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VfL Potsdam und HV Grün-Weiß Werder: Der Gewinner ist das Derby

Die Drittligapartie zwischen dem VfL Potsdam und HV Grün-Weiß Werder zeigt das Potenzial des Handballs in der Region rund um die brandenburgische Landeshauptstadt. 1550 Zuschauer sahen ein leidenschaftliches und mitreißendes Spiel.

So also kann ein Handballabend in der MBS-Arena aussehen. Das Prädikat „Ausverkauft“ fast erreicht, zwei lautstarke und trommelnde Fanblöcke. Und ein Handballspiel voller Leidenschaft und Emotionen. „Es war das Derby, was wir uns alle erhofft haben“, meinte Jens Deffke am späten Freitagabend. Zuvor hatte der Trainer des VfL Potsdam den 26:23 (14:11)-Sieg seiner Mannschaft gegen den HV Grün-Weiß Werder gesehen.

„Hammer“, urteilte auch VfL-Rückraumspieler Daniel Deutsch über die Kulisse von 1 550 Zuschauern. „Da sieht man mal das Potenzial, was es hier gibt“, so der designierte VfL-Trainer, der das Amt nach Ende der laufenden Drittligasaison übernimmt. Ihr Potenzial zeigten auch die unterlegenen Gäste aus Werder. Als Aufsteiger kämpfen sie um den Klassenerhalt, als aktuell Tabellenvorletzter müssen sie unbedingt punkten. Gegen den favorisierten VfL hatte die Mannschaft von Grün-Weiß-Coach Silvio Krause keine wirkliche Siegchance. Doch mit welcher Moral sie immer wieder Rückstände aufholte und dreieinhalb Minuten vor Schluss bis auf zwei Tore herankam, musste Krause loben. „Wenn es heute im Derby ein Mentalitätsproblem gegeben hätte, hätten wir von Beginn an etwas falsch gemacht“, meinte Krause nach der Schlusssirene. „Aber wenn wir diese Leidenschaft und Moral hochhalten können, dann ist es kein Problem, in der Liga zu bleiben“, gab er sich optimistisch. Sein Gegenüber sieht das genauso: „Werder zeigt ja schon die ganze Saison, dass sie eine enorme kämpferische Qualität haben“, sagte Deffke. „Auch heute haben sie wieder alles investiert.“

Leidenschaft statt Schönspielerei

Dass es am Freitagabend nicht gereicht hat, den VfL zu besiegen oder einen Punkt mitzunehmen, lag an der Cleverness der Potsdamer und insbesondere an der individuellen Klasse der Leistungsträger. Daniel Deutsch übernahm immer dann Verantwortung, wenn es das Spiel zu beruhigen galt. Und das war vor allem in der Anfangsphase nötig. Schon nach knapp einer Viertelstunde hatte sich Werders Lucas Schönebeck als Nachweis seines Eifers in den Zweikämpfen eine blutige Nase geholt.

Es war kein Handballspiel für Ästheten, aber eines mit Leidenschaft. Zu gut kennen sich die Protagonisten auf der Platte, als dass es eine sachlich vorgetragene Partie hätte sein können. Das Gros der Werderaner Spieler kommt aus den Reihen des VfL-Nachwuchses oder hat wie Florian Schugardt und Nils Jürschke bis vor zwei Jahren noch bei der ersten Mannschaft der Adler gespielt.

Anfeuerungswettstreit auf den Rängen

Die Brisanz der Nähe war deutlich zu spüren, aber auch die freundschaftliche Verbundenheit: Es war bei allem Engagement eine faire Partie, in der die Potsdamer zweimal einen guten Lauf hatten: Mitte der ersten Halbzeit zogen sie ebenso bis auf sieben Tore Vorsprung davon (13:6) wie gleich nochmal nach Wiederanpfiff (18:11). „Diese Hypothek war einfach zu groß“, haderte Krause schließlich. Doch nutzte sein Team Unkonzentrierten der Gastgeber beim Abschluss und sorgte mit schön herausgespielten Toren durch Joe Boede, einem Treffer von Florian Schugardt übers gesamte Feld ins verlassene VfL-Tor und klasse Paraden von Torhüter Tom Lessig selbst für einen grün-weißen Motivationsschub und lautstarken Support ihrer Anhänger. Sie lieferten sich im Rhythmus der wechselnden Angriffe auf dem Spielfeld einen wahren Anfeuerungswettstreit mit den VfL-Fans.

„So macht das Spaß“, konstatierte am Ende Daniel Deutsch. Und auch Werders Spielmacher Robin Huntz nahm trotz der Niederlage die Energie der Partie mit: „Wenn wir mit dieser Begeisterung in die nächsten Spiele gehen, steigen wir nicht ab“, so seine Überzeugung.

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