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Berlin: Bevor es kriminell wird…

Mit Präventionsspezialisten in jeder Wache will die Polizei nun Straftaten von Jugendlichen vorbeugen. Rocco Röske ist einer

Rocco Röske versucht es mit Hip-Hop. Es gibt kein Patentrezept, wie man an junge Leute herankommt, wie man sie zum Diskutieren oder Nachdenken bringen kann. Aber wenn Rocco Röske in die Schulklassen geht, dann nimmt er einen CD-Player und eine Scheibe von „Meli“ mit. „Meli“ ist eine junge Rapperin aus Stuttgart. Rocco Röske ist Polizeioberkommissar im Abschnitt 34 – zuständig für den südlichen Teil von Tiergarten und für Teile von Moabit.

Aufklären, Vorbeugen und damit Straftaten verhindern: Das beinhaltet das neue Präventionskonzept der Berliner Polizei. Schon im Januar, so kündigte Polizeipräsident Dieter Glietsch an, soll es auf jeder Polizeiwache der Stadt einen „hauptamtlichen Präventionsbeauftragten“ geben. Rocco Röske (38) ist einer von ihnen. Vier Wochen lang werden diese Beamte im Januar noch an der Landespolizeischule fortgebildet. Röske hat bereits Erfahrung, weil er sich schon seit längerem mit der Vorbeugearbeit beschäftigt.

Und mit Hip Hop – der kommt immer dann zum Einsatz, wenn es Rocco Röske mit Gewalt unter Jugendlichen zu tun hat. So, wie neulich, als eine Gruppe von Schülern an einem Oberstufenzentrum andere angerempelt, herumgepöbelt und „so etwas ähnliches wie einen Hitlergruß gemacht“ hat. Die Schulleitung hat die Polizei um Rat gebeten. Dann kam Röske mit seinem CD-Player und spielte den Jugendlichen Songs von „Meli“ vor. „Für viele Jugendliche ist Rap-Musik Rebellion. Sie haben Idole und verbinden damit Aggression“, erklärt Röske. Aber in dem Lied, das Röske den Jugendlichen vorspielt, ist von „Stress machen durch Bildung“ die Rede und davon, dass man sich auch ohne Gewalt Respekt verschaffen kann. Er sei dann mit den Schülern gut ins Gespräch gekommen: Auch über den „Hitlergruß“, die Nazizeit und was das „Zeigen verfassungswidriger Kennzeichen“ für eine Strafe zur Folge haben kann.

„Gewalt-Prävention“ und die Arbeit mit Jugendlichen und Kindern ist ein wesentlicher Bestandteil des neuen Konzepts – aber bei weitem nicht alles. Rocco Röske geht auch in Altenheime und Senioren-Begegnungsstätten. „Jahreszeiten-Delikte“ nennt er das, worüber er die alten Leute aufklärt. Weil beispielsweise im Sommer die Zahl der Einbrüche steigt, rät Röske den alten Leuten: „Sprechen Sie mit ihren Nachbarn darüber, wann sie verreist sein werden.“ Beliebt seien aber auch Taschendiebstahl und „Türklingel“-Tricks. „Oftmals glauben die alten Leute gar nicht, wie leicht sie übers Ohr zu hauen sind“, weiß Röske.

Und dann schauten die Rentner ganz baff, wenn Röske und ein Kollege vom Landeskriminalamt sie so trickreich in ein Gespräch verwickeln und hinterher ihre Geldbörse weg ist. Selbstverständlich verteilt Röske Faltblätter und Broschüren: mit den neuesten Tricks der Betrüger, um in Wohnungen gelassen zu werden („Darf ich meine Babymilchflasche bei Ihnen erwärmen?“), aber auch zu Drogensucht unter Jugendlichen und Hilfsangebote.

„Die Prävention gehört in die Kieze“, heißt es im neuen Konzept der Berliner Polizei. Und das heißt für die Beamten, ganz nah dran zu sein: an Geschäftsinhabern im Bezirk, um mit ihnen über Diebstahl oder Vandalismus zu sprechen. Oder aber mit den Jugendfreizeitheimen eng zusammenzuarbeiten, um zu erfahren: Was für Gruppen oder Gangs gibt es im Bezirk? Und manchmal, sagt Röske, sei es einfach schon hilfreich, „präsent zu sein“, um zu zeigen: Hier ist jemand da in Uniform.

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