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Erfolgreiche Premiere: Beim Heimsieg gegen Chemie Leipzig am Sonntag war Leonard Koch (r.) erstmalig SVB-Kapitän.

© Jan Kuppert

Wechsel des Kapitäns: Leonard Koch ist neuer Anführer des SV Babelsberg 03

In dieser Saison erkannte Leonard Koch ein Führungsproblem beim SVB – nun ist er selbst der neue Käpt’n. Beim bevorstehenden Spiel gegen Viktoria Berlin ist derweil Babelsbergs Trainer gesperrt. 

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Miroslav Jagatic war der emotionale Ausbruch nicht entgangen. „Nach dem Abpfiff hat man das Gefühl gehabt, da ist die Meisterschaft gewonnen worden“, sagte der Trainer der BSG Chemie Leipzig vorigen Sonntag über den frenetischen Jubel auf Seiten des SV Babelsberg 03. Dieser galt keinem Titeltriumph, sondern nur einem „herkömmlichen“ Sieg in der Fußball-Regionalliga Nordost. Aber weil es im 19. Saisonmatch erst der zweite Erfolg des SVB war und damit ein wertvoller im Kampf um den Klassenerhalt, fiel die Freude entsprechend groß aus. „Unsere Erleichterung war riesig“, sagt Defensivspieler Leonard Koch in der Rückschau. „Der Moment tat gut und wird uns stärken.“

Am Sonntag soll möglichst gleich Saisonsieg drei folgen. Dann treten die Babelsberger auswärts im Stadion Lichterfelde gegen den FC Viktoria 1889 Berlin an. Anpfiff ist um 13.30 Uhr.

Besonnen, kritisch und kommunikativ

Leonard Koch wird dabei wieder mit einer neuen Funktion aufs Feld gehen. Bei der Partie gegen Chemie war er erstmalig in seiner nunmehr fast vierjährigen SVB-Zeit Kapitän in einem Pflichtspiel. Eigentlich hat diese Rolle Philip Saalbach. Doch aufgrund langwieriger Knieprobleme ist er bereits seit Ende vergangener Saison außer Dienst und arbeitet aktuell an seinem Comeback. Saalbachs Vertretung hatte Mittelfeldmann David Danko übernommen. Einer, der in der historisch schlechtesten SVB-Hinrunde viel Engagement auf dem Rasen zeigte. Rannte, kämpfte. Allerdings sei er in der schwierigen sportlichen Situation bei der Aufgabe als Kapitän an seine Grenzen gestoßen, hat die Sportführung des Kiezklubs festgestellt. Trainer Predrag Uzelac entschloss sich daher in der Winterpause für einen Wechsel, der für Danko „eine Befreiung“ sei.

Für Mannschaft und Fans des SVB war der Sieg gegen Leipzig eine Erlösung. 
Für Mannschaft und Fans des SVB war der Sieg gegen Leipzig eine Erlösung. 

© Sebastian Gabsch

Uzelac legte sich auf Koch als neuen Mannschaftsführer fest. An dem 24-Jährigen schätzt der Coach dessen einerseits ruhige, besonnene Art. Und auf der anderen Seite, dass er „Dinge gut hinterfragt“, kommunikativ ist, das Wort auf und neben dem Platz ergreift, „wenn das notwendig ist“, so Uzelac. Allerdings sind das Wesenszüge, die der Fußballer Koch erst jüngst ausgeprägt hat. „In den vergangenen Jahren musste ich nicht so eine Sprecherrolle übernehmen. Da hatten wir andere Leute im Team, die das gut gemacht haben“, erzählt der gebürtige Berliner. Doch mit Saalbachs Verletzung und dem Abgang gestandener Spieler entstand ein Führungsloch bei Nulldrei. „Es war zu leise bei uns. Kaum einer ist vorangegangen“, meint er. „Deshalb hatte ich mir vorgenommen, jetzt selbst aktiver in dieser Hinsicht zu werden.“

Schulterverletzungen warfen ihn zurück

Bloß umsetzen konnte Koch dies bisher nur selten. Ende August kugelte er sich die linke Schulter aus, musste operiert werden und konnte daher 2019 nicht mehr spielen. „Das war ziemlich frustrierend, weil es eben wieder passiert ist.“ Schon in der Saison 2017/18 fiel er lange wegen derselben Verletzung aus.

Es waren zwei Rückschläge in seiner Karriere, die einst beim SV Empor Berlin begann. Nach einer Zwischenstation in der Jugend von Hertha BSC zog Koch weiter zur Nachwuchsabteilung von Union Berlin. Er spielte für die „Eisernen“ in der Junioren-Bundesliga, gab 2013 in Unions zweiter Mannschaft sein Debüt bei den Männern – mit einer Regionalligapartie gegen den SV Babelsberg 03. Zwei Jahre später bekam Koch gar ein paar wenige Zweitliga-Einsatzminuten. Aber die langfristige Perspektive an der Wuhle hatte er nicht, sodass er zur Saison 2016/17 an den Babelsberger Park wechselte.

Er und Team haben klare Meinung im Fall Frahn

Dort fühlt sich der BWL-Student der Universität Potsdam sehr wohl. „Ich bin mit dem Herzen bei dem Verein, weil er mir mit seiner ganzen Ausrichtung gefällt“, sagt er. „Zum Beispiel mit seinen Aktionen und der Außendarstellung.“ Rund um das Klubimage wurde zuletzt heftig diskutiert. Grund war die Verpflichtung von Stürmer Daniel Frahn, dem eine angebliche Nähe zur rechtsradikalen Szene vorgeworfen wurde. Er selbst streitet das entschlossen ab. Es sei ein Thema, dessen mediale Aufarbeitung natürlich auch der Mannschaft nicht verborgen bleibe, sagt Koch. „Aber wir haben als Team nach den Gesprächen und der gemeinsamen Zeit auf dem Platz eine klare Meinung über Daniel Frahn: Wir stehen zu ihm und er passt zu uns.“

Trotz der Nebengeräusche gelang am Sonntag der Sieg gegen Leipzig. Mit jetzt 13 Punkten hat sich der SVB als Drittletzter der Tabelle näher an die Nichtabstiegszone geschoben. „Unser Spiel war vielleicht nicht schön. Aber wir haben das gemacht, was in unserer Lage das Wichtigste ist: Wir haben gekämpft“, sagt „Leo“, der Löwe, Koch. Seine Qualitäten wie Zweikampfstärke, Spielübersicht und -aufbau brachte er auf zwei verschiedenen Positionen ein. In der Innenverteidigung und später im defensiven Mittelfeld. Er selbst bevorzuge zwar das Mittelfeld, aber letztlich sei es doch völlig egal, wo ihn der Trainer aufstelle, sagt der 1,87 Meter große Kicker. „Hauptsache, ich bringe Leistung und wir packen den Klassenerhalt.“ Mit ihm als Käpt’n Koch.

+++ Trainer Uzelac für Spiel bei Viktoria gesperrt +++

Nach seinem gelungenen Debüt als Cheftrainer des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03 muss sich Predrag Uzelac nun bereits wieder in die Zuschauerrolle begeben. Für das Auswärtsspiel seiner Mannschaft am Sonntag gegen den FC Viktoria 1889 Berlin (13.30 Uhr/Stadion Lichterfelde) ist der Kroate gesperrt. Beim Babelsberger 1:0-Sieg am Sonntag gegen Chemie Leipzig bekam Uzelac kurz vor Spielende die Gelb-Rote Karte und wurde auf die Tribüne geschickt.

Predrag Uzelac wurde nach seiner Gelb-Roten Karte auf die Tribüne verbannt.
Predrag Uzelac wurde nach seiner Gelb-Roten Karte auf die Tribüne verbannt.

© Manfred Thomas

Die erste Gelbe Karte im Spiel hatte er wegen Meckerns erhalten – sie sei nicht berechtigt gewesen, meint er. Wenige Augenblicke vor dem Abpfiff wollte der 53-Jährige dann seinen Spielern unbedingt noch einen Hinweis geben, begab sich dabei weit aus seiner Coaching-Zone, was mit Gelb-Rot geahndet wurde. „Es war emotional, ging um den Sieg und ich musste einwirken. An den möglichen Platzverweis hatte ich nicht gedacht“, sagt Uzelac. Dass er nun für ein Spiel gesperrt ist und gegen Viktoria nicht am Spielfeldrand stehen darf, sei „nicht schön“, sagt er. „Aber wichtiger ist, dass kein Spieler eine Sperre hat.“ Verteidiger Ugurtan Cepni und Mittelfeldakteur David Danko sind nach ihren abgesessenen Strafen wieder einsatzberechtigt.

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