zum Hauptinhalt
Brandenburg, Mallnow: Wolken ziehen über die Landschaft eines Naturschutzgebietes am Rande des Oderbruchs.

© dpa/Patrick Pleul

Vom Menschen geformt: Oderbruch nun offiziell Europäisches Kulturerbe

Erstmals in der Geschichte des Kulturerbe-Siegels der Europäischen Union wird eine gesamte Landschaft ausgezeichnet. Eine besondere Ehre für das Oderbruch.

Brüssel/Letschin - Die Kulturlandschaft Oderbruch trägt nun offiziell das Europäische Kulturerbe-Siegel. Das dazugehörige Projekt „Das Oderbruch – Menschen machen Landschaft“ sollte am Montagabend bei einem Festakt in Brüssel das EU-Siegel überreicht werden, wie die Akteure und das Brandenburger Kulturministerium mitteilten.

Ausgezeichnet wurde Europas größte besiedelte Polderlandschaft, weil nach Angaben der EU-Kommission die Ideale und die Geschichte der Europäischen Union hier in besonderer Weise symbolisiert werden. Damit bekomme erstmals in der Geschichte des Siegels eine gesamte Landschaft diese Anerkennung.

Akteure vor Ort hatten sich lange darum bemüht. Rund 36 Oderbruch-Orte hatten sich dem Vorhaben angeschlossen, das über zwei Jahre vorbereitet wurde. Mit der Auszeichnung soll das Oderbruch an öffentlicher und politischer Aufmerksamkeit gewinnen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Für Kulturministerin Manja Schüle (SPD) ist das Oderbruch ein eindrucksvolles Beispiel gelungener Integration. „Menschen aus ganz Europa haben es in den vergangenen Jahrhunderten mit ihrem Wissen und ihrem Einsatz urbar gemacht, gestaltet und bereichert“, erklärte sie. In der wechselvollen Entwicklung der Region spiegle sich „eindrücklich europäische Kultur-, Geistes- und Wirtschaftsgeschichte wider“.

[Konkrete Bezirksnachrichten, Tipps, Kiez-Termine: Jetzt gebündelt und kostenlos in Berlins Bezirksnewslettern vom Tagesspiegel: leute.tagesspiegel.de]

Die Region ist nach der Trockenlegung vor knapp 270 Jahren entstanden, wurde durch Preußenkönig Friedrich II. mit Kolonisten besiedelt und wird durch ein ausgeklügeltes Wassersystem als Lebensraum erhalten. Die rund 60 Kilometer lange und bis zu 20 Kilometer breite Kulturlandschaft erstreckt sich von Hohensaaten im Norden bis Frankfurt an der Oder im Süden.

Größter besiedelter Flusspolder Europas

Die Region sei ein prägnantes Beispiel für die menschliche Formung von Landschaften in der europäischen Geschichte, erklärte das Kulturministerium. Als klar abgrenzbarer und mit fast 1000 Quadratkilometern größter besiedelter Flusspolder Europas verfüge das Oderbruch über ein raumübergreifendes Wassersystem, das technische Elemente aus mehr als 250 Jahren integriere.

Nur zwei Projekte – neben dem Oderbruch das Kloster Fulda nebst Petersberg in Hessen – hatte die deutsche Kultusministerkonferenz 2020 zur Bewerbung an die EU-Kommission weitergeleitet. Die Pandemie hatte das weitere Prozedere erschwert.

„Das Wichtigste ist die kommunale Beteiligung, sie ist doppelt so viel Wert, weil die Menschen vor Ort mit einbezogen werden“, sagte Kenneth Anders, Programmleiter am Oderbruch Museum Altranft – Werkstatt für ländliche Kultur. Wenn man gemeinsam eine kluge Beschreibung der eigenen Landschaft entwickele, werde Kultur zur Regionalentwicklung. Die Auszeichnung setze ein Zeichen für die Menschen, die im Oderbruch ihre Heimat haben und die Region mit Leben und Sinn erfüllten, sagte der Landrat von Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt (SPD). (tsp/dpa/epd)

Zur Startseite