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Viele Passagierflugzeuge stehen vor dem Hauptstadtflughafen BER.

© Patrick Pleul/dpa

Update

Ein „schwieriges Jahr“: BER verzeichnet Verlust von 570 Millionen Euro – doch es soll wieder aufwärts gehen

Der Flughafen BER hat sein Eigenkapital aufgebraucht. Ab diesem Jahr soll es besser werden – auch dank einer Milliardenhilfe der Eigner.

Der Willy-Brandt-Airport für Berlin und Brandenburg will 2022 seine Verluste verringern und den Service für Passagiere verbessern. „Das erwarten auch Aufsichtsrat und Gesellschafter“, sagte Chefin Aletta von Massenbach am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) in Schönefeld. Ziel sei, die Abläufe für die Passagiere zu erleichtern.

„Wir wollen stabile Prozesse. Wir wollen einen guten Service“, so von Massenbach. Die jüngste Abwicklung des Osterverkehrs zeige, „es hat funktioniert“. Noch leide man auch am BER am Corona-Einbruch, „doch punktuell, zu bestimmten Zeiten haben wir das Vorkrisenniveau schon wieder erreicht“.

Eine gute Nachricht verkündete von Massenbach: Rechtzeitig vor den Sommerferien sollen die ersten acht der kaputten Laufbänder im BER-Hauptterminal repariert sein, die anderen acht dann bis Jahresende. Und im Gespräch mit allen Beteiligten sei man weiter, um die Taxi-Probleme endlich zu lösen, „es muss am Ende des Tages funktionieren.“

Doch beim Geld sieht es weiter schlecht aus. Die Finanzlage hat sich 2021 noch verschärft. Es sei ein „schwieriges Jahr“ gewesen, sagte BER-Chefaufseher Jörg Simon. Laut Geschäftsbericht ist die FBB, die sich mit dem 6,8 Milliarden Euro teuren BER-Airport übernommen hat, nun erstmals in eine bilanzielle Überschuldung (530 Millionen Euro) gerutscht. Das Eigenkapital sei aufgebraucht, bestätigte von Massenbach.

Der BER fertigte 2021 9,9 Millionen Passagiere ab, machte einen Umsatz von 271 Millionen Euro und einen operativen Verlust von 11 Millionen Euro. Der FBB-Konzernverlust (2020 rund 1 Milliarde) wurde auf 569 Millionen Euro fast halbiert.

Flughafen ist auf Finanzhilfe von Bund und Länder angewiesen

Es sind Zahlen, die bei anderen Unternehmen wohl den Gang zum Insolvenzverwalter zur Folge hätten. Dass dies bei der FBB nicht der Fall sei, liegt nach Worten von Massenbachs an „Rangrücktritten“ bei Gesellschafterdarlehen und der von Berlin, Brandenburg und dem Bund angekündigten Kapitalspritze von 1,7 Milliarden Euro Euro für die FBB.

Die EU-Kommission hat diese Beihilfe inzwischen genehmigt. Das Geld muss noch von den Parlamenten Berlins, Brandenburgs und des Bundes freigegeben werden. Vor diesem Hintergrund hätten die neuen Wirtschaftsprüfer, die KPMG, „ein uneingeschränktes Testat“ erteilt, so von Massenbach. Allerdings weist die KPMG im Bestätigungsvermerk auf Risiken hin: Es gebe „wesentliche Unsicherheit im Zusammenhang mit der Fortführung der Unternehmenstätigkeit“.

Ab 2022 solle es wieder aufwärts gehen

Doch ab 2022 soll es am BER wieder aufwärts gehen, um 2026 einmal schwarze Zahlen anzupeilen. Trotz aktueller Risiken mit dem Ukraine-Krieg und dessen unsicheren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft rechnet der BER-Airport 2022 mit rund 17 Millionen Passagieren, also mit 48 Prozent des Vorkrisenniveaus, wo 2019 in Tegel und Alt-Schönefeld 36 Millionen Passagiere abgefertigt worden waren.

Geplant ist, 2022 den Umsatz auf 549 Millionen Euro (2021: 271) zu verdoppeln, ein positives operatives Ergebnis (EBITDA) von 177,4 Millionen Euro zu erreichen. Allerdings soll das Geld nicht allein durch das Flughafengeschäft eingenommen werden, sondern auch durch Grundstücksverkäufe. Der Konzernverlust soll 2022 auf 147 Millionen Euro gesenkt werden.

So oder so, die BER-Rechnung geht nur auf, wenn 2022 und 2033 die Hilfen Berlins, Brandenburgs und des Bundes von 1,7 Milliarden Euro fließen. Ein Teil davon soll genutzt werden, die Schuldenlast zu minimieren, die auf fünf Milliarden Euro gestiegen ist.

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Zuletzt hatte der BER-Airport vor allem mit wachsenden Konflikten um Fluglärm für Schlagzeilen gesorgt. Und das, obwohl der Normalbetrieb im Luftverkehr noch nicht einmal erreicht ist. So bereiten Anrainerkommunen eine Klage vor, um wegen zu vieler Landungen in der Zeit zwischen 22 Uhr und 23 Uhr – eine der Stoßzeiten mit Vorkrisenniveau – die Einhaltung des BER-Planfeststellungsbeschlusses durchzusetzen.

Von Massenbach äußerte zwar Verständnis für Anwohner, stellte aber klar: Es gebe keinen „leisen Flughafen“. Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) hatte gefordert, am BER die Zahl besonders lauter Kurzstarts („Intersection Take Offs“) zu minimieren. Mit dem Betreiber des Nachtpostfliegers sei vereinbart worden, die volle Bahnlänge zu nutzen, sagte von Massenbach. Ansonsten sei es an Flughäfen nun einmal „einfach Usus, dass die Flugzeuge den kürzesten Weg nehmen. Das ist kein Spezifikum am BER.“

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