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VfL Potsdam: Feuerwerk zum Jahresauftakt

Beim 37:23-Heimsieg des Handball-Drittligisten VfL Potsdam gegen den Tabellenletzten SV Beckdorf zeigen Julius Dierberg und Nils Gugisch eine imposante Trefferquote. Derweil hat ein absoluter Führungsspieler der Adler sein nahendes Karriereende bekanntgegeben.

Eine halbe Minute vor Spielschluss setzte Nils Gugisch einen Siebenmeter-Wurf an den Außenpfosten. Oft genug gab es knappe Spiele des VfL Potsdam in dieser Handball-Drittliga-Saison, in der dieser Fehlwurf den Sieg gekostet hätte. Am gestrigen Sonntagnachmittag war es zu verschmerzen. Der VfL gewann hochüberlegen mit 37:23 (15:10) gegen den Tabellenletzten SV Beckdorf und feierte damit den dritten Sieg in Folge sowie einen erfolgreichen Start in die Rückrunde und ins neue Jahr.

Gugisch selbst tat der vergebene Siebenmeter auch nicht sonderlich weh. Ausgiebig genug hatte der flinke Rechtsaußen zuvor seinen Torhunger gestillt: Elf Mal traf er, wobei er minutenlang das VfL-Recht zum Torwurf für sich reserviert zu haben schien: Als die Adler zwischen der 36. und 41. Minute vom 19:12 auf 25:14 davonzogen, warf der 19-Jährige alle sechs Tore. Einer war indes noch erfolgreicher: VfL-Linksaußen Julius Dierberg traf 14 Mal.

Wenig Gegenwehr durch den Tabellenletzten

Der SV Beckdorf war der passende Gegner zur richtigen Zeit, um sich nach knapp drei Wochen Spielpause wieder in Schwung zu bringen. Gleichwohl: „Etwas mehr Gegenwehr hätte ich schon erwartet“, gestand VfL-Routinier Jan Piske. Doch blieb das Schlusslicht am gestrigen Tag den Nachweis seiner Drittliga-Tauglichkeit schuldig. Daher wollte und konnte VfL-Cheftrainer Jens Deffke den hohen Sieg nicht überbewerten. „Wir haben gesehen, woran wir in den nächsten Wochen arbeiten müssen“, sagte er mit Blick auf das schwierige Auswärtsprogramm, dass seine Mannschaft nach dem Heimderby gegen Grün-Weiß Werder in 14 Tagen dann vor sich hat. Ein Manko war trotz der 37 Tore die Abschlussqualität im ersten Durchgang. „Bis zur 20. Minute war das nicht gut“, gab sich Gugisch selbstkritisch und auch Piske meinte: „Mit Ruhm bekleckert haben wir uns nicht.“ In der zweiten Halbzeit gewann das VfL-Angriffspiel gegen zunehmend überforderte Gäste mehr an Tempo und auf den Außenbahnen waren bei schnellen Gegenstößen Dierberg und Gugisch eine Klasse für sich: 15 Treffer markierte das Duo allein im zweiten Durchgang.

Ausgang und Basis für die zahlreichen Konter waren zum einen ein sicherer Sebastian Schulz im VfL-Tor sowie eine starke Abwehr um deren Chef Robert Weiß. Viele Gelegenheiten wird es nicht mehr geben, den 29-Jährigen in Aktion zu sehen. Weiß kündigte kurz vor seinem hundertsten Spiel im VfL-Dress sein Karriereende zum Abschluss der Saison an. Der gelernte Physiotherapeut, der vor vier Jahren vom ESV Lok Pirna an die Havel wechselte, wird sich zukünftig Beruf und Familie widmen. Mit seiner Lebensgefährtin, Kanu-Olympiasiegerin Nicole Reinhardt, erwartet der Abwehrchef der Adler in diesem Jahr Nachwuchs. „Nach meinen schweren Verletzungen an Schulter und Knie musste ich auf dem Spielfeld bereits kürzer treten und konnte mich auf die Rolle als Abwehrchef konzentrieren. Die eindeutigen Signale meines Körpers zwingen mich nun zum Ende meiner leistungssportlichen Karriere“, sagt Robert Weiß zu dieser schweren Entscheidung.

Adler verlieren einen "vorbildlichen Spieler"

„Wir wissen, wie Robert für den Handball brennt und haben daher größten Respekt vor seiner Entscheidung“, kommentiert Alexander Haase, sportlicher Leiter beim VfL, die Pläne seines Spielers. „Mit Robert verlässt uns ein vorbildlicher Spieler. Nicht zuletzt wegen seiner Charakterstärke wurde er erst in dieser Saison von der Mannschaft zum Kapitän gewählt. Wir wünschen ihm privat und beruflich das Beste und sind sicher, dass wir ihn als Zuschauer öfter bei uns sehen werden“, so Haase.

Weiß, der seine sportliche Karriere beim ThSV Eisenach begann und für die Adler bislang 130 Tore erzielte, war maßgeblich am sportlichen Neuaufbau des Drittligisten beteiligt, als er vor vier Jahren nach Potsdam wechselte. Die aktuelle Rückrunde wird nun zur sportlichen Abschiedstour, nach der Weiß den Fokus jenseits des Leistungssports richtet: „Ich freue mich auf die Kombination aus Familie, Beruf und Freizeitsport. Sicher werde ich den Geruch von Wärmesalbe vermissen, ich bin jedoch sehr gespannt auf den Babyduft.“

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