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Turbine und die Nationalmannschaft: Kochen mit Kick

Wenn Fußballerinnen von Turbine Potsdam mit der deutschen Nationalmannschaft bei großen Turnieren antreten, werden sie eigens von einem Teamkoch verköstigt. Momentan kommt Potsdams Nachwuchstorhüterin Vanessa Fischer bei der U20-WM in den Genuss.

Man nehme Huhn, Karotte, Gurke, Pesto und einen Schuss Honig-Senf-Soße, wickle das Ganze in ein Fladenbrot – und fertig ist der Kemme-Wrap. Kreiert und benannt nach Tabea Kemme vom Frauenfußball-Bundesligisten Turbine Potsdam. Eine clevere Marketingidee des Turbine-Partners „grünzeugs“, zu der auch die Sommerneuzugänge Sarah Zadrazil mit einem Salat und Eseosa Aigbogun mit ihrem persönlichen Wrap beitragen. Auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung lege sie großen Wert, erklärt die 24 Jahre alte Olympiassiegerin Tabea Kemme, die im Nationalteam des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auch als kleine Naschkatze bekannt ist. Etwa wenn Hannes Flade, Koch der DFB-Frauenmannschaft, Cookies als kleine Leckerei in seiner gesundheitsorientierten und leistungssteigernden Ernährungsphilosophie anbietet.

Flades Weg führte über Sternekoch Holger Stromberg, seit 2007 in Diensten von Jogi Löws Männernationalauswahl, zu den DFB-Ladies. Bei Olympia in Rio kochte er die Frauen zur Goldmedaille, nachdem er 2014 mit Löw & Co. bereits Weltmeister in Brasilien geworden war. „Ich achte vor allem auf große Vielfalt, damit die Mädels auch Lust auf Essen haben. Ein gewisser Pfiff ist dabei immer gut“, beschreibt er den Grundsatz bei der Verköstigung. „Alles wird individuell in Büfettform angeboten. Denn jeder Körper reagiert unterschiedlich.“ Maßgerechte Ernährung sei wichtig, um Top-Leistungen abrufen zu können. Auch in den Halbzeitpausen wird aufgetischt. In der Kabine stehen Trockenfrüchte, Müslis und ein fettarmer Bananen-Kuchen bereit. „Und nach dem Spiel sollte schnellstmöglich ein Energie-Shake die Regeneration unterstützen.“

Die Spielerinnen fragen auch manchmal nach den Rezepten

Vor einem Match gibt es ballaststoffarme und energiereiche Kost, denn ein Völlegefühl im Magen wäre schlecht. Dazu die Saftstation für den individuellen Shake und ein Gemüse-Entsafter für Smoothies. „Die Mädels sind pflegeleicht und es herrscht eine tolle Atmosphäre“, sagt Flade. Seine Kochkünste sind beliebt. „Manchmal werde ich auch ganz konkret auf Rezepte angesprochen.“

Auch bei der derzeitig in Papua-Neuguinea stattfindenden U20-Weltemeisterschaft wird für das deutsche Team, das seine beiden bisherigen Vorrundenspiele gegen Venezuela (3:1) und Mexiko (3:0) gewonnen hat, mit Kick gekocht. „Das Thema Essen ist sehr unkompliziert“, stellt denn auch Vanessa Fischer in ihrem Online-Tagebuch fest. Sie ist die einzige Akteurin von Turbine Potsdam bei der U20-WM, wurde als eine von drei deutschen Torhüterinnen aber noch nicht eingesetzt. „Wir“, schreibt Fischer, „haben in unserem Tross einen eigenen Koch, welcher dafür sorgt, dass es uns an nichts fehlt.“ Was gerade bei einem langen Turnier in ungewohntem Klima für Leistungssportler durchaus von Bedeutung ist. „Es ist sehr warm und hier herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit“, berichtet die Sportschülerin aus Port Moresby.

Durch gutes Essen "die letzten Prozentpunkte herauskitzeln"

Die DFB-Juniorinnen hegen großes Vertrauen in die Expertisen und das Können ihres Mannes am Kochtopf. Der heißt Felix Markwardt und ist alltags Küchenchef des Hyatt Regency Hotels in Köln. Den Blick über den Rhein auf den Kölner Dom unweit des Stahlkolosses der Hohenzollernbrücke und seine Vorliebe für Sushi hat er gegen sportgerechte Angebote in Papua eingetauscht. „Ich freue mich auf neue Erfahrungen und darauf, der Mannschaft mit einer guten Ernährung zu helfen, die letzten Prozentpunkte herauszukitzeln“, sagt Markwardt. Mit heimischem Touch in einheimischer Exotik. Denn die Grundbestandteile der papuanischen Küche sind Yams-Knolle, Sago und Süßkartoffel. An der Küste erhält man reichhaltig Fisch und Meeresfrüchte. Aber auch gebackene Ameisen, rohe Ameiseneier und gekochte Ameisen mit Blättern werden gern gegessen, heißt es.

„Im Vorfeld war schwer zu erahnen, was uns erwarten würde. Ich bin mit der Qualität der Produkte und dem Hygiene-Standard in unserem Hotel sehr zufrieden und versuche, die Gerichte des einheimischen Personals unserem Geschmack anzupassen, ohne die Küche zu verfälschen“, verrät Markwardt als Arbeitsmaxime. „In Papua wird viel lokal angebautes Gemüse und frisches tropisches Obst gegessen.“ Einziges Manko für den Koch: Von den Spielen bekommt er nur maximal die erste Halbzeit mit. Dann geht es zurück in die Küche, um das Essen vorzubereiten. 

Rainer Hennies

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