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Ein Modell des Gewerbehöfe-Quartiers Go West in Berlin-Schmargendorf vom Büro Christoph Kohl Stadtplaner Architekten

© Christoph Kohl Stadtplaner Architekten

Baubeginn am Gewerbequartier: Ein Milliardenprojekt für den Berliner Mittelstand

Unter dem Namen „Go West“ wird die frühere Zigarettenfabrik in Schmargendorf zum großen Standort für Handwerksbetriebe, Büromieter und andere Unternehmen.

Eines der größten und teuersten Bauvorhaben im Berliner Westen ist das „Gewerbehöfequartier Go West“ auf dem Gelände der ehemaligen Reemtsma-Zigarettenfabrik in Schmargendorf. Für mehr als eine Milliarde Euro sollen etwa 10.000 Arbeitsplätze entstehen.

Den symbolischen ersten Spatenstich feierten am Dienstag der Investor, die Gustav Zech Stiftung aus Bremen, und die „Wohnkompanie Berlin“. Letztere ist eine Tochterfirma der Zech Group und der Projektentwickler.

Wohnkompanie-Chef Stephan Allner vergleicht die 7,4 Hektar große Grundstücksfläche zwischen der Forckenbeckstraße und der Mecklenburgischen Straße gerne mit dem Potsdamer Platz in Berlin-Mitte. Er erinnerte auch an die Vorgeschichte des Areals. Ab 1909 wurden auf dem vorherigen Acker zunächst Kleingärten errichtet, die 1959 der Tabakfabrik weichen mussten. Bis zu 420 Mitarbeiter produzierten jährlich mehr als 20 Milliarden Zigaretten.

Doch 2012 schloss Reemtsma das Werk und veräußerte es an den Unternehmer Kurt Krieger, der unter anderem die Möbelhauskette Höffner betreibt. Er wollte ein großes Möbelhaus ansiedeln, scheiterte aber am Widerstand aus dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Entnervt verkaufte Krieger die Immobilie im Jahr 2014 weiter an die Wohnkompanie.

Gemäß ihres Namens plante diese Wohnungsbau, konnte sich damit aber auch nicht durchsetzen. Der Bezirk beharrte auf einer gewerblichen Nutzung. So kam es zur Konzeptänderung. Das Berliner Architektenbüro Christoph Kohl hat zwölf Gebäude mit einer „typisch Berliner Gewerbehofarchitektur“ entworfen, zu der einige Ziegelfassaden gehören.

Die Zielgruppe sind mittelständische Betriebe. An einem „Handwerkerhof“ beteiligt sich die Handwerkskammer Berlin. Deren Präsidentin Carola Zarth lobte beim Festakt den „extrem langen Atem“ der Bauherren. Zu den Plänen gehören auch Büros, ein Vier-Sterne-Hotel, Labore, ein Rechenzentrum, ein kulturelles Angebot mit Kino und Theater, eine Kita sowie ein öffentlicher Stadtplatz mit Läden, Restaurants und einem Wochenmarkt.

Für das Neubauprojekt wurde die Fabrik schon fast komplett abgerissen. Nur das Bürohaus rechts im Bild bleibt stehen.

© Cay Dobberke / TSP

In drei Kellergeschossen kommen eine Tiefgarage mit mehr als 1800 Pkw- und Fahrradstellplätzen, Ladestationen für E-Mobilität, Lagerräumen und Gebäudetechnik hinzu. Oben wird das gesamte Grundstück autofrei.

Für eine klimaschonende Energieversorgung sind Fotovoltaik-Anlagen auf den Dächern vorgesehen. Letztere sollen teilweise auch einer Gärtnerei dienen und so zur „Dachfarm“ werden. Darüber hinaus werde Abwärme aus dem Rechenzentrum für die Beheizung der anderen Gebäude genutzt, kündigte Stephan Allner an.

Der erste Bauabschnitt mit zwei Gebäuden wird wahrscheinlich 2025 fertiggestellt und der Rest in den Jahren bis 2026 oder 2027. Von der alten Fabrik bleibt allein ein Bürohaus übrig.

Nur über die künftige Erreichbarkeit für den Autoverkehr zeigt sich Stephan Allner ein wenig besorgt. Denn die Berliner Verkehrsverwaltung will die Autobahnbrücke über dem nahen Breitenbachplatz abreißen und prüft dabei auch, die Stadtautobahn bis zur Mecklenburgischen Straße zurückzubauen.

Gemeinsam mit der Berliner Handwerkskammer „müssen wir uns beim Senat dafür einsetzen, dass die Anbindung bleibt“, betonte Allner.

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