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Wohin mit dem Tauwasser? Forscher finden keine praktikable Lösung.

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Antarktis als Klimaretter?: Potsdamer Forscher prüfen Südpol-Wasserspeicher

Auf der Suche nach wirksamen Schutzmaßnahmen gegen die Folgen des Meeresspiegelanstiegs haben sich Potsdamer Klimaforscher mit einem großräumigen Eingriff in das Erdsystem beschäftigt. Die Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) untersuchten die Möglichkeit, Wasser auf die Antarktis zu pumpen, um es dort als Eis zu speichern.

Auf der Suche nach wirksamen Schutzmaßnahmen gegen die Folgen des Meeresspiegelanstiegs haben sich Potsdamer Klimaforscher mit einem großräumigen Eingriff in das Erdsystem beschäftigt. Die Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) untersuchten die Möglichkeit, Wasser auf die Antarktis zu pumpen, um es dort als Eis zu speichern. Das Ergebnis der Studie: Selbst wenn man großen technischen Aufwand betriebe, könnte der starke Meeresspiegelanstieg damit nur verzögert werden.

Die Motivation der Forscher war es, eine Schutzlösung zu finden, von der auch Länder profitieren, die sich nötige Anpassungsmaßnahmen vor Ort nicht leisten können. „Wir wollten prüfen, ob es theoretisch möglich ist, unbewohnte Regionen der Antarktis zu opfern, um stark bevölkerte Küstenregionen auf der ganzen Welt zu schützen“, berichtet Katja Frieler, Leitautorin der Studie. Möglich wäre ein Aufschub des Meeresspiegelanstiegs so tatsächlich. Theoretisch eben, praktisch aber kaum realisierbar.

Anhand von Computersimulationen der Antarktis erkannten die Wissenschaftler, dass das Eis sich ständig bewege und in Richtung Küste gedrückt würde. Um zu verhindern, dass das zusätzliche Gewicht nicht zu einem weiteren Eisverlust an der Küste und auf diese Weise sogar zu einem Anstieg des Meeresspiegels führt, sei ein Pumpen weit in das Landesinnere erforderlich. 700 Kilometer müsste das Wasser mindestens transportiert werden, wobei Höhen von bis zu 4000 Metern überwunden werden müssten. Wie das PIK mitteilte, seien dazu ein „unvorstellbarer technischer Aufwand“ und eine „ungeheure Menge Energie“ nötig. Das Betreiben der Pumpen mit Windkraft erfordere beispielsweise 850 000 neu zu errichtende Windräder. Der auch als Geo-Engineering bezeichnete technische Eingriff in die Natur birgt außerdem noch ein zusätzliches Risiko, das den Forschern am PIK zu denken gibt. Co-Autor Anders Levermann skizziert das sich auf lange Sicht ergebene Problem. „Wenn wir eines Tages mit dem Pumpen aufhören, würde zusätzlicher Masseverlust der Antarktis den Meeresspiegelanstieg beschleunigen. Solch eine Maßnahme würde künftigen Generationen eine zusätzliche Last aufbürden.“ Auch sind sich die Klimaforscher sicher, dass ihr Ansatz nur dann einen Aufschub des Meeresspiegelanstiegs bewirken könne, wenn zugleich der Treibhausgasausstoß reduziert würde.

Die Treibhausgasemissionen sorgen weltweit für erhöhte Durchschnittstemperaturen. Durch die Wärme dehnt sich das Wasser in den Ozeanen aus, zudem schmelzen die Gletscher. Erst vor Kurzem hat auch Diego Rybski vom PIK daher zum Klimaschutz gemahnt, um die Klimafolgen zumindest zu begrenzen. „Sogar bei einer Temperaturstabilisierung werden die Meeresspiegel noch weiter ansteigen.“

Mit einem weiteren Team aus Forschern des PIKs hatte sich Rybski mit der Abschätzung der finanziellen Schäden durch Hochwasser befasst. Laut Markus Böttle, Leitautor dieser Studie, diene eine neu entwickelte Methode zur Kalkulation der durchschnittlichen jährlichen Kosten über einen längeren Zeitraum. Berücksichtigt werden dabei der zu erwartende regionale Meeresspiegel und die Flutwahrscheinlichkeit sowie Schutzmaßnahmen vor Ort. Die Studie zeige, dass die Kosten für die entstandenen Schäden noch schneller steigen würden, als der Meeresspiegel selbst. Für Kopenhagen habe etwa eine Modellrechnung ergeben, dass sich bei einem moderaten Meeresspiegelanstieg die „ökonomischen Verluste“ für die Stadt im gleichen Zeitraum verdoppeln würden. Merle Janssen

Merle Janssen

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