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Kein Zug kommt. Die Bahn erfüllt nur 97,5 Prozent der vereinbarten Fahrten in der Region Berlin-Brandenburg.

© Jörn Hasselmann

Personalnot, technische Probleme und Baustellen: In der Region Berlin-Brandenburg fallen zahlreiche Züge aus

Kaputte Züge, viele Baustellen und immer mehr kranke Lokführer: Bei der Bahn läuft es nicht rund. Zwei Linien in Berlin-Brandenburg werden jetzt eingestellt.

Die Personalnot bei der Bahn verschärft sich immer mehr. Bis zum Ende der Sommerferien werden deshalb zwei Regionalbahnstrecken eingestellt. Bis zum 21. August fahren keine Züge auf den Linien RB13 (Wustermark-Jungfernheide) und RB23 (Michendorf-Potsdam). Dies teilte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) mit. Als Grund wurde „ein erhöhter Krankenstand“ genannt.

Mit der kompletten Einstellung der beiden relativ kurzen Linien soll der Betrieb auf den restlichen Linien stabilisiert werden, so der VBB. Auch auf der Linie RE66 (Berlin-Angermünde) fallen in den kommenden beiden Wochen einige Züge planmäßig aus. Damit fährt die Bahn nur noch 97,5 Prozent des von den beiden Ländern bestellten Angebots. Vor einer Woche hatte ein Bahnsprecher noch 98 Prozent genannt. Diese am Donnerstag mit dem VBB vereinbarte Notbremse reicht offenbar nicht. Schon am Freitag kündigte DB Regio an, dass am Wochenende zudem zahlreiche Züge auf der RB24 ausfallen (Berlin-Eberswalde). Hinzu kamen eine Vielzahl von spontanen Ausfällen. Die Bahn meldet diese tagsüber automatisiert bei Twitter, meist wird auch der Grund genannt.

Am Sonntag fielen – wie an allen Tagen der letzten Wochen – viele Verbindungen aus, die meisten wegen Defekten an Loks oder Waggons. Überblickt man einen längeren Zeitraum, sind die genannten Gründe recht gleichmäßig verteilt: „Reparatur an der Strecke“, „Reparatur am Zug“ sowie „kurzfristige Krankmeldung“ sind demnach die Hauptursachen. Ein Bahnsprecher hatte zu Beginn der Woche mitgeteilt: „Aktuell beeinflussen dutzende Baustellen sowie ein erhöhter Krankenstand die Qualität im Regionalverkehr.“ Dieser „coronabedingte Krankenstand ist leider nicht ohne Weiteres trivial lösbar“, so die Bahn.

Auch die BVG will Verkehr reduzieren

Corona spüren alle Verkehrsbetriebe. Die BVG hat ebenfalls am Donnerstag mitgeteilt, dass der Busverkehr nach Ferienende reduziert wird. Zwei Gründe werden genannt, die „aktuelle Pandemieentwicklung in Kombination mit einer angespannten Arbeitsmarktlage“.

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Ab Schulbeginn am 22. August werden bei den Bussen nur noch 97 Prozent der Fahrten angeboten, also ein ähnlicher Wert wie bei der Bahn. Die BVG betont in einer Mitteilung das Gute: „97 Prozent der Busfahrten finden statt. Und Straßen- und U-Bahnen fahren wie gewohnt.“ Der Fahrgastverband Igeb kritisierte die Einschränkungen scharf, dies sei „ein weiterer Rückschlag für die angestrebte Mobilitätswende“. Die Igeb warf der BVG vor, nicht ausreichend Fahrer einzustellen, „schon seit Längerem werde personell am Limit gefahren“. Die BVG räumte ein, dass man „seit einigen Wochen die angespannte Marktlage für Arbeitgeber“ bemerke.

Kürzer formuliert: Die BVG findet nicht mehr genug Leute. Verschärft wird die Situation in Berlin durch die seit Jahren nicht vorankommende Beschleunigung der Busse. Nach Berechnungen der Igeb werden täglich 100 zusätzliche Busfahrer benötigt, „weil zu viele Linien im Stau stehen“.

Flughafenexpress fällt bis Ferienende ersatzlos aus

Bei der Bahn gibt es, wie in jedem Sommer, zahlreiche Baustellen. Die Totalsperrung in Königs Wusterhausen ist die größte, aber auch viele andere Strecken sind betroffen. Und ab Montag fällt wegen Arbeiten in Grünau der Flughafenexpress bis Ferienende ersatzlos aus.
Offen bleibt, wieso es derzeit so viele technische Probleme gibt. Einen Grund nannte der Bahnsprecher auf Nachfrage nicht. Dem Vernehmen nach soll auch in den Werkstätten Personal fehlen, hinzu komme die extreme Belastung von Material und Personal durch das 9-Euro-Ticket. Schon Mitte Juni hatte der Tagesspiegel berichtet, dass die Zahl defekter Türen und Toiletten in den Zügen deutlich zugenommen habe.

Roland Pauli, der Geschäftsführer des privaten Unternehmens Odeg, hatte anschließend berichtet, dass die Toilettentanks derzeit in den Zügen teilweise schon nach einem halben Tag voll seien. Früher habe man diese teilweise nur jeden zweiten Tag leeren müssen. Die Gewerkschaft Verdi mahnte deshalb, dass das 9-Euro-Ticket nur dann verlängert werden dürfe, wenn die Betriebe genügend Leute hätten. „Mit dem aktuellen Personalmangel ist ein Mehrbedarf nur schwer aufzufangen“, sagte Jeremy Arndt von Verdi.

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