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Reisende im Terminal 1 des BER

© dpa/Soeren Stache

Exklusiv

Bilanz für Flughafen BER: Erstmals macht der Hauptstadt-Airport Gewinne

Bisher wiesen die BER-Geschäftsberichte dramatisch miese Zahlen aus. Für 2022 sieht das anders aus. Doch die finanzielle Lage bleibt brisant.

Keine neuen Finanzturbulenzen am BER: Der Airport der Hauptstadtregion meldet jetzt sogar vorsichtig positive Zahlen, eine Premiere. Die Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) hat nach Tagesspiegel-Informationen im vorigen Jahr nach dem Pandemieeinbruch erstmals wieder einen operativen Gewinn (Ebitda) erwirtschaftet, und zwar in Höhe von 216,7 Millionen Euro. Im Jahr 2021 hatte im Geschäftsbericht da noch ein Minus von elf Millionen Euro geklafft, 2020 sogar eins von 145,6 Millionen Euro.

BER-Chefmanagerin Aletta von Massenbach und FBB-Aufsichtsratschef Jörg Simon wollen am Dienstag auf einer Bilanzpressekonferenz in Schönefeld über den FBB-Jahresabschluss für das Vorjahr informieren.

Dem Vernehmen nach ist für die BER-Verantwortlichen eine Zahl am wichtigsten: Auch im reinen Flughafenbetrieb, also ohne Grundstücksverkäufe, machte die FBB mit dem neuen BER-Airport demnach 2022 einen operativen Gewinn in Höhe von 56,8 Millionen Euro. Das heißt, dass der BER-Airport ohne Altlasten schwarze Zahlen schreiben könnte.

BER-Aufsichtsratschef Jörg Simon.

© dpa/Christoph Soeder

Der Konzernverlust der FBB im vorigen Jahr war mit 90 Millionen Euro im Vergleich zu den Horrorzahlen der Vorjahre erstmals moderat. Zwar wäre dieses Minus ohne Grundstücksverkäufe mit 249,7 Millionen Euro deutlich höher gewesen. Doch 2020 hatte das Konzern-Minus noch bei einer Milliarde Euro gelegen, 2021 bei 470,8 Millionen Euro.

Uneingeschränktes Testat der KPMG-Prüfer

Nach dem Aufsichstrat Anfang Mai beriet am Montag die FBB-Gesellschafterversammlung über das Ergebnis für das Jahr 2022, für das nach Tagesspiegel-Recherchen die Wirtschaftsprüfer von KPMG ein uneingeschränktes Testat erteilten, mit Hinweis auf Risiken. Wie berichtet hatten Berlin, Brandenburg und der Bund dem BER-Airport zuletzt mit einer von der EU genehmigten Kapitalspritze von 1,7 Milliarden Euro aus den öffentlichen Haushalten unter die Arme gegriffen, um eine Pleite der FBB abzuwenden.

 Das Ziel der Kapitalmarktfähigkeit in 2026 wird weiterhin verfolgt.

Aus einem Bericht des FBB-Managements für den Aufsichtsrat

Die FBB hatte sich beim Bau des BER-Airports überhoben, der mit knapp sieben Milliarden Euro Bau- und Finanzierungskosten fast drei Mal so teuer wie geplant und acht Jahre verspätet eröffnet wurde. Kurz nach Inbetriebnahme war mit der Pandemie dann auch noch der Luftverkehr eingebrochen.

BER erholt sich langsamer als Branche

Im vorigen Jahr hatten am BER 19,8 Millionen Passagiere ein- oder ausgecheckt, etwa doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Das neue BER-Terminal hat damit erstmals so viele Passagiere abgefertigt wie früher der City-Airport Tegel. Im vorigen Jahr hatte der Berliner Airport die Passagierströme selbst in Spitzenferienzeiten besser als andere deutsche Airports bewältigt. Der Airport zählte 154.000 gewerbliche Flugbewegungen, nur 105.000 waren es 2021.

Ausgestanden ist die BER-Finanzkrise - und damit das Risiko für die öffentliche Hand - trotz des aktuellen Aufwinds noch lange nicht. Denn die FBB kann nicht jedes Jahr Grundstücke veräußern, um die Schieflage zu lindern. Vor allem aber erholt sich der BER-Airport, der 2022 nur 56 Prozent der Passagiere im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit abfertigte, deutlich langsamer als andere deutsche und europäische Flughäfen.

BER-Chefmanagerin Aletta von Massenbach.

© MANFRED THOMAS TSP

Das setzt den Konsolidierungskurs der Flughafenbetreiber unter Druck, ebenso wie steigende Zinsen. In diesem und im nächsten Jahr dürfen die Staatseigner der FBB ohnehin keine weiteren Gelder überweisen. Das war eine Bedingung der EU für die Genehmigung der letzten Kapitalspritze.

Das FBB-Managament geht davon aus, dass die „angestrebte Kapitalmarktfähigkeit in 2026 mit Anspannung möglich“ sei, heißt es in einer FBB-Aufsichtsratspräsentation vom März. „Das Ziel der Kapitalmarktfähigkeit in 2026 wird weiterhin verfolgt.“ Gewinne - also harte schwarze Zahlen - peilt die FBB aber nach Tagesspiegel-Informationen nun erst ab 2028 an, nicht mehr ab 2026.

Von vornherein klar war allen Verantwortlichen, dass die jüngste Finanzspritze Berlins, Brandenburgs und des Bundes von 1,7 Milliarden Euro nicht den gesamten FBB-Finanzbedarf von 2,4 Milliarden Euro bis 2025 abdeckt. Woher die Differenz kommen soll, ist bislang offen.

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