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Ein Passagierflugzeug der Ryanair am Hauptstadtflughafen BER.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Frust über den BER: Ryanair streicht Routen und Jobs am Berliner Flughafen

Laut dem Ryanair-Vorstand Eddie Wilson sind die hohen Flughafengebühren schuld am schlechten Geschäft der Fluggesellschaften. Stimmt das – oder ist es bloß eine Ausrede?

Die Pressekonferenz beginnt zwei Minuten zu früh. Eddie Wilson aus dem Vorstand der irischen Billig-Airline Ryanair muss etwas loswerden: Das Geschäft seiner Firma in Deutschland läuft schlecht. In der Hauptstadt ganz besonders.

Aktuell fliegt Ryanair von Berlin 50 Routen. Zwar sollen drei Neue dazu kommen, nach Venedig in Italien, Banja Luka in Bosnien und Herzegowina und Billund in Dänemark. Aber dennoch sind das fast 30 Prozent weniger als vor der Pandemie. Auch die wöchentlichen Abflüge und Ankünfte sind eingebrochen – um 27 Prozent. Außerdem fehlen Arbeitsplätze. Ryanair hat nur noch 3400 Stellen, die mit dem Standort Berlin verknüpft sind. 2019 waren es mehr als 4000.

Wilson hat für das alles auch eine Erklärung: Die Flughafengebühren seien zu hoch. Während Ryanairs Kapazitäten in diesem Sommer insgesamt auf 130 Prozent des Vor-Corona-Niveaus gewachsen seien, sei „die Erholung des Tourismus und des Luftverkehrs in Deutschland die schlechteste in Europa“. Ryanair könnte viel mehr Strecken von der Hauptstadt aus anbieten. Doch: „Der Aufschwung im Tourismus und die Anbindung Deutschlands werden durch nicht wettbewerbsfähige Zugangskosten gebremst“, sagt Wilson.

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Flugticketpreise sind aus verschiedenen Kosten zusammengesetzt. Da ist einmal der von der Airline festgelegte Flugpreis. Hinzu kommen Luftverkehrssteuern, bei innerdeutschen Flügen eine Mehrwehrsteuer und obendrein Sicherheits- und Flughafengebühren. Am BER zum Beispiel kostet das Kofferaufgeben pro Passagier laut Wilson 10,40 Euro. „Das ist lächerlich“, sagt er erbost.

Das ist lächerlich.

Eddie Wilson, Ryanair-Vorstand, über Berlins Koffergebühr in Höhe von 10,40 Euro

Ryanair setzt seit Langem auf abgelegene Flughäfen, die schlecht angebunden und ausgestattet sind, dafür aber geringe Nutzungsentgelte verlangen. Dass Berlin durch die Schließung von Schönefeld so einen Flughafen nun nicht mehr hat und das Anfliegen des BER alternativlos geworden ist, ärgert die Fluggesellschaft.

Das Luftverkehrssteuergesetz macht fliegen in Berlin teuer

Und Ryanair ist nicht das einzige Unternehmen, das bemängelt, der BER würde zu hohe Entgelte für seine Dienste verlangen und dadurch den Flugtourismus in die Hauptstadt einschränken. Auch die Fluggesellschaft Easyjet hatte zuletzt ihre Flotte am Hauptstadt-Flughafen reduziert.

Jan-Peter Haack, Sprecher vom Flughafen Berlin-Brandenburg, der bei der Ryanair-Pressekonferenz im Maritim-Hotel an der Friedrichstraße im Publikum sitzt, sagt hinterher zu dem Vorwurf, dass der BER für Fluggesellschaften teuer ist, dass sich daran aktuell nichts ändern ließe. „Die Flughafengesellschaft erhält von den Gesellschaftern finanzielle Mittel zur Teilentschuldung des Unternehmens.“ Da diese von der Europäischen Union genehmigt werden mussten, würden sie einigen Auflagen unterliegen. „Eine davon ist, dass die Flughafenentgelte für die Dauer des Beihilfeverfahrens nicht verändert werden dürfen.“

Dieses Jackett sieht man in Berlin nicht mehr so häufig.

© REUTERS/FRANCOIS LENOIR

Aber nicht nur die Flughafengebühren, auch das Luftverkehrssteuergesetz, das 2010 vom Bundestag verabschiedet wurde, steigert die Kosten fürs Fliegen von und in Deutschland. Fluggesellschaften müssen, abhängig von der Route, pro Passagier einen Betrag zwischen 12,73 Euro und knapp 60 Euro zahlen.

Wilsons Plädoyer klingt wie eine Drohung

„Die deutsche Regierung muss dringend die Zugangskosten senken, um den Wettbewerb zu fördern“, sagt Wilson, „um die Flugpreise der etablierten Fluggesellschaften zu senken“, damit die nicht weiterhin ihre Kapazitäten einschränken und exorbitante Preise verlangen würden.

Es ist anzunehmen, dass Wilson mit seinem Plädoyer, das schon fast wie eine Drohung klingt, auch eine Strategie verfolgt: Je mehr Ryanair, die größte Flughafengesellschaft Europas, die einzelnen Standort-Betreiber einschüchtert, desto eher werden die handeln und ihre Preise reduzieren. Das wäre gut für die Billig-Airline, denn so könnte sie noch mehr Flüge zu noch günstigeren Preisen anbieten.

Jan-Peter Haack vom BER sagt dazu: „Natürlich haben wir Verständnis dafür, dass ein Wirtschaftsunternehmen das für sich bestmöglich Marktumfeld anstrebt.“

Und es ist nicht anzunehmen, dass Ryanair so schnell auf den Standort Berlin verzichten wird. Die Fluggesellschaft hat noch immer die zweitgrößte Flotte am BER stationiert. Lediglich Easyjet hat mit elf Maschinen eine größere.

Unter den neun Jets von Ryanair sind zwei Boeing 737 des neusten Typs, der „Gamechanger“ getauft wurde. Im Vergleich zu älteren 737-Modellen soll der Treibstoffverbrauch um 16 Prozent pro Sitzplatz reduziert worden sein, die Lärmemissionen um 40 Prozent.

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