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Neuer Linksfuß für Nulldrei. Amaechi Igwe (r.), hier am Freitagabend im Duell mit Wolfsburgs Kevin Schulze, ist der erste US-Kicker des SVB und fühlt sich in Babelsberg bereits wohl. Seine Schwester Chioma kickt nun für Bundesliga-Aufsteiger SC Freiburg.

© Jan Kuppert

Sport: Vater Tony ist sein größter Kritiker

Amaechi Igwe, der erste US-Kicker des SV Babelsberg 03, soll auf der linken Seite für Offensivdruck sorgen

Zuletzt in Ingolstadt sollte er links in der Abwehr den gegnerischen Angriff stoppen, jetzt soll er auf der linken Seite selbst die Offensive stärken. Amaechi Igwe, vor knapp zwei Wochen vom Fußball-Zweitligisten FC Ingolstadt zum Drittligisten SV Babelsberg 03 gekommen, bestritt am vergangenen Freitagabend mit seinem neuen Verein ein erstes Testspiel, das der SVB in Rathenow gegen den Regionalligisten VfL Wolfsburg II mit 0:1 verlor (PNN berichteten). Im Stadion Vogelgesang wuselte der 23-Jährige mit der Rückennummer 5 links hoch und runter, ohne nach seinen ersten vier Tagen gemeinsamen Trainings mit Nulldrei schon deutliche Akzente setzen zu können. „Ansatzweise war schon etwas zu sehen, viel kann man jetzt aber noch nicht sagen, da Igwe erst später in unser Training eingestiegen ist“, sagt Babelsbergs Chefcoach Dietmar Demuth über den ersten US-Kicker im SVB-Team, der selbst meint: „Nach dem kurzen Training war das erste Spiel schon okay.“

Amaechi Igwe, der sich am Freitagabend auf der Eröffnungsparty der SVB-Fans im Lindenpark den Anhängern mit seinem Spitznamen Igi vorstellte, hofft jetzt am Babelsberger Park auf bessere Zeiten als in Ingolstadt, wohin er 2010 gewechselt war. Dort hatte er Riesenpech, da er sich bereits in der Saisonvorbereitung eine schwere Knieverletzung zuzog und so erst Mitte April sein erstes Pflichtspiel bestreiten konnte – mit Ingolstadt II in der fünftklassigen Bayernliga, in der er insgesamt vier Partien bestritt. „Jetzt bin ich aber wieder fit“, erklärt der 1,85 Meter große Kicker, der daheim für die Santa Clara University ein Jahr stürmte, ehe er ab 2007 als Abwehrspieler für das Team New England Revolution aus Foxborough (Massachusetts) antrat. Mit dem bestritt er in der Major League Soccer – der höchsten gemeinsamen Spielklasse der USA und Kanadas – 22 Spiele. Mit den „Revs“ gewann er in der von beiden Ländern und Mexiko ausgetragenen North American SuperLeague 2008 das Finale gegen Houston Dynamo im Elfmeterschießen mit 8:7 und bestritt er zwei Partien in der CONCACAF Champions League Nord- und Zentralamerikas sowie der Karibik. International kickte Igwe auch mit der U17-Nationalmannschaft und dem U20-Team der USA, mit dem er 2007 bei der U20-WM in Kanada bis ins Viertelfinale kam.

„Ich bin im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen, weil ich in Europa spielen will. Ich bin noch jung und kann hier noch viel lernen. Außerdem hat Fußball hier einen höheren Stellenwert als daheim bei uns, wo Baseball und American Football ganz klar vorn liegen“, erklärt der dunkelhäutige Linksfuß, der einen prominenten Vater hat. Tony Igwe nämlich war einst Nationalspieler Nigerias, kickte für sein Land bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko und war dann ab 1969 vier Jahre lang Kapitän der nigerianischen Nationalelf. „Er hat meine Mutter Lisa, eine Italienerin, in San Francisco kennengelernt, so ist unsere Familie dort geblieben. Durch ihn habe ich schon als kleiner Junge Fußball gespielt. Dass er selbst auf einem sehr hohen Niveau spielte, macht es für mich nicht einfacher, denn natürlich werde ich auch an ihm gemessen. Und mein Vater ist mein größter Kritiker“, erzählt Amaechi Igwe, dessen Geschwister ebenfalls dem runden Leder nachjagen. Bruder Kelechi (27) spielt im College-Team der kalifornischen Santa Clara University, Schwester Chioma wird in dieser Saison ebenfalls im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion auflaufen – mit dem Frauen-Bundesliga-Aufsteiger FC Freiburg, der die 24-Jährige für sein defensives Mittelfeld verpflichtete. Chioma Igwe hatte 2008/09 bereits einige Partien für den 1. FC Saarbrücken in der 2. Frauen-Bundesliga bestritten. „Es ist schön, meine Schwester jetzt hier in der Nähe zu haben“, meint Amaechi Igwe, der mit seiner Familie daheim vor allem via Internet in Kontakt steht.

Beim SVB 03 fühlt sich der US-Boy, der derzeit noch im Hotel einquartiert ist und eine kleine Wohnung für sich sucht, bereits gut aufgehoben. „Die Jungs hier sind alle sehr nett und haben mich gut aufgenommen“, sagt er. „Und Potsdam ist eine schöne Stadt, von der ich aber noch nicht viel gesehen habe, denn wir hatten jeden Tag zweimal Training.“ Er wolle sich aber die Attraktionen der Stadt anschauen und alles tun, um mit seinem neuen Babelsberger Verein in der 3. Liga zu bestehen. „Das wird schwer, ist aber zu schaffen“, glaubt Igwe. „Es ist allerdings noch viel zu tun. Wir müssen uns erst einmal als Mannschaft richtig kennenlernen und zusammenfinden.“

Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am morgigen Dienstag. Dann trägt der SVB 03 um 19 Uhr sein zweites Testspiel beim Berliner Landesligisten SC Staaken auf dem Sportplatz an der Spandauer Straße 80 aus.

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