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Doktoren von der Fachhochschule: Ministerin Münch will Promotion auch an FHs

Potsdam - Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) hat sich zum Ziel gesetzt, dass Studierende künftig auch an den vier Fachhochschulen des Landes eine Doktorarbeit verfassen können. Bislang ist das Promotionsrecht den Universitäten vorbehalten.

Potsdam - Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) hat sich zum Ziel gesetzt, dass Studierende künftig auch an den vier Fachhochschulen des Landes eine Doktorarbeit verfassen können. Bislang ist das Promotionsrecht den Universitäten vorbehalten. Auch der Präsident der Fachhochschule Potsdam, Eckehard Binas, fordert ein Promotionsrecht für die FHs. „Wir brauchen eine nach internationalen Qualitätsstandards gesicherte und mit den Unis gleichwertige Promotion an den Fachhochschulen, so wie es beispielsweise in Hessen schon möglich ist“, sagte er den PNN.

Die Debatte wird gegenwärtig auch auf Bundesebene geführt. Der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein (CDU) ist ebenfalls ein Verfechter der Promotion an Fachhochschulen, was in Hessen seit Kurzem möglich ist. Der Präsident des Deutschen Hochschulverbands, Bernhard Kempen, lehnt den Doktortitel von der FH hingegen ab. Das Promotionsrecht für Fachhochschulen berge das Risiko, „die gesamte Architektur des Hochschul- und Wissenschaftssystems zu zerstören“, schreibt Kempen in der Wochenzeitung „Die Zeit“, Universitäten und Fachhochschulen hätten verschiedene, einander ergänzende Aufgaben: „Die einen kümmern sich um Grundlagenforschung und Ausbildung durch Wissenschaft; die anderen um eine anwendungsorientierte und praxisnahe Ausbildung. Diese bewährte Aufteilung sollte fortgeführt werden.“

Die Fachhochschulen waren vor 25 Jahren in Brandenburg gegründet worden, in erster Linie zur Sicherung von Fachkräften. An den FHs studieren inzwischen mehr als 12 000 junge Menschen. Wissenschaftsministerin Münch steckt die akademischen Ziele mit der Promotion jetzt noch höher. „Dazu sind intensive Gespräche mit den Universitäten und Fachhochschulen im Gange“, sagte Münch. Die Ministerin will die Fachhochschulen damit für Studierende noch attraktiver machen. Es müsse nun geklärt werden, ob die Promotionen an den Universitäten oder an einem Graduiertenkolleg angesiedelt werden. Potsdams FH-Präsident Binas will, dass die Fachhochschule bei den Promotionen wettbewerbsfähig wird. Kooperative Promotionsverfahren zusammen mit den Unis seien dazu zu wenig.

Hochschulverbandschef Kempen befürchtet hingegen, dass die FHs so mit den Universitäten in einen Wettstreit treten, den sie nicht gewinnen könnten. Er erinnert daran, dass FH-Professoren mit 18 Semesterwochenstunden eine in der Regel doppelt so hohe Lehrverpflichtung wie Universitätsprofessoren haben und nur über 0,6 wissenschaftliche Mitarbeiterstellen verfügen, während Universitätskollegen sieben Mitarbeiter haben. Kempen fürchtet auch um die Stellung der Universitäten. Denn im Falle des Promotionsrechts für FHs müssten auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen die Möglichkeit bekommen, Doktoranden auszubilden. Dies aber sei fatal: „Bislang ist es insbesondere das Promotionsrecht der Universitäten, das die immer stärker werdenden außeruniversitären Einrichtungen noch auf Kooperationen mit ihnen angewiesen sein lässt“, so Kempen. 

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