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Das hätte es sein können. Im letzten Moment rettet Bayerns Abwehrspielerin Verena Faißt gegen Svenja Huth von Turbine Potsdam. Die Stürmerin hatte die Möglichkeit zum 1:1, um dem Pokalspiel eine Wende zu geben.

©  Jan Kuppert

Turbine Potsdam: Nur an guten Tagen zu schlagen

Nationale Titelgewinne von Turbine Potsdam rücken weiter in die Vergangenheit. Der Brandenburger Frauenfußballverein scheiterte im diesjährigen DFB-Pokalhalbfinale am FC Bayer München. Die Hürde im Süden war zu hoch für eine harmlose Turbine-Mannschaft.

An einem guten Tag könne Turbine Potsdam die im deutschen Frauenfußball entrückten Teams wie VfL Wolfsburg oder Bayern München schlagen, meint Matthias Rudolph. Einen solchen Tag erlebte der Turbine-Trainer am gestrigen Sonntag nicht. 1:3 (0:1) verlor seine Mannschaft im Halbfinale des DFB-Pokals gegen den FC Bayern. In der anderen Partie behauptete sich Wolfsburg 4:1 (2:0) gegen die SGS Essen. Somit kommt es am 19. Mai in Köln zum Endspiel zwischen den derzeit besten Mannschaften des Frauenfußballs.

Gegen den VfL Wolfsburg hatte Turbine am Ostersonntag die erste Saison-Niederlage in der Bundesliga kassiert, nun folgte das Pokal-Aus gegen die Bayern. Es war im Stadion an der Grünwalder Straße schlichtweg zu wenig an Offensivkraft, die Turbine auf den Platz brachte. Im Spiel nach vorn fehlten Entschlossenheit und Genauigkeit. „Fehlende Aggressivität“ bemängelte Rudolph in seinem Resümee für die erste Halbzeit. Da war es lediglich die in gewohnter Manier fleißig ackernde Svenja Huth, die nach schönem Dribbling die eine der wenigen Chancen hatte, doch wurde ihr Schuss im letzten Moment von Münchens Abwehrspielerin Verena Faißt geblockt (38. Minute).

Prasnikar-Tor nur Ergebniskosmetik

Es wäre der Ausgleich für Turbine gewesen, nachdem zehn Minuten zuvor Leoni Maier die Bayern in Führung gebracht hatte. Völlig allein gelassen von der Potsdamer Abwehr konnte sie eine Kopfballvorlage von Fridolina Rolfö ins Tor schieben. Doch mit dem Eindruck, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, über München nach Köln zu kommen, muss Matthias Rudolph seine Pausenansprache gehalten haben. Diese fiel nämlich äußerst kurz aus, ganz so, als wollten seine Spielerinnen keine Zeit verlieren, den Worten Taten folgen zu lassen.

Allerdings  geriet alles Gesagte und Vorgenommene schnell zur Makulatur. Keine zwei Minuten nach Wiederanpfiff wehrte Turbine-Torhüterin Lisa Schmitz einen Eckball mit einer Hand zu kurz ab, das Leder fiel Bayerns Carina Wenninger vor die Füße, die Maß nahm und sehenswert zum 2:0 traf. „Damit war das Spiel praktisch entschieden“, konstatierte Rudolph. In der Tat: München kontrollierte mit Ruhe Ball sowie Spiel und hinderte Potsdam erfolgreich am Spielaufbau. Auch als Matthias Rudolph nach einer Stunde mit Melissa Kössler und Lara Prasnikar zwei Offensivspielerinnen brachte, bleib das Muster des Spiels das gleiche: intensive Zweikämpfe, viel Laufarbeit, aber wenig Torgefahr im Münchner Strafraum, dafür auf der anderen Seite ein hohes Maß an Effizienz. Einen klasse Konter mit finalem Pass von Sarah Däbritz schloss Nicole Rolser zum 3:0 für die Bayern ab (86.). Vorausgegangenen war eine Szene, die typisch war für die Potsdamer Harmlosigkeit, als Huth einen Freistoß aus aussichtsreicher Position flach in die Münchner Mauer schoss. Lara Prasnikars Tor in der 89. Minute konnte den Einzug der Bayerns ins Finale nicht mehr gefährden.

Nachholspiel am Mittwoch gegen Freiburg

Somit rücken für Turbine Potsdam nationale Erfolge weiter in die Vergangenheit. Der letzte Pokalgewinn gelang 2006, die letzte Meisterschaft 2012. Die mittelfristige Zukunft wird bei dem Brandenburger Bundesligisten weiterhin eine Zeit des Umbruchs sein. Wolfsburg und München, die nicht zuletzt wirtschaftlich und infrastrukturell die besseren Möglichkeiten haben, werden sich auf europäischer Bühne weiter profilieren – und von Turbine nur an guten Tagen zu schlagen sein.

Zum Maß der Dinge in der Bundesliga streben Klubs wie der SC Freiburg auf, der am kommenden Mittwoch um 17 Uhr zum Nachholspiel im Karl-Liebknecht-Stadion gastiert.

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