zum Hauptinhalt
Im Lot. Eine Lotstange, mit der Messstrecken geeicht wurden.

© Andreas Klaer

Homepage: Die Welt vermessen

520 Geodäten aus aller Welt richten in Potsdam ihren Blick auf die Erde

Großer Bahnhof für ein schwergewichtiges Thema: Der große Saal des Potsdamer Dorint-Hotels war bis auf den letzten Platz gefüllt, als GFZ-Vorstand Reinhard Hüttl am Montag rund 520 Erdvermesser aus aller Welt in Potsdam begrüßte. Der Chef des Potsdamer Geoforschungszentrums (GFZ) eröffnete die wissenschaftliche Versammlung der Internationalen Assoziation für Geodäsie (IAG), die in diesem Jahr aus Anlass ihres 150-jährigen Bestehens vom 1. bis 6. September in Potsdam stattfindet.

Potsdam ist für die Geodäsie genannte Zunft der Erdvermessung sozusagen die Wiege. Das Geodätische Institut Berlin war 1892 von Friedrich Robert Helmert auf dem Potsdamer Telegrafenberg untergebracht worden. Der dort von 1898 bis 1904 mit Pendelapparaturen gemessene Wert der Erdanziehungskraft galt unter dem Namen „Potsdamer Schwerewert“ von 1909 bis 1971 als internationaler Referenzwert. Heute wird am selben Ort die Schwerkraft mit mehreren Satelliten (Champ, Grace, Goce) erforscht.

GFZ-Vorstand Hüttl sprach vor den Wissenschaftlern aus 53 Ländern vom Stolz, der die Potsdamer Geoforscher erfülle, weil die Geschichte der Geodäsie hier ihren Anfang hatte. Daran habe das GFZ angeknüpft. Der Geoid-Globus des GFZ, bekannt als „Potsdamer Kartoffel“, habe ein weltweites Renommee. Und auch in Zukunft will das GFZ den Forschungsbereich stärken. Für das Jahr 2017 ist der Start einer Nachfolge-Mission für die Grace-Satelliten geplant, um das Schwerefeld der Erde zu vermessen.

„Sogar Helmert wäre überrascht, wenn er sehen könnte, dass heute die Daten der Geodäsie auch in der Klimaforschung genutzt werden“, sagte GFZ-Chef Hüttl. So seien die Messergebnisse beispielsweise zur Erhebung des Meeresspiegelanstiegs oder des Abschmelzens von polaren Eismassen unabdingbar. „Daher ist unsere geplante neue Satellitenmission so wichtig“, erklärte Hüttl.

Geodätische Referenzsysteme werden als Grundlage für jegliche Art der präzisen Navigation und Positionsbestimmung gebraucht, so etwa auch bei der Landes-, Kataster- und Ingenieurvermessung. Die nun in Potsdam verweilenden Geodäten nehmen darüber hinaus das Erdschwerefeld und seine zeitlichen Variationen als Funktion der Massenverteilung innerhalb der Erde in den Blick. Zudem diskutieren sie die Beobachtung geophysikalischer Gefährdungen etwa durch Erdbeben und Tsunamis, die Untersuchung geodynamischer Vorgänge des globalen Wandels sowie technische Verfahren und Anwendungen der Geodäsie.

Eine öffentliche Ausstellung zur Geschichte der Geodäsie auf dem Telegrafenberg begleitet das Potsdamer Treffen der Erdvermesser. Bis 27. September ist sie in der Bibliothek des Wissenschaftsparks Albert Einstein zu sehen, der Eintritt ist frei. Jan Kixmüller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false