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Russland im Visier. Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, bei der Potsdamer Konferenz für Nationale Cyber-Sicherheit.

© Ralf Hirschberger/dpa

Potsdamer Konferenz zur Cybersicherheit: Putins Cyber-Attacken auf Deutschland

Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen spricht auf einer Konferenz über Cyberischerheit in Potsdam über Stimmungsmacher von außen. Russland will beispielsweise die Bundesrepublik mit Internet-Aktionen destabilisieren, sagt er.

Potsdam - Für Cyberangriffe und Agitation in Deutschland kaufen sich Russlands Nachrichtendienste nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes Hacker und Stimmungsmacher von außen ein. „Wir sehen Einflussnahme-Operationen in Deutschland und in anderen europäischen Ländern“, sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, am Mittwoch bei der Potsdamer Konferenz für Nationale Cybersicherheit am Hasso-Plattner-Institut (HPI). Dies spiele sich in der realen Welt ebenso ab wie im Netz, etwa durch empörte Blog-Einträge sogenannter Trolle. Ein Beispiel sei der Fall der Berlinerin Lisa.

Russische Medien hatten Anfang 2016 Spekulationen verbreitet, die russischstämmige 13-Jährige sei von südländisch aussehenden Männern entführt und vergewaltigt worden. Ermittler halten die Geschichte für frei erfunden. Dennoch sorgte der Fall für Protestkundgebungen und diplomatische Verstimmungen.

Hackergruppen von Nachrichtendiensten angeheuert

„Wir gehen davon aus, dass das nicht Mitarbeiter von russischen Diensten sind“, sagte Maaßen, „sondern sich Privatpersonen mutmaßlich gegen Entlohnung zur Verfügung stellen“, um bestimmte Botschaften auf Deutsch oder in anderen Sprachen zu posten. Die Kritik im Sinne Russlands an der deutschen Politik werde so geäußert, dass der Anschein erweckt werde, das seien Postings von Deutschen. Ziel sei es offensichtlich, Deutschland zu destabilisieren und die Regierung in Schwierigkeiten zu bringen. Eine Methode, die der sowjetische Geheimdienst beherrscht hätte und die nun der russische Geheimdienst FSB über das Internet betreibe. „Wir haben den Eindruck, dass nicht nur die Nachrichtendienste selbst Operationen durchführen, sondern dass dies in Teilen outgesourct wird, nicht nur in Russland“, so Maaßen. Hackergruppen würden für Nachrichtendienste Operationen durchführen.

Internetseiten auf denen man Angriffe ordern kann

Auch bei gewöhnlicher Kriminalität sei Hacker-Outsourcing vermehrt zu beobachten, sagte HPI-Direktor Christoph Meinel. „Es gibt Seiten, wo Sie Angriffe ordern können. Ganz dezidiert. Mit Preisen. Und dieses Beauftragen kann jeder machen, der das Geld auf den Tisch legt.“ Die Attacken würden von kriminellen Strukturen durchgeführt.

Beim Datenklau im Deutschen Bundestag vermutet Maaßen ebenfalls Russlands Geheimdienst als Urheber, der Angriff auf die CDU-Zentrale stehe auch im Zusammenhang mit russischer Schadsoftware. Dass die Organisierte Kriminalität in Deutschland vom russischen Nachrichtendienst gesteuert werde, konnte der Vize-Präsident des Bundeskriminalamtes, Peter Henzler, nicht bestätigen. Dafür gebe es keine verwertbaren Beweise. „Aber wir haben es auf der Rechnung.“

Russland nicht als Feind, sondern als Gegenüber und Partner

Als Feind sieht der Verfassungsschutz Russland heute nicht. Maaßen bezeichnete das Land im Bereich der Spionageabwehr als ein „Gegenüber“. Andererseits betonte er, Russland sei auch Partner, etwa bei der Terrorismusbekämpfung.

Unterdessen scheint klar, dass das im April entdeckte Virus im Computer des bayerischen Atomkraftwerks Gundremmingen offenbar über einen USB-Stick eingedrungen ist. Das sagte der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Klaus Vitt, auf der Konferenz. (mit dpa)

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