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Zeig her das Goldstück. Tabea Kemme von Turbine Potsdam (l.) und die Ex-Potsdamerin Anja Mittag sind jetzt Olympia-Siegerinnen.

© A. Ernesto/dpa

Turbine-Spielerinnen gewinnen Olympia-Gold: Gold mit Potsdamer Akzent

Die Turbine-Fußballerinnen Tabea Kemme und Svenja Huth kehren als Olympiasiegerinnen aus Rio zurück. Im Gepäck: die wertvolle Goldmedaille.

Rio de Janeiro/Potsdam - Deutschlands Fußballerinnen sind Olympiasiegerinnen. Das Team der scheidenden Bundestrainerin Silvia Neid hat das Endspiel gegen Schweden vor 52 432 Zuschauern im legendären Maracana-Stadion von Rio de Janeiro verdient 2:1(0:0) gewonnen. Dzsenifer Marozsán brachte die DFB-Frauen in Führung (48. Minute), Linda Sembrant erhöhte per Eigentor auf 2:0 (62.), Stina Blackstenius verkürzte für die Schwedinnen (67.). In der Schlussphase hatte das DFB-Team dann Glück in mehreren brenzligen Situationen.

„Das war das i-Tüpfelchen. Ich bin einfach total happy. Das war wirklich etwas Besonderes und erfüllt einen mit Stolz“, meinte Neid vor der langen Party-Nacht. „Heute wird getanzt und gesungen.“ All Neid long, sozusagen. Das taten die Spielerinnen schon im Stadion bei Sekt und Bier ausgiebig. Zweieinhalb Stunden nach dem Abpfiff schallten immer noch Jubel-Lieder aus der Kabine, ehe es zur großen Sause ins Deutsche Haus ging. Dort warteten bereits die Hockey-Frauen und die als Feierbiester bekannten Hockey-Herren, als nach Mitternacht (5 Uhr MESZ) die Golden Girls des DFB jubelnd einzogen.

Mittendrin die beiden Turbinen Tabea Kemme und Svenja Huth

Sekt-Fontänen aus einer Magnum-Flaschen spritzend betrat das Team „We are the Champions“ schmetternd jubelnd und wild hüpfend das Haus. „So sehen Sieger aus“ singend, wie schon im Stadiongang beim schier ewig langen Warten auf die Medaillenzeremonie, eroberten sie das Deutsche Haus, um die Korken knallen zu lassen. Später dröhnte Tanzbares von Helene Fischer und Shaggy aus den Boxen. Mitten drin in der atemlosen Fetennacht natürlich die beiden Turbinen Tabea Kemme und Svenja Huth.

Einziges Manko: Bereits am Tag darauf war der Abflug aus Rio nach Deutschland angesetzt. Mit Wertvollem im Gepäck bei Huth und Kemme. Erlebnisse, die einem keiner mehr nimmt und erfolgreiche mit Gold gekrönte Fußballspiele. Huth wurde aus der Reserve zum Viertelfinale in den Kader gerufen und kam immerhin auf zwei Kurzeinsätze inklusive des Finales. Kemme begann als Wechselspielerin, trat überzeugend auf und wurde daraufhin in die Startformation berufen. Beim letzten Gruppenspiel wurde sie im Fan-Voting von dfb.de zur besten Spielerin der Partie gegen Kanada gewählt.

Im Halbfinale rettete Kemme die 1:0 Pausenführung, als sie in der 45. Minute einen kanadischen Angriff mit dem Kopf auf der Linie klärte. Und auch im Finale gegen Schweden gab es Schwerstarbeit zu verrichten. Vor den Augen der Eltern. Die waren eigens von ihrem Hof in Geversdorf an der Elbmündung nach Rio geflogen, um den größten Triumpf ihrer Tochter vor Ort im Stadion zu erleben. Tabea Kemmes Schwester Neele hatte die Partie gemeinsam mit Verwandten am Fernseher zu Hause verfolgt. „Wir haben mitgefiebert, die Daumen gedrückt und uns riesig gefreut, dass Tabea sich mit diesem Olympiasieg ihren Traum erfüllen konnte. Wir sind natürlich wahnsinnig stolz auf diesen Erfolg meiner Schwester.“

Silvia Neid hinterlässt riesige Fußstapfen

DFB-Präsident Reinhard Grindel, der schon in den Stadionkatakomben gratuliert hatte, sprach später am Abend von einem historischen Ereignis, den der erstmalige Gewinn einer Goldmedaille bedeute. „Das ist für mich der größte Erfolg, auch aufgrund der Dichte des Wettbewerbes“, ordnete er die Medaille höher ein als die bisherigen beiden WM-Titel der Frauen. 6,38 Millionen Zuschauer hatten die Partie am Fernseher verfolgt. Das ist erneut eine Spitzenquote, wie schon im Halb- und Viertelfinale. Die Fußstapfen, die Neid hinterlässt, sind riesig. Für  Grindel ist sie die Frau, „die den deutschen Frauenfußball am meisten geprägt hat“. Grindel äußerte zugleich die Hoffnung, der Olympiasieg möge einen weiteren Schub geben – und erntete umgehend Widerspruch von Neid. „Wie viele Schübe brauchen wir denn noch?“, sagte sie verblüfft. „Ich denke, dass wir im deutschen Frauenfußball wirklich gute Strukturen haben.“  (mit dpa)

Rainer Hennies

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