zum Zimmermann und studierte anschließend Bauingenieurwesen. Ein Philosophiestudium an der Humboldt-Universität durfte er nicht beenden, weil er sich geweigert hatte, die systemkritische polnische Gewerkschaft Solidarność zu kritisieren.
Früh hatte ihn die Stasi im Auge
Jordan stand bereits als Student in Konfrontation zum DDR-System. Er organisierte kulturoppositionelle Veranstaltungen in Studentenclubs. Der Staatssicherheitsdienst der DDR hatte ihn dadurch im Auge. 1976 wurde Jordan festgenommen, weil er gegen die staatliche Diffamierung des Pfarrers Oskar Brüsewitz protestierte.
Der Geistliche hatte sich öffentlich verbrannt, um damit die Verfolgung der Kirche durch das SED-Regime anzuklagen.
Jordan half beim Aufbau der Umweltbibliothek
Jordan war in den 80er Jahren am Aufbau der Umweltbibliothek im Umfeld der Zionskirche in Ostberlin beteiligt und dokumentierte die Naturzerstörung in der DDR in Filmen und Zeitschriften. 1988 gründete er mit anderen Aktivisten das Grün-Ökologische Netzwerk Arche, das eine Vernetzung der DDR-Umweltgruppen anstrebte.
Das Netzwerk drehte den Film „Bitteres aus Bitterfeld“, um auf die katastrophale Umweltsituation in der DDR aufmerksam zu machen.
Im November 1989 begründete er die Grüne Partei in der DDR mit. Er saß im Zuge der Friedlichen Revolution von Dezember 1989 bis März 1990 am Zentralen Runden Tisch. Von Mai bis Dezember 1990 saß er als Abgeordneter auch im ersten freigewählten Ostberliner Stadtparlament.
1994 Einzug ins Abgeordnetenhaus
Jordan gehörte auch zu den Initiatoren des Vereins „Antistalinistische Aktion Berlin-Normannenstraße e. V.“ (ASTAK). 1994 zog er ins Berliner Abgeordnetenhaus ein.
Der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Frank Ebert sagte: „Carlo war immer offen, interessiert und umtriebig. Carlo und sein Fahrrad – ein Bild, das uns im Prenzlauer Berg fehlen wird.“
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