zum Hauptinhalt
Verpixelt. Die ehemalige Orangerie am Neuen Palais wird in moderner Anmutung wiederentstehen. Die 30 Meter breite und sieben Meter hohe Glasfassade hat die Künstlerin Eva Leitolf gestaltet.

© PNN / Ottmar Winter

Ein leuchtender Dornbusch: Pixeliges Kunstwerk für Jüdisches Bildungszentrum

Die Arbeiten für das Jüdische Bildungszentrum gehen voran. Jetzt wurde der Siegerentwurf des Kunstwerks vorgestellt, das künftig das Gebäude schmücken wird - und es ist kein Dornbusch.

Potsdam- Das Kunstwerk wird schon dank seiner Größe ein Hingucker sein: Eine Glasfront von 30 Metern Länge und sieben Metern Höhe wird am künftigen Bau für die Rabbiner-Ausbildung der Universität Potsdam am Campus Neues Palais entstehen, gestaltet mit farbigen Quadraten in Grün- und Brauntönen – ein stark vergrößertes und in Pixel zerlegtes Foto eines Dornbusches. „This is not a Thornbush“ – also: Das ist kein Dornbusch – heißt das Werk von Eva Leitolf, das die Jury beim Wettbewerb zur Kunst am Bau für das Gebäude am meisten überzeugte. Beim Titel dürften sich viele an den Schriftzug „Ceci n’est pas un château“ – Das ist kein Schloss – am Landtag erinnert fühlen, ein Kunstwerk von Annette Paul. Am gestrigen Montag wurde der Siegerentwurf am Neuen Palais vorgestellt, alle sieben eingereichten Entwürfe sind dort im Haus 8 noch bis 15. März zu besichtigen.

Wie berichtet entsteht im historischen Nordtorgebäude am Campus Neues Palais, zwischen Mopke und Uni-Mensa, das neue Domizil für die School of Jewish Theology der Universität Potsdam sowie das Abraham Geiger Kolleg und das Zacharias Frankel College, an dem Rabbiner ausgebildet werden. Das Land Brandenburg investiert den Angaben zufolge zwölf Millionen Euro. Richtfest soll im Juni gefeiert werden. Die Fertigstellung ist für Ende des Jahres, die Übergabe an die Nutzer Mitte 2020 vorgesehen, wie es vom Landesbetrieb Bauen und dem Architekturbüro Rüthnik hieß.

Das gläserne Kunstwerk wird dabei die Südfassade der früheren Orangerie des Hofgärtnerhauses zieren. Momentan ist dort, unweit der Uni-Mensa, nur eine nach vorne offene Gebäudehülle mit drei Wänden zu sehen. Denn zunächst seien Gebäudeteile abgerissen worden, wie Philip Grell vom Büro Rüthnik den PNN erklärte. In dem friderizianischen Orangeriebau sei in den 1950er Jahren eine Turnhalle gebaut worden. Gemeinsam mit der Denkmalpflege habe man sich entschieden, das zurückzubauen, bis auf die originalen Ziegelsteinmauern. Mit der künstlerisch gestalteten Glasfassade werde die Idee der Orangerie wieder aufgegriffen.

Walter Homolka, der Rektor des Abraham Geiger Kollegs, zeigte sich begeistert. Mit der Fassadengestaltung komme das geplante Ensemble „zu einer großen Vollendung“, sagte er: „Das wird nicht zu übersehen sein.“ Die Glaswand, in den Abendstunden von innen erleuchtet, werde ein „Anziehungspunkt allererster Güte“ für Mitarbeiter, Studierende und Parkbesucher. Aus der düsteren Ecke des Campus’ werde „eine Piazza, wo sich die Studierenden gern aufhalten“. Gleichzeitig werde das Kunstwerk das jüdisch-theologische Institut, das erste seiner Art in Brandenburg, „sichtbar machen“. Homolka lobte auch die inhaltliche Herangehensweise der bayerischen Künstlerin. Mit dem verfremdeten biblischen Motiv des Dornbusches entstehe – „auch in einer Gesellschaft, die weitgehend nicht religiös geprägt ist“ – ein Raum zu Auseinandersetzung um Fragen des Glaubens. Jurymitglied Thomas Köhler von der Berlinischen Galerie lobte „die Verschmelzung des Werkes mit der Architektur“. Die neunköpfige Jury habe sich einstimmig für Leitolfs Entwurf entschieden. Die 1966 geborene Künstlerin erhielt den mit 3000 Euro dotierten ersten Preis. Grundlage für die Fassade war ein in Israel entstandenes Foto, sagte Eva Leitolf. Als Fotokünstlerin beschäftige sie sich eigentlich mit Themen wie Migration und rassistisch motivierter Gewalt. Die „Frage nach der Darstellbarkeit religiöser Erfahrung“ habe sie aber gereizt.

In dem Ensemble im Welterbe werden sich verschiedene Einrichtungen zu einem international bedeutenden Ausbildungszentrum für jüdische Geistliche vereinen, auch eine kleine Synagoge wird es geben. Am Geiger-Kolleg werden seit 1999 liberale Rabbiner ausgebildet. Das Kolleg, ein An-Institut der Uni Potsdam, ist die einzige solche Ausbildungsstätte auf dem europäischen Festland nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch das Zacharias Frankel College, in dem konservative Rabbiner ausgebildet werden, ist europaweit einzigartig.

An der Jewish School of Theology, die seit 2013 den Überbau für die akademisch-geistliche Ausbildung in der Jüdischen Theologie an der Uni Potsdam bildet, studieren rund 160 junge Menschen. Dort werden sie auf den akademischen Teil ihres Abschlusses vorbereitet, die geistliche Ausbildung erfolgt am Kolleg.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false