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Michael Degen (1928-2022) hat ein Buch über seine Kindheit im Berlin der Nazi-Zeit geschrieben.

© Imago/Sven Simon

Ehrung in Yad Vashem vorgeschlagen: Das Ehepaar aus Berlin-Kaulsdorf, das Michael Degen rettete

Als Kind musste sich Schauspieler Michael Degen vor den Nazis verstecken, unter anderem bei Marie-Luise und Carl Hotze. Jetzt gibt es die Idee, sie als „Gerechte unter den Völkern“ zu ehren.

Von Johanna Treblin

„Nicht alle waren Mörder“ - so heißt das Buch, in dem der Schauspieler Michael Degen über seine Kindheit im Berlin der Nazi-Zeit erzählt. Bei Hitlers Machtübernahme war er fünf, und als die ersten Bomben auf die Stadt fielen gerade mal zehn. Sein Vater, ein jüdischer Sprachprofessor und Kaufmann, wurde ins KZ verschleppt, er selbst tauchte mit seiner Mutter unter und überlebte, indem sie von Versteck zu Versteck zogen – so auch nach Kaulsdorf.

Anlässlich des Tags zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar erinnerte der Linken-Verordnete Bjoern Tielebein in der vorigen Bezirksverordnetenversammlung an verfolgte Menschen im Bezirk. Unter anderem sprach er auch über Degen, der am 9. April 2022 im Alter von über 90 Jahren starb.

Michael Degen und seine Mutter kamen in Kaulsdorf bei Kommunisten unter. Das Ehepaar Marie-Luise und Carl Hotze selbst wurde 1943 wegen seiner Arbeit im Widerstand gegen die Nazis verhaftet. Marie-Luise Hotze kam ins KZ Ravensbrück, wo sie am 6. November 1944 ermordet wurde.

Ihnen würde eine Würdigung in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel zustehen.

Bjoern Tielebein,
Bezirkspolitiker der Linkspartei

Carl Hotze wurde zunächst nach Sachsenhausen gebracht, später nach Mauthausen. Er überlebte. Nach dem Krieg arbeitete er beim Magistrat von Ost-Berlin, wohnte in Prenzlauer Berg. In den frühen 50-er Jahren versuchte er noch, eine Entschädigung zu erlangen. Danach verliert sich seine Spur in den Akten.

2019 wurden zwei Stolpersteine für das Ehepaar an dessen alter Adresse An der Wuhle 41 verlegt – es waren die ersten in Marzahn-Hellersdorf für Menschen im Widerstand.

„Doch eine wichtige posthume Würdigung steht noch aus“, sagte Tielebein. „Ihnen würde eine Würdigung in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel zustehen.“

Mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“ werden dort nichtjüdische Menschen geehrt, die Juden und Jüdinnen vor der Ermordung retteten. Tielebein rief das Bezirksamt auf, einen entsprechenden Antrag bei der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel zu stellen und so zu helfen, „den beiden diese späte Würdigung zuteil werden zu lassen“.

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