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Homepage: Wo der Kuckuck wohnt

Ein Seminar an der FH Potsdam zur Weiterbildung von PR- und Marketing-Experten aus dem Kulturbereich

Stefanie Schmid hat sich ein unkonventionelles Werbekonzept für ihre Zeit nach den drei Seminar-Tagen an der Fachhochschule Potsdam ausgedacht. „Ich werde einfach noch mehr Leuten raten, dahin zu kommen, wo der Kuckuck wohnt“, sagt die Marketing-Fachfrau. Sie arbeitet am Deutschen Uhrenmuseum im schwäbischen Furtwangen und soll dort dafür sorgen, dass ihr Haus im öffentlichen Gespräch bleibt, damit mehr Gäste kommen.

Die Kunst, mehr Leute für Kultur zu begeistern, versucht die Fachhochschule Potsdam mit dem ständigen Weiterbildungskurs „Management, Marketing, Kommunikation“ zu lehren. Der Kurs steht jedem offen und ist in einzelne, jeweils dreitägige Seminare aufgesplittet (www.fh-potsdam.de). Die Lehreinheiten kosten die Teilnehmer jeweils 205 Euro. In der vergangenen Woche traf man sich an der Fachhochschule zum Thema „PR für Kunst und Kultur“. Da ist zum Beispiel Eva Tittman aus einem soziokulturellen Zentrum in Berlin-Moabit. Sie spricht von der traditionellen Angst aller Künstler, dass „Werbung unsere Arbeit verflacht und wir uns dem Publikum anbiedern.“ Gleichzeitig beobachtet die PR-Frau eine „große Erwartungshaltung“ der Chefs von Kulturhäusern an die Möglichkeiten von professioneller Öffentlichkeitsarbeit. Ein Spagat, wie sie findet. An der FH will sie für die Arbeit ihr „Handwerkszeug“ verfeinern, um Entscheidungen nicht mehr allein aus dem Bauch heraus zu treffen.

Deswegen ist auch Dominik Sack von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn nach Potsdam gereist. „Werbung wird oft mit Manipulation gleichgesetzt“, hat er in der Künstlerszene beobachtet. Daher sei es besonders wichtig, Glaubwürdigkeit beim angesprochenen Publikum zu gewinnen: „PR-Leute sollten kein kritikloses Sprachrohr ihres Auftraggebers sein, sondern die eigene Position durchaus transparent machen dürfen.“

Ebenso wichtig ist es, da sind sich die elf Teilnehmer einig, ein Gefühl von Exklusivität bei dem potentiellen Publikum zu erzeugen – und die Vorstellung, am Ort des Geschehens Gleichgesinnte zu treffen. Eine schwere Aufgabe, wie Andreas Walz von der Jugendkulturfabrik Brandenburg findet: „Ich schaffe nur fünfzig Prozent von dem, was ich eigentlich machen müsste.“

In der Tat scheint der Job als Kulturwerbeprofi für Außenstehende auf den ersten Blick wenig attraktiv: Denn eigentlich müsste es frustrierend sein, weil rund die Hälfte der Bevölkerung sowieso nicht kommt. So hat das Bonner Zentrum für Kulturforschung bei Umfragen einen stetigen Wert von 40 bis 50 Prozent der Deutschen ermittelt, die während eines halben Jahres keinerlei Konzerte, Theater oder Ausstellungen besuchen. Für den interessierten Rest, der sich noch einmal in einzelne Zielgruppen teilt, müssen wiederum eigene Werbestrategien entwickelt werden.

Muss also der perfekte PR-Profi täglich frische Ideen entwickeln? Nicht unbedingt, wie Stefanie Schmid findet. „Es ist unmöglich, die Kommunikation ständig neu zu erfinden“, sagt die Marketing-Frau des Furtwanger Uhrenmuseums. Am Wichtigsten sei es deswegen, aus voller Überzeugung hinter der eigenen Institution zu stehen, sie als „zweite Identität“ zu begreifen. Doch die enthusiastische Art, wie Stefanie Schmid über die Kuckucksuhren ihres Museums spricht, lässt erahnen, dass ein solches zweites PR-Ego nicht unbedingt alle Welt ansprechen muss. Und, dass für eine gelungene Werbung manchmal vielleicht einfach nur Glück und Zufälle verantwortlich sind. Henri Kramer

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