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Monteure bauen einen Strommast auseinander, dann werden einzelne Teile per Kran zu Boden gelassen.

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Strommasten zu Stahlschrott: Warum eine Berliner Hochspannungsleitung jetzt verschwindet

In Oberschöneweide kommt eine Hochspannungsleitung unter die Erde. Das ist Teil eines Rückbau-Programms, das bis 2033 dauern soll.

Treptow-Köpenicks Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) darf per Funk das Startzeichen zum Rückbau des ersten Strommastes in der Kleingartenanlage am Wilhelmstrand geben. Die Kletterprofis der Firma Europten haben in 20 Metern Höhe bereits Schraubverbindungen gelöst, nun hämmern sie am Stahl, zwei Männer am Boden zerren an ihren Seilen, dann löst sich der erste Flügel des 28 Tonnen schweren Mastes und schwebt am Haken eines Krans langsam zu Boden.

Der Rückbau der Hochspannungsleitung (110 Kilovolt), die aus den 1970er-Jahren stammt, ist Teil eines bis 2033 laufenden Programms, die letzten noch verbliebenen Hochspannungsleitungen des Berliner Stromnetzes unter die Erde zu bringen. Dorthin, wo 80 Prozent des Netzes schon liegen. Rund 46 Kilometer sind noch übrig. Das Programm ist „Bestandteil des Konzessionsvertrages mit dem Land“, sagt Stromnetz Berlin-Geschäftsführer Erik Landeck.

46
Kilometer Hochspannungsleitung müssen noch unter die Erde

Erdkabel seien nicht nur sicherer vor Unwettern, sondern benötigten deutlich weniger Fläche. Die „städtebauliche Entwicklung“ sei also weniger eingeschränkt. Wobei die 2,3 Kilometer lange Freileitung zwischen dem Umspannwerk Wuhlheide und dem Kraftwerk Klingenberg in Oberschöneweide vor allem die Entwicklung des Funkhauses Berlin und die weiteren Ausbaupläne des Eigentümers störten. Der beteiligte sich mit drei Millionen Euro an den Rückbaukosten, dafür sagte Stromnetz Berlin zu, mit dem Projekt früher zu beginnen.

Insgesamt 14 Masten müssen demontiert werden, die Hälfte davon lässt Stromnetz Berlin abbauen, für die andere ist der Funkhaus-Eigentümer zuständig. Weil es über die Konditionen der Strommast-Demontage zu einem skurrilen Streit gekommen war – der Funkhaus-Eigentümer wollte selber den Abriss aller Masten übernehmen – weiß Stromnetz Berlin nicht, ob tatsächlich bis zum Sommer alle Masten verschwunden sein werden.

Insgesamt rund elf Millionen Euro kostet die Verlegung der Stromkabel in die Erde. Das Geld erwirtschaftet der landeseigene Netzbetreiber selbst, die Investition wird als Modernisierung des Stromnetzes verbucht. Die vier neuen Erdkabel, jeweils knapp sieben Zentimeter dick, seien leistungsfähiger als die alten Freileitungen, sagt Landeck.

Für Bezirksbürgermeister Oliver Igel ist das Thema Sicherheit der Stromversorgung seit dem mehrtägigen Blackout in Köpenick vor vier Jahren ein besonders sensibles. Igel findet die Verlegung in die Erde gut, zumal sich an diesem Standort „neue Möglichkeiten für Kleingärten“ ergäben. Der Köpenicker Blackout wurde allerdings durch einen Bagger verursacht, der Erdkabel durchtrennte.

Am Umspannwerk Wuhlheide kommen neben der Leitung vom Kraftwerk Klingenberg auch Hochspannungsleitungen des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz an. Das Unternehmen betreibt nach eigenen Angaben rund 41 Kilometer Freileitungen im Berliner Stadtgebiet. Pläne, diese Leitungen ebenfalls in die Erde zu verlegen, gibt es derzeit nicht.

Die Rückbau-Planungen laufen schon ein paar Jahre, die vielen Genehmigungen der Behörden und Verträge mit den Grundstückseigentümern sind kompliziert. Die eigentliche Demontage eines Mastes dauert rund eine Woche, von der Einrichtung der Baustelle bis zur Entfernung der Fundamente.

Weil die Wege in den Kleingärten schmal sind, ist es „schwierig, die Logistik herzukriegen“, sagt Projektleiter Thomas Streubel von Stromnetz Berlin. Das Stahlskelett des Mastes wird zu Stahlschrott zerkleinert und in großen Containern abgefahren.

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