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Schon länger her, dass im Studio Babelsberg derart viele Serien und Filme in der Produktion waren.

© Andreas Klaer

Studio Babelsberg vor der Insolvenz?: Ein Drama bahnt sich an

Deutschlands berühmtestes Filmstudio steht nahezu komplett leer. Es gibt Spekulationen, der Eigentümer TPG plane eine Immobilienverwertung.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Das sind bedrohliche Nachrichten, die da aus Potsdam herüberwehen. In Babelsberg, dem ältesten der großen Filmstudios auf dieser Welt, dreht sich nichts. Schon 2022 schlecht ausgelastet, steht es seit Anfang dieses Jahres nahezu komplett leer, wie eine Recherche der „Wirtschaftswoche“ ergeben hat.

Gründe für die Krise

Unterschiedliche Gründe für die Flaute werden herumgereicht. Der Immobilienarm des US-amerikanischen Private-Equity-Hauses TPG hatte über seine kanadischen Cinespace Studios das Studio Babelsberg 2021 gekauft. Was nach allseitiger Win-win-Situation aussah, entpuppte sich als allseitige Enttäuschung.

Die US-Eigner scheinen mit dem deutschen und damit komplizierten Produktions- und Fördersystem überfordert, die öffentlich-rechtlichen Sender produzieren weniger, die privaten leiden unter Werbeeinbrüchen, die Streamingdienste drücken die Kosten, die Konkurrenz in Tschechien oder Ungarn ist scharf, der andauernde Autorenstreik in Hollywood lässt zahlreiche Produktionen auf Eis liegen.

Kommen hausgemachte Probleme dazu. TPG liegt offenbar mit dem Land Brandenburg über Kreuz. Das Studio braucht Subventionen von Land und Bund, wenn nicht bald die Insolvenz am Tonkreuz baumeln soll.

Auguren sagen, die prekäre Situation käme dem Eigentümer TPG nicht ganz ungelegen. Das Studio umfasst 173.000 Quadratmeter Fläche in exquisiter Potsdamer Lage. TPG strebe deswegen eine Immobilien-Verwertung an - was das Unternehmen dementiert.

Es geht nicht nur um hundert Arbeitsplätze, es geht nicht nur um den Ruf, es geht um einen Standort mit herausragender Historie, es geht um jenes Potsdam, das als erste und einzige Unesco Creative City of Film in Deutschland gelistet ist.

Klar, ein Mythos ernährt nur seinen Mythos und nicht mehr. Aber jetzt müssen Eigentümer, Produzenten, Sender, Förderer, Stadt, Land und Bund an einen Tisch. In Cannes und anderswo die Champagnergläser zu heben, ist eine feine Sache. Aber eben die falsche, wenn im Studio Babelsberg nur die leeren Flaschen über die Fußböden rollen. Und nebenan die Bagger schon die Baugruben für die nächsten Stadtvillen ausheben wollen.

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