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Wurfgewaltige Argumente: VfL Potsdam startet in die neue Handball-Saison

Josip Simic startet als Torschützenkönig der Jugend-Bundesliga und U 19-WM-Spieler mit dem Drittligisten VfL Potsdam in die neue Handball-Saison.

Potsdam - Josip Simic war nicht da. Die ganzen letzten Wochen, in denen sich seine Mannschaftskameraden des VfL Potsdam auf die neue Drittliga-Saison vorbereitet haben, hat der 19-Jährige gefehlt. Dennoch ist er topfit, wenn am Freitagabend die Potsdamer Handballer in die neue Spielzeit starten und zum Auftakt den Vize-Meister der Vorsaison, Eintracht Hildesheim, in der MBS-Arena empfangen (Beginn: 19 Uhr). Simic kommt direkt von der U19-Weltmeisterschaft aus Nordmazedonien in den Luftschiffhafen. Während die deutschen Handball-Talente im Finale gegen Ägypten verloren, unterlag Simic mit der kroatischen U19-Auswahl im Spiel um Platz neun Japan im Siebenmeterwerfen. „Platz zehn ist natürlich nicht das, was wir wollten“, sagt Simic, „aber ich bin mega glücklich, dass ich dabei sein durfte.“

Sein Bewerbungsschreiben an den kroatischen U19-Trainer hatte aber auch 176 überzeugende Argumente. So viele Tore warf Simic in der vergangenen Saison in der Junioren-Bundesliga, womit er mit Abstand der erfolgreichste Schütze im Verbund Deutschlands bester Handball-Talente war. Simic' Qualitäten ist man sich beim VfL bewusst: Bereits im vergangenen Januar stattete der Verein den 19-Jährigen mit einem Zwei-Jahresvertrag aus, um sich seiner Fähigkeiten nun auch in der 3. Liga zu bedienen und die Entwicklung des Rückraumspielers selbst weiter voranzutreiben.

Nach dem Abi zur U19-WM

Vor drei Jahren kam der gebürtige Berliner zum VfL. Bis dahin hatte er bei den Füchsen Berlin und dann beim AC Eintracht Berlin gespielt. „Ich wollte Sport und Schule verbinden, was am besten in Potsdam möglich war“, begründet Simic seinen Wechsel von der Spree an die Havel. An der Sportschule im Luftschiffhafen hat er in diesem Jahr sein Abitur gemacht. Für viele Abiturienten beginnt nach der letzten Prüfung meist ein langer Sommer mit viel freier Zeit. Nicht so für Simic. Ende Juni bekam er die Einladung für die kroatische U19-Nationalmannschaft. 23 Spieler reisten nach Sagad ins Trainingslager, nach einer Woche begann das erste Aussieben, einige Spieler wurden aussortiert. Es folgten zehn weitere Tage „hartes Training, mit vielem Laufen und vielen Sprints", erzählt Simic. Nach zwei Testspielen und einem weiteren Trainingslager in Zagreb gehörte Simic zu den 16 Spielern des finalen WM-Kaders. „Damit ging eine neue Tür auf für mich“, sagt er, „ich konnte mich der ganzen Welt zeigen.“ Fünf der sieben WM-Spiele hat Simic für Kroatien bestritten und dabei sechs Treffer erzielt - „bei sechs Versuchen“, wie er betont.

VfL-Trainer Daniel Deutsch dürfte also einen fitten Spieler begrüßt haben, als sich Simic vergangenen Montag zurück zum Training meldete. „Es lief ganz gut“, kommentiert Simic die erste Übungseinheit mit seinen VfL-Kollegen und meint: „Wir kennen uns ja sehr gut von der letzten Saison.“

Die Mannschaft kennt sich

Tatsächlich wird es für die kommende Spielzeit als Vorteil gesehen, dass es bei den Adlern – anders als in den vergangenen Jahren – keinen gravierenden personellen Umbruch gab. Lediglich vier Neuzugänge sind zu verzeichnen, zu denen Simic und Torhüter Jan Jochens bereits mitgerechnet werden. Beide kommen aus der vereinseigenen A-Jugend und gehören nunmehr offiziell zum Kader der ersten Mannschaft für die 3. Liga, in der sie in der vergangenen Saison bereits eingesetzt wurden. Wirkliche Neuzugänge sind der zweitligaerfahrene Kreisläufer Norman Flödl und der schwedische Rückraumspieler Gabriel Gegerfeldt.

Dass sich die Mannschaft kennt, wird von den VfL-Verantwortlichen als Basis gesehen, um das Team weiterzuentwickeln. Während sich Trainer Daniel Deutsch und Mannschaftskapitän Yannik Münchberger jedoch mit allzu konkreten Saisonzielen zurückhalten und es als Anspruch formulieren, den starken Mannschaften der Drittliga-Nordstaffel ein ebenbürtiger Widersacher zu sein, sagt Josip Simic kühn: „Ich erwarte uns weit oben, vielleicht sogar in der Relegation für die zweite Liga.“ Mit dem Aufstieg werden vor allem der HC Empor Rostock oder Zweitliga-Absteiger HV Dessau-Roßlau in Verbindung gebracht. Aber der VfL? „Ja klar“, sagt Simic mit dem Selbstvertrauen eines U19-WM-Spielers, „man muss dran glauben.“

Kroatien ist Herzenangelegenheit

So wie er daran glaubt, dass der VfL gegenwärtig die beste Handball-Adresse für ihn ist. Er schätze die familiäre Atmosphäre und sieht zugleich die Chancen, die er für seine eigene Entwicklung hier hat. Höherklassig Handball zu spielen, ist ganz klar sein Ziel. Und Einsätze in der kroatischen Nationalmannschaft sollen nicht nur Erinnerung an die Jugend bleiben. Für das Heimatland seiner Großeltern und seines Vaters - seine Mutter ist Deutsche - zu spielen, war und ist für ihn eine Herzensangelegenheit. „Ich wollte immer für Kroatien spielen“, sagt Simic.

Bis ins Star-Ensemble der kroatischen Nationalmannschaft ist es allerdings ein sehr weiter Weg. Ab heute ist die dritte deutsche Liga Handball-Alltag des 19-Jährigen. „Ich glaube schon, dass ich da gut mitmischen kann“, meint Simic. Der Schritt aus der VfL-Jugend ins Potsdamer Drittliga-Team sei der absolut richtige zum gegenwärtigen Zeitpunkt. „Es wird viel härter gespielt als in der Jugend-Bundesliga. Man muss viel schneller entscheiden, was man machen will“, beschreibt er das höhere Anforderungsniveau, das ihn nunmehr erwartet. Da wolle er sich zunächst durchsetzen, wobei es ihm nicht an der dafür nötigen Aggressivität fehle. Viele Jahre hat Simic neben dem Handball auch Karate trainiert, was für einen Kontaktsport wie Handball keine schlechte Schule war.

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