zum Hauptinhalt
Das Forschungschiff "Polarstern" an der Eisscholle. 

© Michael Gutsche/AWI

Potsdamer Polarexpedition: Mit einem lauten Knall

Mit dem Zerbrechen einer Eisscholle ist die spektakuläre Forschungsreise der "Polarstern" über den Nordpol unter Potsdamer Leitung in ihre letzte Phase getreten.

Potsdam - Die Wissenschaftler konnten gerade noch das Forschungscamp abbauen. Am nächsten Tag, dem 30. Juli, war die Eisscholle, an der das Forschungsschiff „Polarstern“ seit zehn Monaten angedockt durch das Polarmeer gedriftet war, zerborsten –  genau 301 Tage nach Beginn der Mosaic-Expedition. Unter  lautem Knallen sei das Eis zerbrochen, berichtet der Potsdamer Expeditionsleiter Markus Rex vom  Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Für die Wissenschaftler war das keine Überraschung, sie hatten den Zerfall der Eisscholle im arktischen Sommer nun erwartet. In einer Höhe von 300 Metern über der Scholle hatten die Forscher unlängst eine Temperatur von immerhin plus 14 Grad Celsius gemessen.  Die Überreste der Eisscholle treiben nun in die offenen Gewässer der Framstraße hinaus. Das Timing der Wissenschaftler sei perfekt gewesen, berichtet das AWI: „Bis zum letzten Moment haben sie mit einem vollständigen Forschungscamp auf dieser Scholle geforscht, bevor sie es geordnet innerhalb nur eines Tages an Bord holten.“ Damit sei es möglich gewesen, auch die allerletzte Phase des Lebens der Mosaic-Eisscholle zu dokumentieren. „Mosaic“ steht für  „Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of arctic Climate“. 

Markus Rex, Leiter des Forschungsteams auf dem Forschungsschiff «Polarstern». 
Markus Rex, Leiter des Forschungsteams auf dem Forschungsschiff «Polarstern». 

© Mohssen Assanimoghaddam/dpa

1700 Kilometer durch das Nordpolarmeer

„Es ist uns gelungen, den Lebenszyklus der Mosaic-Scholle seit Anfang Oktober letzten Jahres bis zu ihrem Ende zu begleiten“, erklärte Expeditionsleiter Markus Rex, der Professor für Atmosphärische Physik an der Universität Potsdam ist. „Die Eisscholle hat uns 1700 Kilometer durch das Nordpolarmeer getragen, von der Laptewsee vorbei am Nordpol bis in die Framstraße“, so Rex. Jetzt beende sie an der Eiskante ihren natürlichen Lebenszyklus: „"Während sie unter dem Einfluss von Dünung und Wellen zerbricht, schließlich schmilzt und wieder zu dem Wasser des Ozeans wird, aus dem sie sich vor fast zwei Jahren vor der sibirischen Küste gebildet hat“. Damit sei das Konzept dieser Expedition vollständig aufgegangen. Jetzt stehe das letzte noch fehlende Puzzlestück im Jahreszyklus des arktischen Meereises im Fokus: das beginnende Gefrieren des Ozeanwassers am Ende des Sommers. "Für diese Phase werden wir nach Norden vorstoßen, wo die Eisbildung bereits demnächst einsetzen wird“, erklärt Rex. Etwa Mitte August werde das der Fall sein, nach einem letzten Austausch von Crewmitgliedern. 

Im Oktober wird die Polarstern zurückerwartet

"Mosaic" gilt als die größte Expedition in die Arktis seit mehr als 100 Jahren. Die Forschungsreise hat zum Ziel, die Auswirkungen des Klimawandels in der Arktis zu erforschen. Wegen der Corona-Pandemie musste die Expedition ihre Eisdrift unterbrechen, lief letztlich aber weiter. Nun fehlen Daten für etwa einen Monat, doch das Forschungsprojekt wird weiter fortgeführt.

Die „Polarstern“ hatte sich für die Reise im Oktober 2019 an einer etwa 2,5 mal 3,5 Kilometer messenden Scholle festfrieren lassen und driftete dann mit dem Eis durch die Arktis – nach dem Vorbild des norwegischen Forschers Fridtjof Nansen vor 125 Jahren.  Während der Drift waren rund  300 Wissenschaftler aus 16 Ländern an Bord. Damit sollte die Erkundung des Klimasystems in der Zentralarktis ermöglicht werden. Das Budget für die Expedition beträgt rund 140 Millionen Euro. Erst im Oktober 2020 wird das Schiff in Bremerhaven zurückerwartet. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false